Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens
daran war vielleicht, dass es schnell vorbei war.
Hinterher brachte mich mein schlechtes Gewissen um. Ich war mir nicht sicher, ob ich wirklich alles getan hatte, um sie davon abzuhalten. Ich ekelte mich vor mir selbst.
Nach einigen stillen Minuten, in denen sie bei mir im Arm lag, versuchte sie es wieder, und diesmal ließ ich mich nicht so überfahren. Als sie versuchte, mich erneut zu küssen, drehte ich mich weg.
„Was?“, fragte sie recht barsch.
Ich stammelte nur. „Ich … ich kann nicht.“
„Was ist denn los, verdammt?“
„Das ist nicht richtig“, sagte ich, stand auf und begann mich wieder anzuziehen. Ich hatte keine Idee, wie ich ihr zu diesem Zeitpunkt sagen sollte, dass ich anderweitig vergeben war. Normalerweise hätte ich gedacht, offen und ehrlich mit der Situation umzugehen wäre die korrekte Art. Aber ihr direkt nach dem Sex zu sagen, dass ich in eine andere verliebt war, fühlte sich so an, als würde ich zu einem noch größeren Arschloch werden, als ich schon war.
„Willst du einfach gehen?“, fragte sie ungläubig. „Ich dachte, wir machen uns einen lustigen Abend.“
„War er etwa nicht lustig genug für dich?“ Meine Worte klangen sarkastisch, dabei war ich eigentlich nur von mir selbst enttäuscht.
„Das klingt gerade so, als hättest du nicht viel Spaß gehabt.“
Ich zögerte kurz. „Nein, nicht wirklich. Ich meine, sicher, es war toll, aber mir geht einfach zu viel im Kopf herum.“
Simones Gesichtszüge verhärteten sich. „Was zum Beispiel?“
„Ich habe vorhin diesen Typen wiederbelebt, und irgendwie spüre ich jetzt noch immer seinen Mund, auch wenn du mich küsst.“
Was ich sagte, war nicht mal eine Lüge – ich dachte tatsächlich darüber nach – aber natürlich war es auch nicht die ganze Wahrheit.
„Was soll das denn jetzt heißen? Bist du plötzlich schwul geworden und stehst auf ältere Männer?“
Was war das nur mit den Frauen, dass sie mich für schwul hielten?
Ich lachte: „Na ja, ältere Frauen hatte ich ja schon“, und zwinkerte ihr zu. Ihr Gesicht erfror. Mir wurde mit einem Mal klar, was ich da gerade von mir gegeben hatte. „Oh, Mist. Sorry, so habe ich das gar nicht sagen wollen.“
„Aber gemeint?“ Sie boxte mich voll auf den Arm.
„Aua, ich sage doch, dass es nicht so gemeint war.“
„Du hast also keinen Bock, weil du an den alten Sack denken musst?“
Ich seufzte. „Nein, eigentlich nicht, nein.“
Sie boxte mich erneut auf den Arm. „Sag mir verdammt noch mal, was los ist? Du verheimlichst mir doch was.“
„Aua, verdammt!“
Ich hatte nicht den Eindruck, dass Simone irgendwann aufhören würde. Sie hielt ihre Faust weiter drohend vor den Körper und machte Anstalten, erneut zuzuschlagen, als es aus mir herausplatzte: „Wenn du’s unbedingt wissen musst: Ich habe eine andere!“
Simone starrte mich mit großen Augen an, während ich mir noch den Arm rieb. Plötzlich trommelte sie mit beiden Fäusten auf mich ein.
„Du verdammter Sack! Erst sagst du, dass wir beide zusammen sein könnten, und dann hintergehst du mich?“
„Hör auf! Hör auf!“, schrie ich, bis sie schließlich nur noch schnaufend dasaß. „Ich hab doch gar nichts gesagt. Du hast mich damit überfallen, dass du plötzlich eine Beziehung wolltest. Erst vergewaltigst du mich halb und sagst, dass es nur zwischen Freunden ist, und plötzlich spielst du die Eifersüchtige. Ich hab nie gesagt, dass ich mit dir zusammen sein wollte!“
Der letzte Satz gefiel ihr gar nicht. Ich konnte sie praktisch überschnappen sehen, als sie sich auf mich stürzte, um sich trat und mich kratzte.
„Raus! Verschwinde! Ich will dich nicht mehr sehen!“
„Nun warte doch, ich wollte wenigstens …“
„Hau einfach ab. Lass mich in Ruhe! Und denke gar nicht daran, ins Krankenhaus zurückzukommen!“
Ich war immer noch halbnackt, als sie mich aus ihrer Wohnungstür schubste, die sie dann mit lautem Knall zuschmiss. Immerhin hatte ich ein T-Shirt und eine Unterhose an, aber der Rest fehlte mir. Ich wollte gerade klopfen, als die Tür erneut aufging und mir meine Schuhe sowie der Rest meiner Sachen an den Kopf flogen. Die Tür rumste ein zweites Mal zu, und ich stand allein auf dem dunklen Flur.
„Du hast wirklich ein Talent, mit Frauen umzugehen“, sagte eine vertraute, tiefe Stimme.
„Na toll, du hast mir gerade noch gefehlt. Hast du irgendwas mit dieser Scheiße zu tun?“
„Nein, das hier hast du ausnahmsweise ganz alleine verbockt“, sagte Tod
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