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Der Tod traegt Turnschuhe

Der Tod traegt Turnschuhe

Titel: Der Tod traegt Turnschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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»Und wenn ich einen Zeitsprung gemacht habe, dann vielleicht ja auch Ron.«
    Mist, wenn er dasselbe gesehen hatte wie ich, wusste er jetzt, wer die Zielperson war. Ich stand auf und stieß mir fast den Kopf an der Decke. »Wir müssen los«, sagte ich, obwohl ich mich noch immer benommen und zittrig fühlte. Ich hatte seit Monaten keinen Hunger mehr gehabt oder mich krank gefühlt, sodass es jetzt wie ein Schock für mich kam. Möglicherweise hatte der Zeitsprung meinem Amulett ja eine ganze Menge Energie entzogen.
    »Wo ist Nakita?«, fragte ich, als Barnabas sich nicht rührte. Er saß noch immer auf der Sitzbank des Vans und sah mich an, als könnte ich jeden Moment zu Bruch gehen. »Wenn das, was ich gesehen hab, die Zukunft war, hat Shoe seine Entscheidung getroffen. Wenn ich ihn nicht umstimmen kann, ist sein Schicksal besiegelt. Ich muss mit i hm reden, bevor er irgendeine Dummheit macht oder Ron seine Identität herausfindet.«
    Barnabas fasste mich beim Arm und zog mich zurück auf den Sitz. »Mach langsam, Madison.«
    »Mir geht's super«, widersprach ich und streckte eine zitternde Hand nach dem Türgriff aus - der sich kein Stück bewegen ließ. »Aber Ron weiß vielleicht schon, wer die Zielperson ist. Er sieht schließlich, was ich sehe, oder nicht? Wenn wir Shoe nicht finden, bevor es irgendein weißer Engel tut, wird Nakita ihn töten. Barnabas, wir haben keine Zeit zu verlieren!«
    Die Ironie all dessen war mir nicht entgangen und ich zog wieder an dem Türgriff. Doch entweder machte ich etwas falsch oder die Tür hatte eine Kindersicherung.
    Mit einem ungeduldigen Schnauben lehnte ich mich wieder zurück und fragte: »Wie wär's, wenn du mir hier mal helfen würdest?«
    Schweigend und mit grimmigem Gesicht beugte er sich über mich hinweg und stieß die Tür auf. Ich hatte nichts falsch gemacht; ich war einfach nur zu schwach. Ich taumelte ein wenig, als ich nach draußen auf den Bordstein sprang. Und ich warf unwillkürlich einen Blick auf den Lichthof um die Straßenlaterne, um mich zu vergewissern, dass das Licht fröhlich gelb war statt düster blauschwarz. »In welcher Richtung liegt die Schule?«, fragte ich. Wenn sie ihn getötet hat, bin ich echt so was von sauer. Wehe, ich hab das alles umsonst durchgemacht! »Zu Fuß schaffst du's nie im Leben rechtzeitig«, sagte Barnabas und ich keuchte auf, als er nach mir griff und mich auf seine Arme hob. Dann schlug er einmal kräftig mit den Flügeln und wir erhoben uns in die Luft.

9
    Barnabas' Arme lagen fest um meine Taille, als wir über einem Gebäude kreisten, das vermutlich die Highschool war. Während Nakita und ich versucht hatten, Josh die Spaghetti meines Dads auf den Teller zu schmuggeln, hatte Barnabas Fort Banks ausgekundschaftet. Jetzt profitierte ich von seiner Voraussicht. Das flache Kiesdach mit den großen Belüftungsanlagen roch nach Teer, und als wir darüber hinwegflogen, fühlte sich die Luft wärmer an. Schließlich kamen wir auf der Rückseite der Schule an, wo sich ein riesiger Parkplatz erstreckte.
    »Siehst du Nakita?«, fragte ich und suchte die Umgebung nach einem Zeichen von ihr, Shoe oder sogar Grace ab.
    »Nein«, sagte er leise und ich hoffte, wir kamen nicht zu spät.
    »Meinst du, ich sollte mal versuchen, sie zu rufen?«, fragte ich und er veränderte den Neigungswinkel seiner Flügel, sodass wir parallel zu den dunklen Fenstern an der Seite des Gebäudes flogen.
    »Dann müsste ich aufhören, deine Resonanz zu verbergen, und hoffen, dass sie mit ihrer das Gleiche tut.
    Aber dann könnte Ron uns auch hören«, entgegnete er. Nach einer kurzen Pause fügte er leise hinzu: »Besser, wir halten weiter nach ihr Ausschau.«
    »Wahrscheinlich«, stimmte ich leicht frustriert zu.
    »Keine Schwarzflügel«, stellte Barnabas fest und mir kam wieder der Gedanke, dass womöglich welche da gewesen waren, während ich auf dem Zeitsprung war, und er es mir bloß nicht gesagt hatte.
    »Noch nicht«, sagte ich säuerlich. Eine blitzschnelle Bewegung zog meine Aufmerksamkeit auf sich und ich deutete in die entsprechende Richtung. »Da drüben!«, rief ich, aber Barnabas hatte es auch gesehen. Es war Shoe, der zur Hälfte in einem der unteren Fenster verschwunden war, einen Fuß noch immer auf der Fensterbank.
    Nakita redete von draußen auf ihn ein, wahrscheinlich hatte sie ihn überrascht. Das schwache, tennisballgroße Glühen über ihr war vermutlich Grace. Noch hatte der schwarze Todesengel sein Schwert nicht gezogen, aber

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