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Der Tod steht ins Haus

Der Tod steht ins Haus

Titel: Der Tod steht ins Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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zehn Minuten hier sind, rufe ich die Polizei!« fauchte ich und knallte
den Hörer auf die Gabel.
    »Kommt er?« erkundigte sich
Mike.
    »Und wie!« erwiderte ich
bitter. »Den könnten keine zehn Pferde zurückhalten. Inzwischen soll ich den
Mörder verführen, damit er nicht vorzeitig wegläuft. Mein Held!«
    »Das wollte ich nur wissen«,
sagte Mike. »Jetzt kannst du zu den anderen ins Wohnzimmer gehen.«
    Ich bekam einen weiteren
Schock, als ich sah, wer »die anderen« waren. Zwei davon saßen nebeneinander
auf der Couch. Dolores trug einen rosa Kaschmir-Pullover und eng anliegende
weiße Leinenhosen. Ihr Gesichtsausdruck war ernst, und ihre Augen blickten fast
verängstigt.
    Abigail trug wieder das grüne
Satinkleid, in dem ich sie schon kannte, so daß ich überlegte, ob sie darin
wohl auch zu Bett ging. Ihr graues Haar hätte eines Kammes bedurft, aber sonst
wirkte sie höchst zufrieden, als erwarte sie einen besonderen Genuß.
    »Was machen die denn hier?«
fragte ich Mike English.
    »Das ist eine Party«, grinste
er hinterhältig. »Alle sind eingeladen. Da siehst du, daß wir den guten Sam
nicht auslassen konnten. Jetzt brauchen wir nur noch zu warten, daß er kommt
und Howard aufwacht.« Sein Pistolenlauf nötigte mich zur Couch hinüber, wo ich
mich zwischen die beiden setzen mußte.
    Abigail seufzte leise und
schloß die Augen. »Ich kann es spüren«, sagte sie mit ihrer deprimierend
düsteren Stimme. »Überall um uns — sie sammeln von Minute zu Minute mehr Kraft.
Ich habe das Böse noch nie so stark, so mächtig erlebt. Es ist erregend!«
    »Laß doch den Quatsch«, sagte
Dolores gereizt. »Heb dir das fürs Fernsehen auf.«
    »Ich habe es dir doch schon
gesagt, meine Liebe«, Abigails Augen glitzerten, während sie Dolores musterte,
»verhöhne die Wahrheit nicht. Mach dich nicht über etwas lustig, das du nicht
verstehst! Das Böse ist allmächtig, wir sind nur seine Werkzeuge. Dagegen kann
man nichts tun. Wenn du klug bist, sträubst du dich nicht, ihnen zu Willen zu
sein — um dich selbst zu retten!«
    »Du hättest dich in Long Beach
ruhig sträuben sollen, dann säßen wir jetzt nicht so in der Tinte«, fauchte
Dolores. »Du scheinst tatsächlich übergeschnappt zu sein — diesen Unsinn zu
glauben!«
    »Natürlich«, erwiderte Abigail
selbstzufrieden. »Ich wundere mich, daß du daran je zweifeln konntest.«
    »Was war denn in Long Beach?«
fragte ich interessiert. Da ich nun schon einmal zwischen den beiden
eingeklemmt war, wollte ich mich wenigstens an der Unterhaltung beteiligen. Ich
blickte höflich in Abigails Richtung, doch wünschte ich im gleichen Moment, ich
hätte es unterlassen. Die Spitze ihrer Nase wies direkt auf mich, und ihre
schwarzen Augen schienen sich in meinen Kopf zu bohren.
    »So ein hübsches Mädchen«,
sagte sie leise, meine Frage völlig ignorierend. »Eine echte Blondine mit
wundervoller weißer Haut. Sie wissen doch, nicht wahr, meine Liebe?«
    »Was soll ich wissen?« fragte
ich nervös.
    »Mädchen wie Sie lieben sie am
meisten — die sind am verwundbarsten.« Sie tätschelte meine Hand, bis ich sie der
Berührung ihrer feuchten kalten Finger entzog.
    »Deshalb sind auch die Mächte
des Bösen ringsum uns spürbar.« Sie kicherte gemein. »Weil für Sie, liebes
Kind, mehr Gefahr besteht, als für die anderen im Raum.«
    »Hören Sie nicht auf Abigail!«
sagte Dolores scharf. »Sonst treibt sie es noch ärger. Je größere Angst sie
anderen einjagen kann, desto mehr genießt sie es. Sie ist nicht ganz normal.«
    Abigail starrte Dolores einen
Augenblick voller Haß an, dann kicherte sie wieder.
    »Ich wünschte, ich hätte deine
Gabe, meine Liebe«, sagte sie leise. »Die Fähigkeit, in die Zukunft zu sehen...
Und noch dazu so genau! Bedrückt es dich nicht, das Schicksal eines Menschen
vorauszusehen, dem er trotz deiner Warnungen nicht entgehen kann? Was hast du
empfunden, als du wußtest, daß er letzte Nacht hier saß und dir sein Leben
unter den Fingern zerrann?«
    »Halt den Mund, du gemeine
Hexe!« stieß Dolores hervor.
    »Hattest du Mitleid mit ihm?«
fuhr Abigail ungerührt fort. »Weil du wußtest, daß er keine Chance hatte, dem
Tod zu entrinnen?«
    »Du sollst den Mund halten!«
Dolores schien einem hysterischen Anfall nahe.
    »Ich plaudere nur, meine
Liebe«, sagte Abigail milde. »Deine Gabe fasziniert mich. Sag uns doch, ob du
auch für heute nacht etwas prophezeien kannst? Lauert der Tod wieder in diesem
Raum, wo er sich erst vor so kurzer

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