Der Tod und der Dicke
die Grundrechenarten verhagelt«, sagte Pascoe blasiert.
»Keineswegs. Wer so blöd ist, gleich drei zu kaufen, soll auch mehr zahlen«, sagte der Mann.
Nicht willens, sich dieser Gruppe zuordnen zu lassen, sagte Pascoe: »Na ja, ein wenig sammle ich schon. Krimis. Ich hab vor ein paar Jahren ein paar Christie-Erstausgaben geerbt und versuche jetzt die Lücken zu füllen.«
»Ja? Tut mir leid, glaub nicht, dass ich was von der alten Lady habe, das Sie interessieren könnte. Aber ich hab einen Freeman Wills Crofts. Death of a Train. Erste Auflage, Hodder and Stoughton, 1946, gutes Exemplar mit gutem Schutzumschlag, nur ein paar winzige Knitterspuren, mehr nicht. Fast geschenkt für zwei-fünfzig. Möchten Sie es sehen?«
Er wartete die Antwort nicht ab. Angeregt durch Pascoes Reaktion, die ihn offensichtlich auf ein Geschäft hoffen ließ, ging er den Band holen.
Pascoe starrte auf das Umschlagbild einer Lokomotive und eines Eisenbahners, was er aber wirklich betrachtete – und was seine Reaktion ausgelöst hatte –, das war der Name. Oder, besser gesagt, die Namen. Vor allem in Verbindung mit dem Titel.
Freeman. Wills. Crofts.
Death of a Train.
Die Kanzlei der Patentanwälte in der Mill Street Nr. 6 hatte Crofts & Wills geheißen.
Und natürlich gab es noch einen Dave Freeman … Koinzidenz? Wie lautete das Evangelium nach St. Andy? Läufst du deinem besten Kumpel übern Weg, wenn er aus dem Black Bull kommt, ist das Koinzidenz. Läufst du ihm übern Weg, wenn er aus dem Schlafzimmer deiner Frau kommt, dann ist das Konsens.
»Ja, wirklich ein schöner Band«, sagte Woody Allen, der Pascoes Geistesabwesenheit als Interesse am Buch missdeutete. »Ich hau mich selber übers Ohr und geb es Ihnen für zwei.«
»Nein, tut mir leid, ich bin wirklich nur an Christie interessiert«, sagte Pascoe. »Trotzdem, vielen Dank.«
Er kaufte nur noch ein Taschenbuch über die Templer aus der Kiste mit den Angeboten (was der Ladenbesitzer augenscheinlich als Sühnehandlung gleichsetzte mit Thomas Beckets Mördern, die beim Verlassen der Kathedrale einige Silbermünzen in den Klingelkasten geworfen hatten) und nahm seine Wanderung durch die Stadt wieder auf. Ein oder zwei wässrige Sonnenstrahlen versuchten ihn in die Mitte des Parks, weit entfernt von jedem Unterstand, zu locken, aber dafür war er mittlerweile zu clever, und als der nächste prasselnde Schauer einsetzte, war er nur wenige Schritte vom Café Mozart entfernt, wo er sich mit Glenister treffen sollte. Bis dahin war es noch eine gute Stunde hin, aber sein verletztes Bein schmerzte, weshalb ein kleiner Aufenthalt dort mit einem Getränk sehr verlockend erschien.
Das Lokal bemühte sich um die Atmosphäre eines altmodischen mitteleuropäischen Cafés – die Ober trugen lange Schürzen, Zeitungen hingen an Holzhaltern, viele Kaffeemaschinen und Farne, hinter denen man sich verstecken konnte, die Luft erfüllt mit Wiener Walzern, bei denen sich Mozart wahrscheinlich in seinem Armengrab umgedreht hätte.
Geheimdienstleute mussten sich hier wie zu Hause fühlen, dachte er, während er sich einen Guardian griff, auf ein tiefes Sofa sank und einen Kaffee bestellte Der Gedanke musste als Beschwörungsformel fungiert haben.
»Pascoe, sind Sie das? Dachte ich es mir doch.«
Er sah auf. Vor ihm starrte Bernie Bloomfield auf ihn nieder.
Vielleicht wurde die Größe des Mannes durch seine eigene niedrige Sitzgelegenheit noch verstärkt, aber Pascoe fühlte sich wie ein wandernder Hobbit, der versehentlich die Aufmerksamkeit von Saurons fernem Auge auf sich gezogen hatte.
Auf einem zugänglicheren Niveau bemerkte er Lukasz Komorowski, der im Hintergrund herumhing.
»Hallo, Sir«, sagte er.
Bloomfield faltete sich auf das Sofa und wurde wieder zu Alastair Sim.
»Wie geht’s, Peter?«, fragte er fürsorglich. »Sie sehen mir etwas kränklich aus, wenn Sie mir die Bemerkung erlauben. Sie haben ja auch Schreckliches durchgemacht. Sind Sie sicher, dass Sie es schon überstanden haben?«
»Mir geht es gut, Sir«, sagte Pascoe mit fester Stimme.
»Schön, schön. Und Andy Dalziel, irgendwas Neues?«
»Noch nicht.«
Komorowski, bemerkte er, hatte sich einen anderen Tisch gesucht und studierte einen eingetopften Farn mit phytographischer Intensität. Vielleicht fahndete er auch nur noch versteckten Mikrophonen.
»Nicht verzweifeln. So wie ich meinen Andy kenne, wird er dieser Tage die Augen aufschlagen und wissen wollen, was unternommen wurde, um die Scheißkerle zu
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