Der Tod und der Dicke

diensthabenden Inspector weiterleiten, der den Leiter der Dienststelle alarmiert. Ich weiß nicht, was daran vage sein soll. Bis dahin lief alles gemäß den Vorschriften.«
    »Ja, und so ging es auch weiter«, antwortete Pascoe entschieden. »Mr. Dalziel, der wusste, dass das Anwesen auf der CAT-Liste steht, sorgte dafür, dass Ihre Leute informiert wurden, bevor er sich wie angewiesen zur Mill Street begab.«
    »Wie angewiesen?« Glenister gluckste. Glucksen war eine aussterbende Kunst, dachte sich Pascoe; richtiges Glucksen, das nicht nur unterdrückte Heiterkeit vortäuschte, wie Politiker es tun, wenn sie ein Argument betonen oder, noch häufiger, vermeiden wollten. Glenisters Glucksen war das einzig wahre.
    »Meines Wissens bestanden seine Anweisungen darin«, fuhr die Superintendent fort, »alle Polizeifahrzeuge aus der Mill Street abzuziehen, an beiden Enden Straßenblockaden zu errichten, die Observierung von sicherer Entfernung aus aufrechtzuerhalten und keinerlei Versuche zu unternehmen, sich dem Haus zu nähern. Welchen Punkten, würden Sie sagen, ist Mr. Dalziel nachgekommen, Peter?«
    »Das weiß ich nicht, weil ich nur Ihre Aussage dazu habe«, gab Pascoe zurück und überantwortete alles, was der Dicke ihm kauernd hinter dem Wagen erzählt hatte, dem Mülleimer. »Aber, falls wir die Verantwortung schön zwischen uns aufteilen wollen: Was Ihre Anweisungen sicherlich nicht enthielten, war irgendein Hinweis auf die Tatsache, dass dort drin genügend Sprengstoff gelagert wurde, um die ganze verdammte Häuserzeile in die Luft zu jagen! Davon haben Sie wohl nichts gewusst, sonst wäre das Haus ja nicht auf der niedrigsten Stufe eingeordnet worden, nicht wahr?« Glenister schüttelte den Kopf, traurig sagte sie: »Sie haben so recht, Peter. Das hätten wir wissen sollen. Aber Sie liegen vollkommen falsch, wenn Sie meinen, ich sei nur hier, um Sie zu tadeln. Keine Angst, in der CAT werden manche ihren Rüffel bekommen. Wenn Ihr Mr. Dalziel sich geirrt hat, dann haben wir uns auch geirrt, aber er hat den wesentlich höheren Preis dafür bezahlt. Ich hoffe, er überlebt es, bislang sieht es leider nicht gut aus. Die einzige Person, die mir aus erster Hand erzählen kann, was vorgefallen ist, sind also Sie. Ich möchte nur absolut sicher sein, alles zu wissen, was Sie während Ihres Aufenthalts vor dem Haus gesehen haben.«
    »Das ist einfach«, sagte Pascoe. »Von meiner Ankunft bis zur Explosion habe ich weder im Haus noch in der gesamten Häuserzeile irgendein Anzeichen von Leben erkennen können. Punkt.«
    »Schön. Das reicht mir«, sagte Glenister, erhob sich und streckte ihm die Hand hin. »Nun, wir werden uns noch mal unterhalten, wenn Sie wieder auf den Beinen sind. Was hoffentlich sehr bald der Fall ist.«
    »Aber können Sie mir nicht sagen, was Ihrer Meinung nach da drin abgelaufen ist?«, fragte Pascoe. Er hielt ihre Hand fest.
    Glenister zögerte, bevor sie antwortete. »Warum nicht? Ich habe gehört, Sie sind ein diskreter Mensch. Es befördert vielleicht Ihre Eitelkeit, wenn Sie wüssten, wie hoch Sie angesehen sind. Wie ein blaues Smartie.« Sie lächelte über ihren Witz. Pascoe verzog zum Schein kurz das Gesicht und sagte: »Und?«
    »Wir haben den Laden als Treffpunkt eingestuft, im besten Fall als gelegentliches Nachrichtenzentrum für eine Gruppe, die bislang wenig Neigung zeigte, der Dialektik auch direkte Aktionen folgen zu lassen. Irgendwann in den vergangenen Tagen muss die Entscheidung gefallen sein, ihn zu einem Sprengstofflager hoch zu stufen. Wir hatten unspezifische Informationen, wonach etwas Großes im Norden geplant sei.«
    »Wie die Mill Street hochgehen zu lassen?«, sagte Pascoe ungläubig. »Das ist nicht unbedingt das Parlament, oder?«
    »Ich sagte, Mill Street drei war nur das Lager«, erwiderte Glenister. »Ihrer Aufmerksamkeit dürfte allerdings nicht entgangen sein, dass über dem Bahndamm dahinter die Hauptverbindung nach London verläuft und Ihre hübsche Stadt nächste Woche mit einem königlichen Besuch beehrt wird. Wie auch immer, plötzlich also findet sich dort eine große Menge an Sprengstoff, der erst mal ziemlich harmlos ist, wenn Experten damit umgehen. Aber wie gesagt, die Gruppe, die bislang den Laden benutzt hat, bestand alles andere als aus Experten. Ihr Constable Hector hat sie aufgescheucht, Ihr Mr. Dalziel hat sie in Panik versetzt. Vielleicht haben sie einfach nur versucht, das Material besser zu verstecken, wobei etwas schiefgelaufen ist. Oder