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Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens

Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens

Titel: Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Niedlich
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sollte, wartete ich nebenan bei den Pinkelbecken.
    „Der Mann hat sein Leben gehabt. Du solltest ihn nicht noch quälen, Martin“, sagte Tod. Seine Stimme ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen.
    „Wenn ich verhindern kann, dass er stirbt, dann werde ich es tun, ob du willst oder nicht.“
    Tod schüttelte nur den Kopf.
    Seltsame Geräusche kamen aus der Kabine. Ich hörte ein Poltern und kurzatmiges Keuchen. Tod stellte sich mir in den Weg.
    „Nein.“
    „Doch“, sagte ich und stürmte an ihm vorbei. Ich rüttelte an der Kabinentür, die nicht nachgab. Ich hörte den Mann drinnen nach Luft schnappen. Tod blickte mich an und verschwand dann in der Wand. Die Zeit wurde knapp. Ohne viel nachzudenken, trat ich die Kabinentür auf. Zumindest versuchte ich es. Was in Filmen immer so einfach aussieht, war in Wahrheit etwas schwieriger. Alles, was passierte, war, dass mein Bein abprallte und ich lang auf den Boden fiel. Tod war mittlerweile einfach durch die Tür gelaufen. Für einen Moment überlegte ich, einen Sprung zu machen, aber wie sollte ich später erklären, dass ich mit dem Mann in einer Toilettenkabine eingeschlossen war. Auf den Ruf, der mir daraufhin folgen würde, konnte ich verzichten.
    Ich versuchte es noch mal. Ich fiel zwar nicht hin, aber die Tür war noch immer zu. Schließlich rammte ich mit der Schulter hinein. Die Tür schwang nach innen und prallte an den Beinen des Mannes zurück, der im Todeskampf gefangen war. Tod stand neben ihm, halb in der Wand und streckte seine Finger aus.
    „Nein, den kriegst du nicht!“, rief ich und stürzte mich auf den Alten. Meine Finger schlossen sich über dem Mund des Mannes, der nun ruhig dasaß und mit weiten Augen an die Decke starrte. An meiner Handfläche spürte ich das sanfte Zappeln eines kleinen Insekts.
    „Hilfe! Ich brauche Hilfe!“, schrie ich aus vollem Hals, „Notfall! Notfall!“
    Ohne meine Hand vom Mund des Mannes zu nehmen, zog ich ihn auf die Fliesen und aus der Kabine heraus, bis er flach auf dem Boden lag. Eine Schwester hatte mein Rufen gehört und schlug Alarm. Ich begann mit der Wiederbelebung und pustete meinen Atem in den Mund des Mannes. Mein Würgereflex übermannte mich fast, als ich die Fühler des Schmetterlings im Mund des Mannes an meinem fühlte, aber ich ließ nicht ab. Die Schwester hatte mittlerweile mit der Herzdruckmassage begonnen, und kurz darauf kamen weitere Kollegen mit entsprechendem Rettungsgerät.
    Ich war paranoid und ließ dem Schmetterling keine Möglichkeit herauszukrabbeln, bis mich ein paar Ärzte und Schwestern schließlich wegschubsten, um ordentlich arbeiten zu können. Der Mann wurde auf eine Trage gelegt und schließlich zur Not-OP weggebracht. Keine Sekunde lang hatte ich den Mund des Mannes aus den Augen gelassen. Der Schmetterling war nicht herausgekommen, aber jetzt konnte ich nichts mehr tun.
    Hinter der Schwester, die mir geholfen hatte, stand Tod und blickte mich schweigend an. Dann verschwand er.
    „Ich hoffe, der schafft es. Wenn sie den nicht gefunden hätten, dann wäre er mit Sicherheit nicht mehr am Leben“, sagte die Schwester und klopfte mir auf die Schulter.
    Der Assistenzarzt, mit dem ich den Mann zuvor untersucht hatte, war ebenfalls vor Ort und nickte nur: „Gut gemacht.“
    Für einen Moment fühlte ich mich so glücklich wie damals, als ich den Jungen am Strand rettete.

Kapitel 35
    Simone hatte gehört, was vorgefallen war, und meinte, dass wir noch zusätzlich auf meine erste Lebensrettung anstoßen müssten. Ich erinnerte sie daran, dass wir uns kennengelernt hatten, nachdem ich den kleinen Jungen vor dem Ertrinken bewahrt hatte. Sie lachte lediglich und meinte, dass es einfach nur ein Grund mehr zu feiern wäre. Währenddessen überlegte ich, wie ich ihr am besten beibringen sollte, dass sie nicht meine Freundin sein konnte.
    Aber sie machte gar nicht erst den Versuch, so zu tun, als würde sie irgendetwas anderes als Sex wollen. Kaum waren wir bei ihr zu Hause, hatte sie eine Kuschelrock-CD in den Player geworfen und die Hälfte ihrer Kleidungsstücke auf dem Boden verteilt. Ehe ich protestieren konnte, hatte sie mich mit der Subtilität eines Güterzuges auf die Couch verfrachtet und hinderte mich daran, sie zu unterbrechen, indem sie mich so besitzergreifend küsste, dass ich kaum noch Luft bekam.
    Es klingt bestimmt wie eine müde Entschuldigung, wenn ich behaupte, dass sie definitiv wusste, wie sie mich anzupacken hatte, damit ich in Fahrt kam. Das Beste

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