Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens
und lächelte, während ich meine Sachen zusammensuchte.
„Ich schwöre dir, die Alte hat ’nen Schuss.“
„Wer ist verrückter: Der Verrückte oder der, der sich auf den Verrückten einlässt?“
„Du hast immer so tiefsinnige Weisheiten auf Lager. Was zum Teufel willst du überhaupt hier? Ich hatte dir doch gesagt, ich will dich nicht mehr sehen. Bist du sauer, weil ich den Typen vorhin vor dir gerettet habe?“
„Ich war nur in der Gegend und dachte, ich sage ‚Hallo‘. Keine Hintergedanken. Kein faules Spiel.“
Ich versuchte mein Gleichgewicht zu halten, als ich in die Hose schlüpfte. „Ich weiß nicht, ob ich irgendwas glauben kann, was ich von dir zu hören kriege.“
„Warum sollte ich dich anlügen?“
„Ja, das habe ich mich schon einige Male gefragt, aber du hast es trotzdem getan.“
„Ich hege keinen Groll gegen dich.“
„Hör auf mit dem Geschwätz. Irgendwas ist doch. Irgendwas willst du mir unter die Nase reiben.“
„Nun …“, sagte Tod und faltete die Hände.
Ich rollte mit den Augen. „Ich hab’s doch gewusst.“
„Ich dachte, es wäre nur fair, dir zu sagen, dass der Mann von vorhin es nicht geschafft hat.“
Ich ließ den einen Schuh, den ich gerade anzog, wieder fallen. „Was?“
„Sie hatten ihn in den OP gebracht und ihr Bestes gegeben, aber dem Mann war nicht mehr zu helfen.“
„Nein, ich hatte ihn gerettet!“, brüllte ich.
„Nur für den Moment“, entgegnete Tod. „Es tut mir leid, aber seine Zeit war gekommen.“
„Das … das glaube ich nicht. Bullshit.“ Ich schnappte den Schuh und warf meine Jacke über. „Davon muss ich mich selbst überzeugen.“
Ich sprang zurück ins Krankenhaus und begab mich zur Geriatrie. Die diensthabende der Schwestern hatte schon gehört, was am Tage vorgefallen war. Leider bestätigte sie Tods Geschichte. Statt davonzuspringen, lief ich hinaus in die Nacht und ließ mich auf die Wiese vor dem Krankenhaus fallen.
„Du konntest es einfach nicht lassen, oder? Du kannst nicht einfach mal verlieren“, sagte ich.
„Es geht hier nicht ums Gewinnen oder Verlieren, Martin. Diese Dinge sind völlig irrelevant.“ Tod stand neben mir und blickte auf mich herab.
„Wenn du glaubst, dass du mich davon abhalten kannst, dir ins Handwerk zu pfuschen, dann hast du dich geschnitten.“
„Tu, was du nicht lassen kannst, aber irgendwann musst du den Tod als einen Teil des Lebenszyklus ansehen und akzeptieren.“
„Sprichst du eigentlich gerne von dir in der dritten Person?“
„Ich versuche nur, dir klarzumachen, dass nicht ich es bin, der die Entscheidungen trifft. Auch du wirst es nicht sein, wenn du den Posten übernimmst.“
„Wer dann? Wer zum Teufel ist es dann?“
„Wenn ich es wüsste, würde ich es dir sagen. Ich dachte, dass ich selbst es eventuell herausfinde, wenn du mich ablöst.“ Thanatos wirkte fast traurig. „Würde mich nicht wundern, wenn im Endeffekt das Leben dafür verantwortlich ist.“
„Was war das denn jetzt? Das klang nach verdammt dämlicher Pseudo-Psychologie.“
„Du nimmst mich nicht ernst“, sagte Tod mit Grabesstimme.
„Du machst es mir manchmal auch echt leicht, dich nicht ernst zu nehmen.“
Ich schaute ihn gar nicht an, als ich dies sagte, aber ich spürte seine Augen auf mir.
„Du führst dich auf wie ein Narr. Ich habe dich etliche Male darauf hingewiesen, dass du nicht eingreifen sollst. Dass es dir schaden würde. Dass es dich angreift. Aber du willst nicht hören.“
„Weil es ein Haufen Mist ist, den du da quatschst. Vielleicht konnte ich den Mann heute nicht retten, aber es werden andere kommen, so wie dieser Junge von der Badestelle, bei denen es möglich ist.“
„Und was wird passieren, wenn es dich auf einer persönlichen Ebene trifft und du nichts dagegen unternehmen kannst?“
„Was zum Teufel soll das denn wieder heißen?“
„Du hältst dich für so schlau und siehst doch das Offensichtliche nicht.“
„Wenn du nicht immer in verdammten Rätseln sprechen würdest, dann würde ich vielleicht sogar verstehen, was du meinst. Was heißt ‚persönlich‘?“
Tod hockte sich neben mich. „Was wirst du tun, wenn es jemanden trifft, den du liebst?“
„Du wirst deine Finger von Anja lassen!“
„Anja, ha.“ Er schnaufte verächtlich. „Du hast die Gabe zu sehen, wie und wann die Leute sterben, aber instinktiv hast du sie bei allen Personen ausgeklammert, die dir nahestehen.“
Ich schaute ihn verwirrt an. „Du sprichst immer noch in
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