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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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identifizieren lassen?«
    »Aye, davon sollten wir genug finden«, sagte Glenister. Sie war Mitte bis Ende vierzig, schätzte Pascoe, vollschlank, so dass sie ihren Tweed-Anzug bequem ausfüllte, aber wenn sie ihre frittierten Mars-Riegel nicht zurückschraubte, würde sie sich bald nach der nächsten Kleidergröße umtun müssen. Sie hatte ein angenehmes Lächeln, das ihr rundes, leicht wettergegerbtes Gesicht zum Strahlen und ihre weichen braunen Augen zum Funkeln brachte. Wäre sie eine Ärztin gewesen, hätte er sich ungemein beruhigt gefühlt.
    »Sie wollen mich debriefen, Ma’am?«
    Glenister lächelte.
    »Debriefen? Ich sehe, Sie sind hier in Mid-Yorkshire auf der Höhe der Zeit. Was mich betrifft, ich bin ein zu alter Papagei, um mir noch einen neuen Jargon anzueignen. Ein schriftlicher Bericht, das wäre nett, wenn Sie wieder auf den Beinen sind. Jetzt würde ich mit Ihnen gern nur ein klitzekleines Vorgespräch führen.«
    Sie zog einen Stuhl ans Bett heran, setzte sich, holte einen Minidisc-Rekorder aus der Schultertasche, die sie dabeihatte, und schaltete ihn an.
    »Mit Ihren eigenen Worten, Peter. In Ordnung, wenn ich Sie Peter nenne? Meine Freunde nennen mich Sandy.«
    War das eine Einladung oder Warnung?, ging Pascoe durch den Kopf, während er einen Abriss der Ereignisse lieferte, nicht ohne wohlüberlegte Auslassungen, die er, wie er sich versicherte, im Interesse der Kürze und Klarheit vornahm. »Sehr gut«, sagte Glenister und nickte zustimmend. »Prägnant, auf den Punkt. Genau, was ich für die Akten brauche.«
    Sie schaltete den Rekorder aus, lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und holte aus der Tasche eine Smarties-Röhre.
    »Greifen Sie zu«, sagte sie. »Solange Sie kein blaues erwischen.«
    »Nein danke«, sagte Pascoe.
    »Kluger Mann«, sagte sie. »Ich hab mit den Süßigkeiten angefangen, als ich mit dem Rauchen aufgehört habe. Als mir bewusst wurde, dass fünf Nuss-Früchteriegel am Tag mich genauso umbringen wie vierzig Kippen, versuchte ich es mit einem radikalen Entzug, der mich fast wieder auf Nikotin brachte. Jetzt belohne ich mich mit einem Smartie, wenn mir danach ist. Nur eines. Außer es ist ein blaues. Dann bekomme ich noch eins. Weiß der Himmel, was ich mache, wenn sie die blauen einstellen.«
    Wieder ihr attraktives Lächeln, mit dem sie sich über sich selbst lustig machte. Sie hätte wirklich Ärztin werden sollen, dachte sich Pascoe. Mit ihrer Art hätte sie Urinproben für eine Guinea pro Flasche verkaufen können. »So, Peter, lassen wir das Offizielle mal beiseite«, sagte sie, warf sich eine der kleinen Schokolinsen in den Mund (eine gelbe, wie er bemerkte) und machte es sich auf dem Stuhl bequem. »Nur Sie und ich. Ihre Gedanken und Eindrücke diesmal. Und wenn Sie dabei vielleicht ein klitzekleines bisschen mehr ins Detail gehen. Warum, so für den Anfang, waren Sie wirklich vor Ort?«
    »Das hab ich Ihnen gesagt. Inspector Ireland hat mich angerufen, worauf ich hingefahren bin, um zu helfen.«
    »Und warum hat Paddy Ireland Sie angerufen?«
    »Wegen meiner Verhandlungserfahrung, nehme ich an«, sagte Pascoe. Aber noch während er es aussprach, wurde ihm bewusst, dass dieses Paddy ihn sacht daran erinnern sollte, dass Glenister den Inspector bereits befragt hatte.
    »Und weil er wahrscheinlich dachte, Mr. Dalziel würde froh um Unterstützung sein, da der Videoladen von Ihren Leuten ja auf die Liste gesetzt worden war«, fügte er hinzu.
    »Und war er das?«
    »Ich denke doch.«
    »Aber er hat Ihnen nicht selbst Bescheid gesagt?«
    »Er würde mich an meinem freien Tag nicht stören wollen«, sagte Pascoe.
    »Ein sehr rücksichtsvoller Mensch. Mir ist zu Ohren gekommen, er habe sogar angeboten, für die Leute im Haus Erfrischungen zu besorgen.«
    Also wusste sie vom Klamauk mit dem Megaphon. Hector. Oder Jennison. Oder Maycock. Warum wollten sie nicht einfach beschreiben, was geschehen war? Auch wenn sie versucht hätten, die Sache herunterzuspielen, wären sie ihrem Oberärztinnen-Charme wahrscheinlich sofort erlegen.
    »Ja«, sagte er. »Mr. Dalziel hat versucht, mit den Leuten, die sich möglicherweise im Haus aufgehalten haben, Kontakt aufzunehmen.«
    »Die sich ›möglicherweise‹ dort aufgehalten haben? Sie zweifelten daran?«
    »Unsere Informationen waren etwas vage.«
    »Vage? Jetzt kann ich Ihnen nicht ganz folgen. Ein Streifenbeamter sieht einen bewaffneten Mann in Hausnummer drei. Er meldet es den Beamten in einem Streifenwagen, die es an den

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