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Der Tod traegt Turnschuhe

Der Tod traegt Turnschuhe

Titel: Der Tod traegt Turnschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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besonders gut darin, Menschen zu beschreiben, weißt du? Abgesehen davon, dass er in dieser Stadt hier wohnt, weiß ich nur, dass er sich gut mit Computern auskennt.«
    Ich lehnte mich in meinem Plastikstuhl zurück und strich im Kopf gleich mal den Typen von der Liste, der vor dem Zeitschriftenladen stand und in einer Ausgabe von »Schöner Wohnen« las.
    »Die Seraphim haben nichts davon gesagt, dass er ein Computerfreak ist«, wandte Barnabas ein.
    Nakita verdrehte die Augen. Sie ließ ihr Amulett los und ich hob die Augenbrauen, als ich sah, dass es nun die Form eines ziemlich gothicmäßig aussehenden Kreuzes hatte. »Die Seraphim haben vorhergesagt, dass jemand zum Scherz in einer Schule einen Computervirus verbreitet«, erklärte sie mir, während sie Barnabas giftige Blicke zuwarf. »Ich würde sagen, er dürfte sich also durchaus mit Computern auskennen. Und sobald der Virus sich bis zum örtlichen Lehrkrankenhaus ausbreitet, wird es die ersten Todesopfer geben. Die Seraphim sagen, der Typ genießt den anonymen Ruhm, den er erlangt, so sehr, dass er für den Rest seines Lebens damit weitermacht und immer mehr unschuldige Leute dran glauben müssen. Wie man also unschwer erkennen kann, ist es im Sinne des Allgemeinwohls unerlässlich, lieber Barney, seine Seele so früh wie möglich zu holen. Und zwar bevor sie so befleckt und entstellt ist, dass er noch nicht mal mehr auf die Idee kommt, um Erlösung zu bitten.«
    Barnabas biss die Zähne zusammen, sagte aber nichts.
    Ich rutschte nervös auf meinem Stuhl hin und her.
    Wahnsinn, wie sie es schaffte, den Tod als etwas Gutes darzustellen.
    Mein Spiderman-Gefahrenradar hatte sich inzwischen etwas beruhigt und ich stützte die Ellbogen auf den Tisch. Dies hier war auf jeden Fall auch nicht weniger produktiv als die Stunde Freiarbeit, die ich gerade verpasste. Ich hätte meinen Hintern darauf verwettet, dass ich den Typen in dem Harley-Davidson-T-Shirt, der mit seiner Freundin durch die Einkaufspassage schlenderte, ebenfalls von meiner Liste streichen konnte. Ich musste nach jemandem mit strähnigem Haar und Nerd-Brille Ausschau halten.
    »Computerfreak«, murmelte ich und blinzelte zu dem hellen Glasdach hoch. Ich sollte wahrscheinlich für jeden Fitzel an Information dankbar sein. Aber im Moment war mir einfach mehr danach, frustriert meinen Kopf auf die Tischplatte sinken zu lassen. Hart und kalt drückte sie sich an meine Stirn.
    Barnabas legte mir eine tröstende Hand auf die Schulter. »Schon gut, Madison«, sagte er und ich fühlte mich noch schlechter. »Wir sind ja auch ziemlich früh dran mit der Suche nach dem Typen. Die Zeitlinien sind umso schwerer zu lesen, je weiter sie von der Gegenwart entfernt sind. Noch nicht mal Ron kann eine exakte Beschreibung liefern, bevor er einen Zeitsprung gemacht hat. Und das macht er normalerweise, erst ein paar Stunden bevor das Zielobjekt seine fatale Entscheidung trifft. Wir richten uns einfach danach, wie die Engel die ganze Sache einschätzen, also entspann dich.«
    Ich hob den Kopf, starrte aber weiterhin auf die Tischplatte. Der weiße Zeitwächter stand dieser Tage ziemlich weit unten auf meiner Beliebtheitsskala. Aber jetzt, da ich wusste, dass Ron vermutlich keinen Schimmer hatte, dass wir hier waren und versuchten, diesen Typen zu retten, fühlte ich mich schon etwas besser. Wenn er es herausfand, würde das alles nur noch komplizierter machen.
    »Ist doch alles in Ordnung, Madison! Immerhin hast du uns hergebracht, oder nicht?«, versuchte Barnabas mich aufzumuntern. Er nahm seine Hand von meiner Schulter. »Ich spüre auch, dass das Zielobjekt hier ist.
    Dein Instinkt ist gut. Wir werden den Typen schon finden.« Als ich schließlich aufblickte, sah ich erst die Hoffnung in seinem Gesicht und dann die Zweifel in Nakitas.
    Grace auf dem Tisch war still und hörte zu. »Rechtzeitig?«, fragte ich. »Bevor Ron seinen Zeitsprung macht und jemanden schickt, der uns aufhalten soll? Welcher weiße Engel würde mir schon abnehmen, dass ich versuche, diesen Kerl zu retten, wenn Nakita neben mir steht? Die ihn sofort töten würde, wenn ich ihn nicht dazu kriege, seine Meinung zu ändern. Du etwa?«
    Barnabas warf Nakita einen finsteren Blick zu und sie umklammerte ihre Tasche fester. »Na klar würde ich das«, sagte er, aber ich wusste, dass er log. »Madison, mach dir keinen Kopf. Wir finden ihn. Das ist nur das Lampenfieber vor deiner ersten Protektion.«
    »Es ist eine Vollstreckung«, korrigierte Nakita,

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