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Der Tod traegt Turnschuhe

Der Tod traegt Turnschuhe

Titel: Der Tod traegt Turnschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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betrachtete ihre schwarzen Nägel und warf dann den Gothic-Mädchen wieder einen Blick zu. »Keine Protektion.«
    »Das hängt davon ab, was Madison draus macht«, zischte Barnabas zurück, dessen Gesicht rot angelaufen war.
    »So, ich muss dann auch los!«, verkündete Grace. Das sanfte Leuchten ihrer Flügel stieg langsam empor und verströmte den Duft von Erdbeeren. »Ich sollte euch hierherbringen und dann zurückkommen.«
    »Du gehst?«, fragte ich bestürzt, doch dann stutzte ich, als mir klar wurde, was Grace gesagt hatte. »Zurückkommen?«, wiederholte ich und das Glühen kurz über der Tischplatte bekam einen deutlichen Grünschimmer. »Verflixt noch mal, Grace, spionierst du uns etwa aus?«
    Barnabas richtete sich beunruhigt auf und Grace ließ einen hohen Seufzer erklingen. »Sei nicht sauer!«, piepste sie. »Die Seraphim haben da noch ein paar Zweifel und sie wollen halt sichergehen, dass es möglich ist, ein Zielobjekt umzustimmen. Darum hast du diese Vollstreckung doch überhaupt bekommen, Madison. Es ändert sich immer was, wenn ein neuer Zeitwächter den Job übernimmt, aber es hatte noch nie einer so große Pläne wie du. Sie können sich einfach nicht vorstellen, dass ein Todesengel sich in das Bewusstsein eines Menschen einschleusen und sein Vorhaben ändern kann - und das Ganze auch noch unbemerkt. Mal ganz abgesehen davon, dass dazu auch noch schwarze und weiße Engel zusammenarbeiten müssten. Wenn es Barnabas und Nakita schon mit deiner Hilfe nicht gelingt, wie sollen sie es dann je schaffen, wenn du mal nicht dabei bist?«
    Barnabas und Nakita? Mit meiner Hilfe?, dachte ich verwirrt. Alles, worüber ich mir bisher Gedanken gemacht hatte, war, wie ich diesen Typen retten könnte. Dass ich dabei auch noch ein Vorbild für alle anderen sein sollte, hatte ich noch gar nicht bedacht. Aber klar, Ron führte seine Protektionen auch nicht selbst aus, sondern schickte einfach seine weißen Engel und wandte sich dann der nächsten Seele zu.
    »Zusammenarbeiten?«, wiederholte ich und sah zu Barnabas und Nakita hinüber, die beide ein Gesicht zogen, als wäre ihnen übel. »Warum brauchen wir denn alle beide dafür?«
    »Weil die Seraphim wollen, dass ein schwarzer Engel zur Stelle ist, um den Idioten zu sensen. Für den Fall, dass der weiße ihn nicht umstimmen kann«, erklärte der Schutzengel fröhlich. »Und außerdem spioniere ich nicht! Ich ermittle!«
    »Ist doch dasselbe in Grün«, brummte ich und rutschte noch etwas tiefer in meinem Stuhl hinunter, als der Typ mit der Zeitschrift misstrauisch zu uns herübersah.
    »Als ob dir so viel an dem Job liegen würde«, erwiderte Grace patzig. »Glaubst du wirklich, dass die Seraphim deine Ideen vorbehaltlos unterstützen? Immerhin besteht ja jederzeit die Gefahr, dass du alles hinschmeißt, sobald du deinen Körper gefunden hast und wieder lebendig wirst.«
    Nakitas Gesicht erstarrte. In ihren Augen lauerte die Angst wie ein Schatten.
    Verdammt. Das Summen von Grace' Flügeln schien lauter zu werden. Nakita durchbohrte mich mit ihrem Blick. Es war, als hätte ich sie jetzt schon im Stich gelassen. Ausgerechnet ich, die ich ihre vollkommene Engelsweisheit mit meinem menschlichen Wissen um den Tod besudelt hatte. Sie hatte sich ihren Brüdern und Schwestern entfremdet und ich war vermutlich die Einzige, die ihr helfen konnte, den Grund dafür zu verstehen.
    Schließlich waren es meine Erinnerungen und Ängste gewesen, die sie verändert hatten.
    »Tja, wenn die Seraphim mich mal ein bisschen mehr unterstützen würden, würde ich den Job ja vielleicht sogar behalten, wenn ich meinen Körper wiederhätte«, murmelte ich vor mich hin. Das war nicht das erste Mal, dass ich darüber nachdachte, ihn tatsächlich zu behalten. Zeitwächter mussten schließlich nicht tot sein - genau genommen war ich sogar die Erste meiner Art.
    Aber ich würde bestimmt nicht der Kopf eines Systems bleiben, an das ich noch nicht mal glaubte. Entweder ließen sie mich den Job auf meine Art machen oder ich war raus aus der Sache.
    »Ich glaube nicht an die Unausweichlichkeit des Schicksals. Und ich schicke keine Todesengel auf Seelenjagd, solange die Menschen nichts von ihrem freien Willen wissen«, sagte ich, in dem Wissen, dass durch Grace meine Worte an ihr Ziel gelangen würden.
    »Wenn die Seraphim sich auf keinen Kompromiss einlassen, werf ich den Krempel hin, ob nun tot oder lebendig.« Ich legte mich da gerade mit dem gesamten Himmelreich an, aber das war mir egal. Grace

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