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Der Tod traegt Turnschuhe

Der Tod traegt Turnschuhe

Titel: Der Tod traegt Turnschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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auf!«, schrie Ace ihn an. »Ich bring dich um!«
    »Madison?«, sagte Nakita und half mir, mich aufzusetzen. »Alles in Ordnung mit dir? Ich habe noch nie gesehen, wie jemand einen Zeitsprung macht.«
    »Mir geht's gut.« Mit schlotternden Knien stand ich auf, tastete nach Halt und klammerte mich schließlich an der Bahre mit den Rollen fest. Ganz schlechte Idee. Ich schwankte und Nakita fing mich auf. »Mann, das macht mich jedes Mal fix und fertig.« Mist, ich konnte mich kaum auf den Beinen halten.
    »Jetzt komm mal wieder klar, Ace«, keuchte Shoe, der ebenfalls schwankend wieder auf die Beine kam. »Es geht hier um echte Menschen. Was ist denn auf einmal los mit dir, Mann?«
    »Was mit mir los ist?«, schrie Ace zurück. Mein Blick glitt zu dem Engel über uns, genau an der Stelle, wo ich ihn das letzte Mal auch gesehen hatte. Er weinte, als sich das Ganze von Neuem abspielte. Ich wusste, dass er während meines Zeitsprungs dasselbe gesehen hatte wie ich. Er war ins Göttliche eingetaucht und konnte so in Vergangenheit und Zukunft gleichzeitig leben. Und er war durch einen Willen gebunden, der nicht sein eigener war. Sondern Rons.
    Ich schluckte angestrengt und stützte mich schwer auf Nakita. »Du hast gesehen, was passieren wird«, sagte ich zu dem Engel und er wandte sich überrascht zu mir um. »Ich wollte ihn nie töten und das habe ich auch jetzt nicht vor. Schicksal oder freier Wille - manchmal macht das keinen Unterschied. Als schwarze Zeitwächterin bitte ich dich, das zu tun, was du für richtig hältst - ohne dass du deine Anweisungen missachten musst.« Ace hatte mittlerweile den Stecker herausgerissen, und als Shoe versuchte, ihn davon abzuhalten, die CD entzweizubrechen, schubste Ace ihn gegen die Wand hinter dem Schreibtisch. Dann versetzte er ihm einen Schlag in die Magengrube. Shoe keuchte auf vor Schmerz und sackte hinter dem Schreibtisch in sich zusammen, sodass ich ihn nicht mehr sehen konnte.
    Auch wenn ich den Schutzengel nur als das schimmernde Glühen erkennen konnte, das ihn umgab, wusste ich, dass er mich anlächelte. Und zum ersten Mal fühlte ich, wie mich ein Gefühl von Frieden durchströmte, wie ich es nicht mehr verspürt hatte, seit ich mich auf irgendeiner griechischen Insel am anderen Ende der Welt dazu bereit erklärt hatte, die Welt zu verändern. »Ist das hier die Gegenwart?«, fragte der Engel und fügte dann etwas verwirrt hinzu: »Manchmal blick ich selber nicht mehr durch.«
    Ich nickte und er schwebte ein Stück näher. Sein Glühen schien mein Gesicht zu wärmen. »Ich mag dich«, piepste er und die Worte hallten in Wellen durch mich hindurch. »Du siehst die Welt mit Liebe. Für dich macht das alles schwerer, aber wenn es einfach wäre, könnte es ja schließlich jeder.«
    Ich hatte keine Ahnung, wovon der Engel redete, und beobachtete nur, wie er zwischen den Streithähnen hindurchflog und das Telefonkabel auf dem Boden ein Stückchen anhob. Wie in einer grotesken Choreografie trat Ace einen Schritt zurück und blieb daran hängen. Er schrie überrascht auf und ging zu Boden.
    Mehr Zeit brauchte Shoe nicht. Er tauchte hinter dem Schreibtisch auf und strich sich die Haare aus den Augen. Sein Gesicht und seine Hände waren blutverschmiert. Mit einem wütenden Schrei stürzte er sich auf Ace und die beiden schlitterten über die Fliesen. Ace schlug mit dem Kopf hart auf dem Boden auf. Ich spürte, wie die Welt einen winzigen Hickser ausstieß, als sich das Schicksal wendete. Zum ersten Mal seit Langem hatte ich das Gefühl, tief Luft holen zu müssen.
    »Das ist kein Spaß mehr, Ace!«, schrie Shoe, der Nakita und mich anscheinend völlig vergessen hatte. »Das sind echte Menschen, mit Eltern und Kindern!«
    »Und warum sollte mich das interessieren?«, knurrte Ace. Shoe holte mit der rechten Faust aus und boxte ihn in den Bauch, sodass Ace keuchend die Luft ausstieß, dann mit der Linken auf den Kieferknochen. Ace gab einen winzigen Schmerzenslaut von sich, dann regte er sich nicht mehr.
    »Weil du Menschen verletzt, um dich selbst gut zu fühlen«, sagte Shoe. Dann rappelte er sich wieder auf ging zum Computer. Über ihren Köpfen applaudierte der Engel und seine Tränen regneten auf Ace und Shoe hinab. Irgendetwas hatte sich verändert. Und ich konnte nur hoffen, dass es zum Besseren war.
    Shoe stützte sich schwer auf die Schreibtischplatte und stöpselte die Tastatur wieder ein. Dann drückte er ein paar Tasten, bevor er sich mit einem erschöpften Lächeln zu

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