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Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens

Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens

Titel: Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Niedlich
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verärgert ins Wohnzimmer, wo sie sich auf die Couch fallen ließ und auf den ausgeschalteten Fernseher starrte. Ich brauchte einen Moment, um mich aus meiner Starre zu lösen. In meinem Kopf gab es ein Durcheinander, das ich ohne Erfolg krampfhaft zu ordnen versuchte. Nachdem ich endlich meine Schuhe ausgezogen hatte, setzte ich mich neben Anja auf das Sofa und umarmte sie.
    „Entschuldige bitte, dass ich eben so komisch war. Ich hatte einfach einen schlechten Tag und war überhaupt nicht darauf gefasst. Bitte glaube mir, ich freue mich wirklich riesig darüber.“
    Anja schaute zu mir herüber. „Sag das mal deinem Gesicht.“
    Sie sprang auf, ging mit schnellen Schritten ins Schlafzimmer und schmiss die Tür hinter sich zu. Ich war auf dem Sofa sitzen geblieben. Ich wusste schon von früheren Streitigkeiten, dass sie eine Weile brauchen würde, um sich wieder zu beruhigen.
    Ein paar Tage darauf fanden wir uns bei ihrem Gynäkologen wieder. Frauen mit dicken Bäuchen saßen neben uns im Wartezimmer und strahlten wie Honigkuchenpferde. Nur Anja schaute eher unbeteiligt drein. So richtig hatte sie sich nach meiner ersten Reaktion noch nicht beruhigt. Deswegen zeigte sie mit dem Finger auf mich, als sie schließlich aufgerufen wurde, und sagte mit fester Stimme: „Du bleibst hier sitzen.“
    Ich bemerkte, wie alle anderen Köpfe im Raum urplötzlich in meine Richtung schwenkten. Bis zu einem gewissen Grad hatte ich wohl verdient, dass ich mich nun so unwohl fühlte. Ich schnappte mir ein Wochenmagazin, auf das ich mich konzentrieren konnte. Wenn ich keinen anschaue, schaut mich vielleicht auch keiner an, dachte ich mir.
    Zwei Nachrichtenmagazine und eine Ausgabe einer Elternzeitschrift später kam Anja schließlich zurück.
    „Und?“, fragte ich übertrieben aufgeregt, aber Anja wünschte erst in aller Seelenruhe den Arzthelferinnen einen schönen Tag und schubste mich hinaus. Sie sprach kein Wort, bis wir endlich im Auto saßen.
    „Nun sag doch endlich, was los ist, verdammt“, platzte es aus mir heraus, weil sie immer noch aus dem Fenster schaute und schwieg.
    Sie drehte sich zu mir um und versuchte ein ernstes Gesicht zu machen, aber schließlich konnte sie das Lächeln nicht mehr zurückhalten.
    „Ja? Ja?“, rief ich und fiel ihr um den Hals, als sie nickte. Sie umarmte mich ebenfalls, und ich spürte, wie ihr die Tränen kamen.
    „Hey, alles okay?“, fragte ich.
    Sie nickte. „Ja, ich freue mich nur so. Aber ich frage mich, was wir mit der Hochzeit machen sollen.“
    „Was meinst du?“
    „Na ja, wenn das Kind vor nächstem Jahr kommt, dann …“
    „Du willst kein uneheliches Kind?“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Na, dann heiraten wir eben so bald wie möglich“, sagte ich lapidar. Ein breites Lächeln huschte über ihr Gesicht, und sie umarmte mich gleich noch einmal.
    Die nächsten Tage strahlte sie förmlich die ganze Zeit. Ich kam nicht umhin festzustellen, dass mir das ziemlich gut gefiel. Meine Freude hatte trotzdem immer einen recht melancholischen Beigeschmack. Es ging mir nicht aus dem Kopf, dass ich drauf und dran gewesen war, sie zu verlassen. Und immer wenn ich daran dachte, dachte ich unweigerlich daran, was Tod mir mitgeteilt hatte. Die Zeit mit meinem zukünftigen Kind war dazu bestimmt, kurz zu sein.
    Wir sagten unseren Eltern bis zum nächsten Wochenende nichts. Wir wollten ihnen die freudige Nachricht persönlich überbringen, was bedeutete, dass ich nach langer Zeit wieder ihre Eltern besuchen musste. Die machten gute Miene dazu, dass ihre Tochter ein Kind von jemandem bekam, der immer noch kein richtiges Gehalt erhielt und deswegen kaum in der Lage war, eine Familie zu ernähren. Die Diskussion drehte sich immer wieder darum, wie wir das schaffen wollten und ob die schnelle Hochzeit denn wirklich so eine gute Idee war. Ich hatte immer noch den Eindruck, dass sie ihre Tochter davon abzuhalten versuchten, mich zu heiraten, obwohl sie ein Kind von mir bekommen würde.
    Einen Tag später waren wir bei meinen Eltern, und der Besuch war etwas angenehmer als bei Anjas Eltern. Meine Mutter war ganz aus dem Häuschen und startete eine große Umarmungsrunde, als wir mit den Neuigkeiten herausrückten. Auch mein Vater war sichtlich gerührt, aber ich merkte, wie er in Gedanken abschweifte.
    Es war nicht schwer zu erraten, was ihm durch den Kopf ging. Ihm blieb weniger als ein halbes Jahr zu leben. Sein Enkelkind würde er nicht mehr kennenlernen. Als Anja meiner Mutter in der Küche

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