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Der Tod traegt Turnschuhe

Der Tod traegt Turnschuhe

Titel: Der Tod traegt Turnschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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wieder an?«, fragte ich, weil ich das Gefühl hatte, irgendwas sagen zu müssen. Ace drehte sich wieder um und blickte mich verschmitzt an, während er einen Deckel auf den Becher drückte. »Morgen. Eigentlich hätte ich heute gar nicht hier sein sollen, aber dann haben sie heute Morgen angerufen. Mann, ich hätte meine Mutter umbringen können.« Er schob mir den Milchshake zu. »Eigentlich hatte ich für heute was anderes geplant. Den ganzen Tag im Netz surfen und Käseflips essen. Das war echt das letzte Mal, dass ich meine Mutter an mein Telefon gelassen hab.«
    »Kenn ich, ich arbeite als Aushilfe in einem Blumenladen und ich hasse es, wenn mein Dad irgendwelche Termine für mich macht.«
    Ace rückte sein Hütchen zurecht und zog eine Grimasse. »Wenn ich arbeite, weiß sie, wo ich bin«, erklärte er genervt. »Sie will immer alles wissen, als war ich noch ein kleines Kind. Sie arbeitet im Krankenhaus und sieht, was da so alles in der Notaufnahme ankommt. Wahrscheinlich hat sie Angst, dass ich 'nen Unfall baue.«
    Ich dachte an den Moment zurück, als ich in der Leichenhalle aufgewacht war, tödlich verunglückt bei einem Autounfall. Mein Herz begann zu klopfen. Aber nicht, weil ich mich an den Moment meines Todes erinnerte. Ich spürte ein Prickeln in meiner Aura, als sich in meinem Kopf ein Gedanke formte. Seine Mutter arbeitet im Krankenbaus? Sollte es etwa so einfach sein? Vielleicht hat Barnabas das gemeint, als er sagte, mein Instinkt sei gut. »Meine Rede«, seufzte ich und warf Barnabas und Nakita einen bedeutungsvollen Blick zu, doch die starrten nur verständnislos zurück.
    »Also mache ich einfach alles, was ich heute vorhatte, morgen«, redete Ace weiter und zuckte mit den Schultern. Ich riss mich selbst aus meinen Gedanken. »Du hast doch gesagt, morgen geht bei dir die Schule wieder los.«
    »Tut sie auch. Aber das heißt ja noch lange nicht, dass ich auch hingehe.«
    So, so, ein richtiger Rebell, was? Ich nahm einen Strohhalm und rammte ihn durch das Loch im Deckel meines Bechers. »Du willst den ersten Schultag schwänzen?«, fragte ich und tat so, als würde ich einen Schluck trinken.
    »Könnte man so sagen«, erwiderte er und grinste mich an. »Ich hab Wichtigeres zu tun.«
    »Zum Beispiel?«, fragte ich und schenkte ihm ein verführerisches Lächeln, wie ich es mir von meinen coolen Freundinnen an meiner alten Schule abgeguckt hatte, bevor ich sie abservierte.
    Ace lachte, er schien irgendwie geschmeichelt. »Musik. Shoe und ich, wir sind im Musikgeschäft.«
    Er drehte sich kurz zu dem schwarzhaarigen Jungen hinter sich um und ich fühlte eine Welle der Enttäuschung in mir aufsteigen. »Dann habt ihr eine Band?«, wollte ich wissen. Falscher Alarm. Mist.
    »Nein, wir machen keine Musik. Wir besorgen sie uns. Bevor die Songs veröffentlicht werden.«
    Die Art, wie er seine Worte betonte, ließ mich aufhorchen. »Ihr ladet sie runter?«, fragte ich und meine Augen wurden immer größer. »Illegal?« Wenn er sich in Musik-Webseiten einhacken konnte, dann würde er einen Krankenhauscomputer ja wohl mit links schaffen.
    Neugierig beugte ich mich ein Stückchen vor. Ace stieg darauf ein und lehnte sich ebenfalls über die Theke. »Letzte Woche«, flüsterte er und seine Augen funkelten, »hat Shoe sich bei einer von den richtig dicken Plattenfirmen eingehackt und einen Song von Coldplay abgestaubt, der erst im nächsten Frühjahr rauskommen soll.«
    Ich erschauderte, meine Aura schien regelrecht zu surren. Er konnte sich in gesicherte Webseiten einhacken. »Echt? Darf ich mal hören?«
    Ace wich wieder hinter seinen Tresen zurück und warf mir einen selbstzufriedenen Blick zu, als wäre er der King überhaupt. »Shoe und ich lassen nie jemanden was hören. Nicht, bevor wir fertig sind. Ich muss noch das Cover entwerfen. Dann kannst du das Ding kaufen.«
    Ich schnaubte in gespieltem Unglauben und schob die Hüfte raus. »Okay, schon klar«, sagte ich betont gelangweilt. »Ist ja auch egal.«
    Doch Ace lachte. »Du glaubst mir nicht?« Er drehte sich um und rief: »Shoe! Sag ihr doch mal den Titel von dem neuen Coldplay-Album.«
    Der Junge in der Küche zog den Kopf aus dem Ofen, den er gerade geputzt hatte. Er hatte einen dicken Fettfleck auf der Schulter und sah ziemlich genervt aus.
    »Sag mal, hast du sie noch alle, Ace?«, rief er wütend. »Deinetwegen schnappen sie uns noch!«
    »Alter!«, erwiderte Ace und hob beschwichtigend die Hände. »Krieg dich mal wieder ein. Sie sagt es ja

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