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Der Tod traegt Turnschuhe

Der Tod traegt Turnschuhe

Titel: Der Tod traegt Turnschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Rons Stirn vertieften sich. »Lasst mich durch. Ihr Vorgänger ist tot. Wer soll sich denn sonst um ihr Amulett kümmern? Du vielleicht? Ich bin hier in meinem Amt als ranghöherer Zeitwächter, und zwar auf Befehl der Seraphim. Glaubst du vielleicht, dem würde ich mich widersetzen? Wie hätte ich euch denn sonst finden sollen, ihr seid schließlich abgeschirmt.« Nakita auf meiner anderen Seite kochte vor Wut und umklammerte ihren Schwertgriff nur noch fester.
    »Wenn du wüsstest, dass du damit durchkommst, bestimmt «, sagte sie. Paul, den ich fast schon wieder vergessen hatte, rückte Schritt für Schritt näher.
    »Du bekleidest keinen höheren Rang als ich, Ron. Du bist bloß älter«, widersprach ich und sah dann nachdenklich zu Paul. Er hatte mir geholfen und dann hatte Nakita ihm eins übergezogen. Morgen früh würde er wahrscheinlich ein blaues Auge haben. Er würde mir nie wieder vertrauen. Plante Ron irgendetwas Hinterhältiges oder war es nicht sogar sehr wahrscheinlich, dass mein Amulett nicht richtig eingestellt war? Ich wollte diese Tortur nicht noch einmal erleben und ich wollte auch nicht, dass ein Seraph von da oben herunterkommen musste, um es in Ordnung zu bringen. Ron sah weder erschöpft noch sonst irgendwie mitgenommen aus und er hatte schließlich auch den einen oder anderen Zeitsprung hinter sich. Alles deutete darauf hin, dass bei mir - wieder mal - irgendetwas nicht stimmte.
    »Er hat recht. Es ist vorbei«, seufzte ich, nahm mein Amulett ab und warf es ihm zu.
    Der in Silber eingefasste Stein landete in Rons Hand.
    Barnabas versteifte sich und Nakita schien kurz vor dem Herzinfarkt. Sie nahm eine drohende Kampfhaltung an und rückte noch einen Schritt näher an mich heran. Die ganze Aktion war ziemlich riskant, aber ich wollte Ron ein für alle Mal beweisen, dass ich keine Angst vor ihm hatte. Auch wenn das gar nicht stimmte. Natürlich hätte ich mich das nie getraut, wenn ich nicht zwei Todesengel und Grace und ihre neue Freundin um mich herum gehabt hätte. Aber ich hatte das Gefühl, dass ich es nicht ertragen würde, noch einmal die Sterne durch das Göttliche zu sehen, so roh und ungefiltert. »Mach schnell«, drängte ich und fühlte mich nackt ohne mein Amulett. »Noch so einen Zeitsprung wie die letzten beiden stehe ich nicht durch.«
    »Die letzten beiden?«, fragte Ron und schien das Amulett in seiner Hand plötzlich ganz vergessen zu haben.
    »Du hast zwei Zeitsprünge gemacht?«
    Ich grinste ihn an. Irgendwo hinter mir erhoben sich hektische Stimmen. Wenigstens war der Koch nicht mit einem geladenen Gewehr aus der Küche gestürzt. Bis jetzt. Barnabas und Nakita wechselten einen Blick und der schwarze Todesengel wandte sich mit einem dramatischen Seufzer um und schlich zur Küchentür. Sie zögerte und ließ ihr Schwert verschwinden. Dann warf sie ihr Haar zurück, stieß die Doppeltür auf und ging hinein. Kurz darauf waren Schreie zu hören und wir warteten alle, bis es zweimal rumste, bevor wir uns wieder einander zuwandten.
    Ron blickte Barnabas an und kam langsam auf uns zu, mein Amulett in der ausgestreckten Hand. »Du musst es tragen, während ich es einstelle«, sagte er.
    Ich wartete kurz, bis Nakita aus der Küche zurück war, dann trat ich zu Ron. Ein kurzer Blick auf Shoe ließ mich jedoch die Stirn runzeln. Er wirkte völlig verängstigt. Ich hielt den Atem an und legte mir die Kordel um den Hals. Als Ron den Stein in die Hand nahm, versteiften sich meine Schultern unwillkürlich. Ich hatte ihm einst vertraut. Doch das war vorbei.
    Meine Kiefermuskeln entspannten sich ein wenig, als mein Amulett begann, ein rötliches Leuchten zu verströmen. Die leichten Kopfschmerzen, die mir noch nicht einmal bewusst gewesen waren, verschwanden plötzlich und ich atmete aus. Endlich hatte ich nicht mehr das Gefühl, jeden Moment zusammenzuklappen. Ron ließ mein Amulett los. Barnabas räusperte sich - offenbar wollte er, dass ich mich schnell wieder neben ihn stellte. Doch ich blieb stehen und es war Ron, der sich als Erster bewegte. In seinem Blick meinte ich eine Art neu gewonnener Achtung zu erkennen. »Danke«, sagte ich knapp. »Das war nett von dir.«
    Mit sichtlichem Unbehagen blickte Ron Paul an, dann Shoe. »Ich habe deine Anziehungskraft auf das Göttliche gemindert«, erwiderte er schroff. »Dein Vorgänger war lebendig. Du nicht. Könnte sein, dass noch ein paar andere Sachen eingestellt werden müssen.« Dann wich er zurück und rieb die Handflächen aneinander.

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