Der Tod und der Dicke
wieder bei Bewusstsein«, sagte Wield. »Vielleicht ein wenig schummrig von dem ganzen Zeug, das sie dir reingepumpt haben, aber meistens bei klarem Verstand. Du glaubst doch nicht, dass Ellie sich davongemacht hätte, wenn du noch im Koma liegen würdest.«
»Ich hab mit Ellie gesprochen?«
»Aye. Erinnerst du dich nicht?«
»Ich glaube, ich habe ›hallo‹ gesagt.«
»Das war alles? Hoff mal lieber, dass sie dir keine Totenbettbeichte abgenommen hat«, sagte Wield.
»Und da war noch was – rötlich blondes Haar, schottischer Akzent, vielleicht die Oberschwester. Oder habe ich das geträumt?«
»Nein. Das müsste Chief Superintendent Glenister von der CAT sein. Ich war da, als sie auftauchte.«
»Ja? Hab ich ihr was erzählt?«
»Abgesehen von ›verpissen Sie sich‹, meinst du? Nein. Das war alles.«
»O Gott«, sagte Pascoe.
»Keine Sorge. Sie hat’s dir nicht übel genommen. Sie sitzt noch draußen im Wartezimmer. Du hast noch gar nicht gefragt, was dir fehlt.«
»Mir?«, sagte Pascoe. »Gute Frage. Warum bin ich hier? Mir geht’s wunderbar.«
»Warte mal, bis die Wirkung von dem Zeug nachlässt«, sagte Wield. »Aber du kannst dich glücklich schätzen. Quetschungen, Abschürfungen, einige Muskelfaserrisse, verdrehtes Knie, einige gebrochene Rippen, Gehirnerschütterung. Hätte viel schlimmer kommen können.«
»Wäre es auch gewesen, hätte sich Andy nicht direkt vor mir befunden«, sagte Pascoe. »Was ist mit Jennison und Maycock?«
»Joker meint, er sei taub geworden, seine Kumpel aber sagen, er hat schon immer schlecht gehört, wenn man was von ihm wollte. Ihren Wagen allerdings muss man abschreiben. Andys auch.«
»Was ist mit dem Haus? War jemand drin?«
»Leider ja. Drei Leichen, soweit man weiß. Mindestens. Sie werden noch zusammengesetzt. Mehr ist nicht zu erfahren.
Die CAT-Typen durchkämmen die Ruinen, lassen aber kaum was verlauten – auch uns gegenüber nicht. Natürlich haben sie einen Schlüsselzeugen.«
»Ja? O Gott. Du meinst Hector?«
»Genau. Glenister hat mit ihm mehr als eine Stunde verbracht. Kam dann völlig benommen raus.«
»Hector?«
»Nein. Der sieht immer völlig benommen aus. Ich meine Glenister. Ich sag ihr mal lieber Bescheid, dass du wach und ansprechbar bist.«
»Gut. Wieldy, sieh bei Andy nach. Du weißt doch, wie es in solchen Einrichtungen ist, gute Informationen zu bekommen ist schwieriger als zum Essen einen anständig temperierten Wein.«
»Mal sehen, was ich tun kann«, sagte Wield. »Pass auf dich auf.«
Er ging. Pascoe machte es sich im Bett bequem und versuchte einzuschätzen, wie er sich wirklich fühlte. Es schien nicht viele Körperteile zu geben, die, falls beansprucht, nicht mit einem stechenden Zwicken antworteten. Doch von den Rippen einmal abgesehen, gab es nichts, was ihn über ein leichtes Unbehagen hinaus sonderlich behindert hätte. Er fragte sich, ob er ohne Unterstützung aufstehen konnte. Er hatte sich in eine aufrechte Position gebracht und schob die Bettdecke von den Füßen, bevor er diese herumschwingen wollte, als die Tür aufging und die Frau mit dem rötlich blonden Haar eintrat.
»Schön zu sehen, dass es Ihnen besser geht, Peter«, sagte sie.
»Aber ich glaube, Sie sollten noch eine klitzekleine Weile liegen bleiben. Oder wollten Sie die Bettpfanne?«
»Nein, alles in Ordnung«, sagte Pascoe und zog die Decke wieder hoch.
»Gut. Glenister. Chief Superintendent, Combined Anti-Terrorism. Wir haben uns schon kurz getroffen, wahrscheinlich werden Sie sich nicht daran erinnern.«
»Dunkel, Ma’am«, sagte Pascoe. »Ich glaube mich sogar erinnern zu können, dass ich etwas ausfallend …«
»Vergessen Sie’s«, erwiderte Glenister. »Ausfallend zu sein ist gut, dafür braucht es einen funktionierenden Verstand. Ich habe gerade zum zweiten Mal Constable Hector befragt. Das erste Mal konnte ich es kaum glauben, aber beim zweiten Mal wurde es auch nicht besser. Liegt das nur am Schock, oder ist der arme Junge womöglich immer so zugeknöpft?«
»Verbale Ausdrucksfähigkeit gehört nicht unbedingt zu seinen Stärken«, sagte Pascoe.
»Sie meinen also, was ich aus ihm rausgequetscht habe, ist alles, was ich wahrscheinlich bekommen werde?«, fragte Glenister. »Seine Beschreibungen der Männer sind, gelinde gesagt, etwas skizzenhaft.«
»Er tut sein Bestes«, wehrte Pascoe ab. »Wie auch immer, aber es muss doch DNA-Spuren, Fingerabdrücke, Zahnaufzeichnungen geben, mit denen sich die armen Teufel in dem Gebäude
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