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Der Tod traegt Turnschuhe

Der Tod traegt Turnschuhe

Titel: Der Tod traegt Turnschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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den Fleck abtupfte. »Da war ich wieder lebendig. Oder zumindest hab ich mich so gefühlt, als ich in Ace war.« Ich sah zu i hm hinüber und verzog angewidert das Gesicht. »Du bist echt ein Prachtexemplar, weißt du das?«
    Ace stierte mich wütend an. Ich knüllte meine Serviette zusammen und versuchte, ein Gähnen zu unterdrücken. »Mein Bewusstsein muss sich daran erinnert haben, wie es sich anfühlt, hungrig zu sein. Und müde. Wie spät ist es eigentlich?«
    Ohne nachzusehen, sagte Barnabas: »Mitternacht.«
    »Hmm.« Ich warf die Serviette auf meinen Teller mit den restlichen Pommes. Eigentlich hatte ich immer noch Hunger, aber ich wollte nicht wie ein gefräßiges Schwein wirken. »Ich muss nach Hause.« Morgen war zwar Schule, aber es war noch nicht zu spät, um meine Mom anzurufen, wie ich es versprochen hatte. Ihr Tagesablauf ähnelte dem eines Vampirs.
    Mein Blick flog zurück zu Ace, der schweigend ganz am Ende der Bank kauerte. Er hatte nicht viel gesagt, seit er im Auto wieder zu sich gekommen war. Wie es aussah, würde es morgen früh um sechs im Krankenhaus keine Probleme geben. Niemand würde je erfahren, was sich dort abgespielt hatte. Was allerdings jetzt mit Ace passieren würde, blieb abzuwarten.
    Shoe dagegen … Ich lächelte ihm zu, als er vorsichtig seinen Kiefer betastete, der sich bereits hässlich lila färbte. »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte ich und er zog eine Grimasse.
    »Ich werde ordentlich einen auf den Deckel kriegen dafür, dass ich die Schulcomputer lahmgelegt habe«, seufzte er und sah kurz Ace an. »Aber das wusste ich ja vorher. Ich hatte nur nicht vor, heute so lange aufzubleiben, morgen ist ja schließlich Schule. Na ja, das ist jetzt auch egal.«
    Jetzt sahen wir alle Ace an, der uns den Stinkefinger zeigte. Die Bedienung musste ihn gesehen haben, denn sie räusperte sich vernehmlich und ging in die Küche, um mit dem Koch zu sprechen.
    Ich sah auf meine restlichen Fritten und aß noch eine.
    Aus irgendeinem Grund hatte ich ein schlechtes Gewissen, obwohl ich es mir nicht erklären konnte. »Barnabas, vielleicht können wir ja auf dem Heimweg kurz bei Shoe zu Hause halten und seine Eltern … davon überzeugen, dass er brav im Bett liegt«, schlug ich vor.
    Barnabas nickte und machte einen für meinen Geschmack fast zu entspannten Eindruck. Er wirkte beinahe hinterhältig.
    »Das war toll«, stimmte Shoe nervös zu und rückte ein Stück von Nakita weg, die irgendetwas vor sich hin murmelte, das verdächtig klang wie »… die ganze Meute am liebsten sensen«. Doch Shoe schien mehr über Barnabas' heimtückisches Grinsen beunruhigt zu sein als über Nakita. Ich fragte mich, ob er wohl befürchtete, dass ich mein Wort brach und auch sein Gedächtnis ändern lassen würde.
    Ace warf seinen nassen Serviettenklumpen auf den Tisch und setzte sich auf. »Ihr seid alle echt zum Kotzen «, schleuderte er uns entgegen. »Ihr wollt das wieder so hinbiegen, dass keiner mehr weiß, dass er überhaupt weg war?«
    »Klappe!«, zischte Nakita und lehnte sich über den Tisch. »Du solltest eigentlich tot sein.«
    »Halt du doch die Klappe!«, schrie Ace und funkelte sie wütend an. »Du verrückte Tussi!«
    »Nimm das zurück!«, fuhr Nakita ihn an und wollte aufstehen. Doch als der Schutzengel mit den Flügeln zu summen begann, setzte sie sich wutschnaubend wieder hin. »Du hast so ein Glück, du elender Menschl«, grollte sie. »So ein Glück!«
    Glück wäre nicht gerade das Wort gewesen, das mir als Erstes im Zusammenhang mit Ace eingefallen wäre, aber Nakita hatte recht. Er hatte sich selbst etwas beweisen wollen, indem er anderen Menschen schadete, und hätte die Schuld dann einfach auf Shoe abgewälzt. Und Schwierigkeiten würde er jetzt nur dann bekommen, wenn Shoe noch viel größere bekam. Ich war ja grundsätzlich sehr für Ehrlichkeit und dafür, dass man für sein Tun geradestand, aber manchmal… manchmal ist Schweigen eben doch Gold.
    Ich seufzte, rutschte zum Ende der Bank durch und stand auf. Es war Zeit, nach Hause zu gehen. Ich sah an mir hinunter auf den Laborkittel. Er gefiel mir, sogar mit dem Ketchupfleck. Vielleicht könnte ich ja in der Schule einen neuen Trend setzen. Bis jetzt hatte ich noch nichts total Abgedrehtes gemacht, um mal ein bisschen aufzufallen. Abgesehen natürlich davon, dass ich gestorben war, aber das wusste ja niemand außer Josh. Es wäre schön gewesen, wenn er heute Abend dabei gewesen wäre und mir geholfen hätte. Er fehlte

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