Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
Metalldeckel Kaffee einschenkte, zog der Commander ein Handy heraus und wählte eine Nummer.
    Pascoe hob den Guardian an und begann einen Artikel über Umweltverschmutzung zu lesen. Die Regierungspolitik, behauptete der Verfasser, sei ineffektiv. Die Vorschläge der Opposition, mokierte er sich, seien idiotisch. Was nötig sei, wurde suggeriert, sei jemand, der so weise war wie der Autor des Artikels, der Antworten auf Probleme kannte, für die die Politiker noch nicht mal Fragen hatten.
    Trottel, dachte sich Pascoe. Er suchte nach dem Sportteil. Der befand sich an einem eigenen Halter. Vielleicht gab es heutzutage kein Holz mehr, das stabil genug war, um das Gewicht einer ganzen Zeitung zu halten. Der Commander, bemerkte er, hatte sein Gespräch beendet.
    Er hatte nur einige Absätze geschafft, als sein eigenes Handy klingelte.
    Es war Glenister.
    »Peter«, sagte sie. »Tut mir leid, aber ich schaffe unsere Verabredung nicht. Es ist etwas dazwischengekommen.«
    Was du nicht sagst, dachte Pascoe.
    »Ach ja? Kann ich irgendwie behilflich sein?«
    »Schön wär’s. Aber ich muss nach Nottingham. Das Carradice-Verfahren, es fliegt uns alles um die Ohren.«
    Wunderbar!, dachte Pascoe. Es war keine besonders erfreuliche Aussicht, einen rechtskräftig verurteilten Terroristen in der Familie zu haben. Er verkniff sich seine Erleichterung und fragte: »Was ist passiert?«
    »Einer unserer Zeugen hat Muffensausen bekommen, unsere besten Beweise wurden als unzulässig erklärt, und die Verteidigung drängt auf eine Abweisung des Falls. Ich denke, sie werden es durchkriegen. Zeit für Schadensbegrenzung.«
    Während sich Ihr Boss hier bei einem Kaffee mit Schlag entspannt, dachte Pascoe. Warum kümmert er sich nicht um die Sache?
    Weil man sich bei der Schadensbegrenzung in Fallout-Gebiete begibt, lautete die Antwort.
    Glenister redete noch immer.
    »Hören Sie zu, es gibt keinen Grund, hier übers Wochenende rumzuhängen. Ich bin mir sicher, Ihre liebenswerte Frau vermisst Sie ganz höllisch. Warum fahren Sie nicht einfach heute Nachmittag noch ins sonnige Yorkshire zurück, legen die Füße hoch? Ich werde mich Sonntagabend wieder melden, spätestens Montag in der Früh. Muss jetzt los. Bis dann.«
    Pascoe steckte das Handy in die Tasche. Komorowski sah in seine Richtung und sagte etwas zu Bloomfield, der sich umdrehte, lächelte und ermutigend nickte, als hätte er ganz genau gehört, was Glenister soeben gesagt hatte.
    Musste er wahrscheinlich gar nicht. Okay, kein Grund zu bezweifeln, dass Glenister nach Nottingham unterwegs war, aber er vermutete, der Vorschlag, ihn nach Yorkshire zurückzuschicken, kam von jemandem, der sehr viel näher saß.
    Sauron betrieb also ebenfalls ein wenig Schadensbegrenzung.
    Es erregte kaum seinen Unmut.
    Wie auch, wurde er doch nach Hause zu den Menschen geschickt, die er am meisten auf der Welt liebte.

8
    Jetzt sind alle Zweifel ausgeräumt
    An diesem Nachmittag um drei Uhr, nach einer Reihe von Verzögerungstaktiken, angesichts derer Fabius Cunctator als ungestümer Hitzkopf erschienen wäre, gestand im Krongericht von Nottingham die Staatsanwaltschaft schließlich ihre Niederlage ein, und kurz darauf verließ Abbas Asir, geborener Michael Carradice, als freier Mann die Anklagebank.
    Als ihm George Stainton, sein Anwalt, die Hand schüttelte, war keinerlei Gefühlsregung erkennbar in dem wenigen, was von seinem Antlitz hinter dem wallenden schwarzen Rauschebart noch sichtbar war. Die haarige Manneszier erstreckte sich bis auf die Brust hinab und ließ seinen stämmigen Körper noch kürzer erscheinen.
    Ein Gerichtsbeamter trat auf sie zu und lud Mr. Asir in aller Höflichkeit dazu ein, ihn zu begleiten, um die notwendigen Formalitäten hinter sich zu bringen und ihm seine persönlichen Besitztümer zu übergeben, die ihm sechs Monate zuvor bei seiner Verhaftung abgenommen worden waren.
    »Ich geh nach draußen und kümmere mich um die Medien«, sagte der Anwalt. »Sie wollen ganz bestimmt mit ihnen reden, Abbas?«
    Carradice nickte.
    »Und Sie passen auf, was Sie sagen? Geben Sie den Typen keinen Grund, Sie gleich wieder in Gewahrsam zu nehmen.«
    Die beiden Männer trennten sich.
    Stainton trat durch den Haupteingang des Gerichtsgebäudes und begrüßte die Medienmeute, die augenblicklich zu heulen und zu kläffen begann, als sie sah, dass er allein war.
    »Mr. Asir wird gleich kommen«, versicherte er. »Ja, er wird gern Ihre Fragen beantworten. Wenn ich Ihnen in der Zwischenzeit

Weitere Kostenlose Bücher