Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)
„Mach, dass er aufwacht. Es ist gefährlich, zu lange von seinem Körper getrennt zu sein.“
Was geschah hier? Ein Rabe hüpfte auf der Bruchsteinmauer auf und ab. Der Mann sah zu ihm, flehte etwas in einer fremden Sprache. Oder war es ein Fluch?
„Daniel, kannst du mich hören?“ Sie strich ihm die Haare aus dem Gesicht aber er zeigte keine Regung. Der Rabe krächzte, hob ab, flog vor ihre Füße.
„Lucy, glaub mir.“ Das Mädchen setzte sich neben sie. „Ich habe es selbst erlebt. Daniel kann seinen Geist auf Reisen schicken. Mithilfe eines Vogels. Aber irgendwie kann er nicht mehr zurück.“
Lucy kniff sich in den Arm. Das konnte nur ein Traum sein. Der Mann schüttelte den Kopf.
„Du bist wach, Lucy Sorokin. Daniel nicht. Hilf ihm und zwar schnell, da hinten steht ein Wagen. Er ist leer. Wer immer dort drin war, ist gefährlich.“ Er hob Daniel hoch und trug ihn ins Haus. Der Rabe flog hinterher und setzt e sich auf den Rand des Ascheeimers.
„Ich bin Roope Turunen. Daniels Freund.“ Vorsichtig legte er Daniel vor dem Kamin ab und massierte dessen Brust. „Ich habe dich erschr eckt, d as tut mir leid.“
Was machte das? Daniels Geist steckte in einem Vogel fest und der Vogel sah sie an, war zahm, und benahm sich nicht ansatzweise wie ein normaler Rabe.
„Sein Herz schlägt zu langsam.“ Roope fühlte den Puls, Lucys eigener raste. „Dieser Nephilim-Bastard ist auf dem Weg hierher. Daniel wollte dich warnen, dir nah sein.“
„Welcher Nephilim?“ Ihr wurde eisigkalt. Die Geschichte des Ringes berührte die Geschichte der Sintflut. Und die verschmolz mit der der Nephilim. Koljas Ring. Kolja war ein Nephilim. Ihr wurde schlecht.
„Du weißt , wer?“
Sie nickte. Roope sah aus wie ein König der Vorzeit. Die langen Haare, die Zöpfe, seine Art, trotz Angst ruhig zu sprechen. „Wir sind hier, um dich in Sicherheit zu bringen. Ich kann dich auch allein schützen. Dich und Daniel und das Igelmädchen Susanna. Du brauchst keine Angst zu haben, nur lass dir etwas einfallen, dass er die Augen aufschlägt.“
Lucy kroch näher an den blonden Riesen und Daniel heran.
Roope nahm ihre Hand, legte sie wieder auf Daniels Brust. „Lock ihn zurück in seinen Körper.“ Er strich mit ihrer Hand über Daniels kalte Haut. „Besser du schaffst es, bevor der Russe hier auftaucht. Er hat Gesellschaft.“
Er stand auf, ging zum Wagen und als er wiederkam trug er ein Schwert wie aus einem Ritterfilm in der Hand . Jede Feuchtigkeit vertrocknete in ihrem Mund, während Roope Geschichten von Zauberringen, gefallenen Engeln, anonymen Meistern und Daniels Auftrag, sie für Kolja zu töten, erzählte. Sein Entschluss, sich zu verweigern, seine Fähigkeit, seinen Geist Raben anzuvertrauen und der Gefahr, in der sie jetzt steckten. Die Sätze schwirrten haltlos in ihrem Kopf und die Übelkeit wuchs mit jedem Wort.
Irgendwann, als Roope gestand, dass Daniel und er Wiedergeborene waren, die seit Ewigkeiten die Welt durchwanderten, stand sie auf, ging ins Bad und umklammerte die Kloschüssel. Es kam nichts. Trotzdem traute sich nicht mehr ins Zimmer nebenan. Das Puzzle passte. Jedes Stück. Nur das Motiv war vollkommen unmöglich. Sie konnte in keiner Welt leben, die Engel, Dämonen und Menschen wie Daniel und Roope barg. Sie bewohnte einen Planeten, in der Flugzeuge abstürzten, alte Männer junge Frauen erpressten und auf die Lücke zwischen U-Bahn und Gleis aufmerksam gemacht wurde. Da war kein Platz für Himmelsstrafen, Engelskinder und geheimnisvolle Bruderschaften.
Roope kam, half ihr auf und hielt sie einen Moment fest.
„Lucy, er bleibt eine leere Hülle, wenn du nichts tust. Er liebt dich. Deshalb ist er hier.“ Er winkte Susanna zu sich. „Ich bin draußen und pass auf. Lass dir nicht zu lange Zeit.“
„Sie werden dich erschießen.“
Kam ein Schwert gegen Kugeln an?
„Dann sehen wir uns alle im nächsten Leben wieder.“ Zärtlich strich er mit dem Finger über die Klinge. „Daniel wird dich schon finden und dafür sorgen, dass du dich wieder in ihn verliebst. Er ist gut in so was.“
Er legte Susanna den Arm um und nahm sie mit nach draußen . Lucy kniete sich zu Daniel. Sein Gesicht war kühl, sein Herz schlug schwach, seine Hand griff nicht zu, als Lucy sie an ihre Wange legte. Sie öffnete die Schnürung seines Hemdes , s treifte es über seine Schultern. Die Ärmel waren weit, die Manschetten bis zu den Ellbogen gekrempelt. Seine Unterarme waren feucht vor kaltem Schweiß, seine
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