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Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens

Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens

Titel: Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Niedlich
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so lange wird das schon nicht dauern.“
    Ich wusste gar nicht richtig, was ich sagen sollte. Plötzlich meldete sich Conny durch die Tür.
    „Martin? Ist alles okay?“
    „Ja, sicher. Bin gleich wieder da. Behalt den Gedanken!“ Ich patschte mir an die Stirn, nachdem ich das ausgesprochen hatte.
    „Du musst nicht immer so unfreundlich zu mir sein, wenn ich mich schon zu dir her begebe. Immerhin habe ich etwas mitgebracht“, sagte Tod und zeigte auf die Chips in meiner Hand.
    „Ach, komm schon. Das kann doch nicht dein Ernst sein.“
    Von draußen meldete sich wieder Conny zu Wort: „Martin, das macht doch nichts. Das passiert doch jedem mal.“
    „Was? Wovon redest du überhaupt?“
    „Du hättest nicht wegrennen brauchen. Es hätte mir nichts ausgemacht, weißt du.“
    Irgendwie konnte ich dem ganzen Geschehen nicht mehr folgen.
    „Ha, das Weib macht mir Spaß“, meinte Tod und grinste in Richtung Tür. „Sieht so aus, als würde die vom Knabbern etwas verstehen.“
    „Würdest du jetzt bitte verschwinden? Du kannst gerne wieder vorbeikommen, aber nur, wenn ich gerade keinen Besuch habe. Und versuch doch bitte, mich nicht immer so zu erschrecken, okay?“
    Tod war etwas enttäuscht. „Na gut, dann noch viel Spaß euch beiden.“ Er ging auf die Wand zu und drehte sich noch mal um. „Sicher, dass ich nicht zuschauen kann?“
    Ich scheuchte ihn mit einer Handbewegung weg. Ich atmete erst mal tief durch, bevor ich die Tür öffnete und wieder vor Conny stand. Sie zog mich zu sich herunter und küsste mich.
    „Was sollen die Chips?“, fragte sie nach dem Kuss.
    Ich zuckte nur mit den Schultern und stellte die Packung auf die Anrichte. Dann nahm sie meine Hand und zog mich zurück in mein Zimmer. Wir spielten aneinander herum, aber irgendwie kam bei mir nichts mehr zustande. Die ganze Zeit hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden.

Kapitel 10
    Als Conny erkannte, dass es wohl nichts mehr werden würde, zog sie sich wieder an und ging. Sie war offenbar enttäuscht, und ich war es auch. Als meine Eltern nach Hause kamen, merkten sie, dass etwas nicht stimmte, aber irgendwie fiel es mir schwer, ihnen zu erklären, dass ich beinahe Sex gehabt hätte, dieser aber vom leibhaftigen Tod unterbrochen wurde. Ich sagte also lieber gar nichts.
    Das Wochenende ging und die Schulwoche begann. Unser Schulleiter unterrichtete uns montags eine Doppelstunde in Deutsch. Er sah immer so aus, als würde er gerade von der Pirsch kommen, wobei ich glaube, dass er einfach seit Jahren vergessen hatte, die Klamotten zu wechseln. Er stand kurz vor der Pensionierung und nie hatte ich ihn in etwas anderem als diesem Jagdoutfit gesehen. Er hatte außerdem die Angewohnheit, mit einer extrem gebrechlichen Stimme zu sprechen und dabei alles in die Länge zu ziehen, wobei ihn große Pausen mitten im Satz unterstützten. An diesem Tag kam er in den Raum und begrüßte uns mit den Worten: „Hallo … heute … werden wir … das ,Vaterunser‘… auf Alt-Mittelhochdeutsch … durchnehmen.“
    Mir sagte das zweierlei: a) Ich bräuchte ab jetzt nicht mehr aufpassen, und b) Ich sollte mir eine Polsterung auf den Tisch packen, damit ich mir den Kopf nicht aufschlagen würde, wenn ich einnickte. Zumindest war klar, dass ich geistig abschalten konnte. Vor meinem geistigen Auge ließ ich das Wochenende Revue passieren und dachte über den Tod nach. Immer kam er im denkbar ungünstigsten Augenblick. Mir war aber auch nicht klar, wie ich ihn selbst kontaktieren konnte. Bei der nächsten Gelegenheit wollte ich ihn darauf ansprechen.
    Während der Schulleiter den halben Raum zum Einschlafen brachte, dachte ich auch über Conny nach. Ich hatte sie am Sonntag nicht mehr erreicht, und sie hatte sich auch nicht mehr bei mir gemeldet. Ich redete mir ein, dass es nichts weiter zu bedeuten hatte.
    Als ich meinen Blick durch den Raum schweifen ließ, fiel mir Frank auf, der auf einer der hinteren Bänke saß und ebenfalls mit irgendwas beschäftigt schien, was nichts mit dem Unterricht zu tun hatte. Er kritzelte auf seinem Block rum, riss dann das beschriebene Stück ab, faltete es und gab es seinem Sitznachbarn, der es weiterreichte. Ich beobachtete, wie das Papier von Tisch zu Tisch wanderte, bis es schließlich bei Astrid landete, die es aufklappte, las und mit einem seligen Lächeln quittierte. Quer durch den Raum warfen sie und Frank sich einen vielsagenden Blick zu.
    Ich war schockiert. Frank turtelte ganz offenbar mit Astrid herum, dabei war

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