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Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens

Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens

Titel: Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Niedlich
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gestoppt, da ich wusste, dass die Mühe umsonst war, aber dafür hätte ich meinen Eltern und den Ärzten einen plausiblen Grund nennen müssen. Den zu finden war mir nicht möglich. Im Endeffekt entschied ich mich, meinen Eltern zumindest die Hoffnung auf Genesung zu lassen, auch wenn ich keine mehr hatte. Im doppelten Sinne.
    Die Tage vergingen, und Leute starben, aber Tod ging mir gezielt und sehr erfolgreich aus dem Weg. Ich tat dasselbe mit Simone, die sich immerhin ebenfalls im Waldkrankenhaus rumtrieb. Einmal versteckte ich mich im Treppenhaus, als ich sie auf dem Flur sah, um ihr nicht zu begegnen. Nach ein paar Tagen wurde mein Vater entlassen und musste lediglich einmal die Woche ins Krankenhaus, um seine Chemo zu bekommen.
    Anja begann Pläne für die Hochzeit zu schmieden, und eines Abends im Bett wollte sie wissen, ob wir statt nächstem Jahr lieber noch dieses Jahr heiraten wollten, damit mein Vater dabei sein konnte. Sie schaute mich gespannt an, während ich neben ihr lag, und schien meine Gedanken zu erraten.
    „Du denkst, dass, wie auch immer wir uns entscheiden, die Hochzeit keine fröhliche wäre, oder?“
    Ich nickte nur und starrte an die Decke, während sie sich an mich schmiegte.
    „Du weißt, dass ich gerne eine große Feier hätte, immerhin heiratet man nur einmal im Leben. Hoffentlich“, sagte sie, während sie mir über den Bauch streichelte.
    Ich schaute kurz zu ihr hinüber.
    „Aber ich verstehe natürlich auch, dass du deine Eltern dabeihaben willst. Also wenn wir dieses Jahr standesamtlich heiraten und nächstes Jahr vielleicht kirchlich, dann wäre das doch vielleicht eine gute Option.“
    Ich schwieg und versuchte ihre Berührung zu genießen, aber sie hatte mit den Gedanken, die sie erraten hatte, nur zum Teil recht. Mich plagten noch viel mehr Sorgen. Sicher, mein Vater war eine davon. Darüber hinaus hatte mir aber die führende Koryphäe auf dem Gebiet des Ablebens erklärt, dass ich selbst nur noch wenige Jahre zu leben hatte. Das warf noch ganz andere Fragen in Bezug auf unsere bevorstehende Hochzeit auf.
    Jeder Tag Dienst im Krankenhaus wurde für mich zu einer Tortur, da ich ständig die Augen nach Tod offen hielt. Drei Wochen nach unserer letzten Begegnung kam ich von der Mittagspause zurück zur Station und stand ihm plötzlich gegenüber. Er schien genauso überrascht zu sein wie ich.
    „Ach, du“, sagte er wenig erfreut. Er drehte sich schon weg, als ich ihn aufhielt.
    „Ich will mit dir reden.“
    „Ein Novum! Wo du doch sonst immer vor mir davongerannt bist. Ich schätze, gewisse Informationen haben in letzter Zeit zum Nachdenken angeregt?“
    „Können wir irgendwohin?“, fragte ich.
    „Wir können überallhin, wie du ja weißt. Ich werde dich aber mit Sicherheit nicht einfach irgendwohin bringen. Sonst muss ich mir hinterher wieder anhören, ich, Zitat Anfang, egoistisches Arschloch, Zitat Ende, hätte dich verschleppt.“
    „Der gleiche Ort wie beim letzten Mal“, erwiderte ich lediglich und konzentrierte mich.
    Als ich an der Stelle unseres Lagerfeuers ein paar Wochen zuvor wieder erschien, stand Tod bereits an der Klippe und schaute in die Ferne.
    „Was willst du wissen?“, fragte er.
    „Sieben Jahre noch?“
    Sein Blick ging kurz zu mir und dann wieder zurück zum Meer, das sich bis zum Horizont erstreckte.
    „Deine Zeit ist gekommen. Du wirst sterben, und ich werde nichts dagegen tun. Danach … nun, darüber haben wir uns bereits etliche Male unterhalten. Und fang jetzt gar nicht an zu betteln, dass du noch nicht sterben willst et cetera pp. Du solltest das besser wissen.“
    „Ich habe nur gedacht, dass ich mehr Zeit hätte. Ich hab das Gefühl, mein Leben hat noch gar nicht richtig begonnen.“
    „Du hast immerhin noch sieben Jahre. Ich verstehe ohnehin nicht, was die Menschheit heutzutage so treibt. Zu meiner Zeit waren die Leute froh, wenn sie so alt wurden. In deinem Alter hatten viele schon eine fünfköpfige Familie.“
    Ich seufzte. Irgendwie fehlte mir die Kraft, sauer auf Tod zu sein. Er hatte immer und immer wieder betont, dass er keinen Einfluss darauf hatte, wer wann stirbt.
    „Kann ich irgendwas unternehmen, damit das nicht passiert?“
    „Das willst du ausgerechnet von mir wissen?“
    „Ich dachte, es wäre eine freundschaftliche Geste deinerseits.“
    „Plötzlich bin ich dir Freund genug dafür? In dieser Hinsicht habe ich dir nichts zu sagen. Du kennst die Antwort bereits. Außerdem hast du die freundschaftliche Geste

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