Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod steht ins Haus

Der Tod steht ins Haus

Titel: Der Tod steht ins Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Augenausdruck. »Nun, meine Show ist eine
Art Gesprächsrunde, ich stelle drei oder vier Gäste vor, und wir unterhalten
uns einfach eine Stunde. Der Clou dabei ist, daß wir nur leicht verrückte Gäste
präsentieren, harmlose Irre und Phantasten, die die Erde für eine Scheibe oder
den Grand Canyon für das Werk von Termiten halten, Leute, denen, kurz gesagt,
eine Schraube fehlt.«
    »Ich habe ja durchaus Verständnis
dafür, daß in Ihrer Show nur Menschen dieser Art auftreten, Mr. Barry«, sagte
ich liebenswürdig. »Aber was hat das mit diesem >auf Leben und Tod< zu
tun?«
    »Da in unserer Show
Unzurechnungsfähige mitwirken, könnte jemand dieses Blatt aus Jux geschickt haben«,
erwiderte er gepreßt. »Begreifen Sie? Das habe ich Ihnen doch vorhin schon
einmal erklärt!«
    »Aber mein Klient hat mir
zweihundert Dollar gezahlt, damit ich den Fall aufkläre«, sagte ich beunruhigt.
»Wenn er hört, daß er soviel Geld ausgegeben hat, nur um herauszufinden, daß es
ein Jux gewesen ist, wird er wütend auf mich sein. Es muß mehr dahinterstecken,
sonst verlangt er womöglich sein Geld zurück.«
    Er musterte mich noch immer mit
dem versonnenen Augenausdruck, der dieser primitiven Gier vom Anfang gefolgt
war.
    »Passen Sie auf«, begann er
freundlich. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Es gibt eine unfehlbare Methode,
wie Sie herausbekommen können, ob mehr als ein Scherz dahinter steckt.«
    »Wie?« fragte ich eifrig.
    »Kommen Sie morgen abend als
Gast in meine Show«, erwiderte er. »Dann können Sie genau verfolgen, was sich
abspielt.«
    »Ja«, sagte ich zögernd,
»aber...«
    »Bedenken Sie, was das für eine
Publicity wäre«, fuhr er schnell fort. »Miss Seidlitz, die Privatdetektivin —
Tausende von Zuschauern würden Sie sehen.«
    »Nun ja«, sagte ich zweifelnd,
»die Idee ist vielleicht ganz gut, aber was soll ich machen? Ich meine, ich
kann weder singen noch sonst etwas.«
    »Sie brauchen auch gar nichts
zu können. Es handelt sich doch nur um eine Gesprächsrunde«, beruhigte er mich.
»Alles, was Sie tun müssen, ist dazusitzen, ein paar Fragen zu beantworten und
auszusehen wie jetzt.«
    »Na gut«, sagte ich. »Ich mache
es.«
    »Großartig!« sagte er. »Geben
Sie meiner Sekretärin Ihre Adresse, ich lasse Sie dann morgen abend mit einem
Wagen abholen, Mavis. Sie haben doch nichts dagegen, daß ich Sie Mavis nenne?«
    »Durchaus nicht«, erwiderte
ich.
    »Sehr schön. Und ich bin für
Sie Sam.«
     
     
     

2
     
    Auf dem Rückweg vom Studio
machte ich eine kleine Mittagspause, und gegen halb drei war ich dann im Büro.
Ich rief sofort Mr. Romayne an und berichtete ihm von meinem Gespräch mit Sam
Barry und daß ich in der Freitag-Abend-Show auftreten würde, um die Ereignisse
unter Kontrolle zu haben. Aber Mr. Romayne schien stark erkältet zu sein, denn
er krächzte nur ein paarmal und legte dann einfach auf.
    Die nächste Stunde zog sich
ziemlich in die Länge, aber ich dachte, daß es besser wäre, noch ein bißchen im
Büro zu bleiben, falls Mr. Romayne zurückrufen und mir zu meinem Erfolg mit Sam
Barry gratulieren wollte.
    Ich hatte mich gerade in ein Comic
Book vertieft, als jemand an die Tür klopfte und ich eben noch rechtzeitig
aufblickte, um einen Mann in mein Büro treten zu sehen. Ich starrte ihn wortlos
an und war sofort hin und weg, denn er war genau mein Typ. So etwas passiert
einem schließlich nicht alle Tage.
    Er mochte um die Dreißig sein
und hatte schwarzes Haar, das einen Friseurbesuch vertragen hätte, aber
vielleicht wußte er, daß er dadurch besonders jungenhaft wirkte. Sein Gesicht
war schmal und zerklüftet, und seine traurigen braunen Augen betonten sein
intelligentes Profil, das mich an Harvard und gute Kinderstube denken ließ. Er
trug ein graues Sportjackett mit hellbraunen Hosen und ein blaues Seidenhemd.
    »Miss Seidlitz?« fragte er mit
tiefer Stimme, deren Klang mir einen Schauer über das Rückgrat jagte.
    »O ja«, schluckte ich. »Was
immer Sie verkaufen wollen, ich nehme den Rest.«
    »Ich verkaufe nichts.« Er
lächelte und zeigte weiße ebenmäßige Zähne. Dann setzte er sich auf einen
Stuhl, steckte sich eine Zigarette an und musterte mich, als sei Inventur.
    Wenn er nichts verkaufen
wollte, war er vielleicht ein Beatnik, aber das konnte auch nicht sein, denn er
hatte sich rasiert, und seine Fingernägel waren sauber.
    »Mein Name ist Howard«, sagte
er mit dieser wundervollen, kultivierten Stimme, »Edward Clyde Stanton Howard —
aber Sie dürfen

Weitere Kostenlose Bücher