Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)
nicht gehen .“
„Was wir auch tun, keiner von uns darf in seine Augen sehen, wenn der Körper stirbt. Sonst öffnen wir ihm ein Tor in uns selbst.“
Ilja schüttelte sich. „Ich hätte mich niemals hierauf einlassen sollen. Wenn wir nicht aufpassen, ergeht es uns wie Lew. “
„Wage es nicht, zu versagen. “ Angst führte zu Fehlern und die konnten sie sich nicht leisten. „Du töte st den Dämonenwirt. Es ist mir egal, ob du dabei vor Angst den Verstand verlierst.“ Sofia hatte ihm anvertraut, dass der Ring schützte. Was half es ihm? Er hatte diesen verdammten Ring nicht und keiner wusste, ob er ihn je wiedererlangen würde. Nur kurz zuckte der Gedanke durch sein Hirn, Konstantin um seinen zu bitten. Nur so lange, bis er genesen war oder bis er selbst seinen e igenen gefunden hatte. Er könnte ihn auch behalten. Könnte zusehen, wie Konstantin vor seinen Augen zerfiel. Er würde mit ihm leiden, sicherlich. Aber andere Tode waren leichter zu ertragen als der eigene.
*
Der Offroad parkte an der Zufahrt des Feldweges. Hinter den verdunkelten Scheiben erkannte Daniel schemenhaft die Gestalt eines Mannes. Er saß vollkommen bewegungslos hinterm Steuer. Nur die Augen leuchteten in einem unheimlichen Licht. Es konnte unmöglich der Schein der Armaturen sein. Die Lichter waren aus , d as Wageninnere war dunkel. Daniel umkreiste den Wagen. Wehe, der Kerl würde auch nur einen Schritt nach draußen wagen.
Er flog vor zum Cottage. Nur das Feuer im Kamin leuchtete . Lucy lag zusammengerollt auf einem Sessel und schien zu schlafen. Wenn nur Susanna bald Roope herbrächte. Auch wenn sich dieser Rabe besser fügte als sein unglücklicher Artgenosse, Daniel konnte mit einem Vogelkörper nicht allzu viel ausrichten. Er flog zurück und hockte sich auf die kläglichen Reste einer verwitterten Mauer. Der Mann im Wagen wandte sich zu ihm um und starrte ihn an. Kreischend schwang sich der Vogel in die Luft. Das Rabenherz bebte vor Angst. Es hatte den Dämon erkannt.
*
Welch unheimliche Nacht. Draußen krächzte ein Rabe so laut, dass Lucy ihn bis in ihren Traum gehört hatte. Von den hell lodernden Flammen waren nur noch einzelne Zünglein zu sehen. Lucy legte ein weiteres Scheit auf. Dunkelheit ging gar nicht. Am liebsten hätte sie alle Lampen im Haus gleichzeitig eingeschaltet .
Lucy rutschte näher ans Feuer. Der Wind pfiff durch die Ritzen der alten Mauern und es wurde nicht warm. Sie schlang die Decke fester um sich, aber auch das brachte nichts.
In was für eine kranke Situation war sie geraten? Ihr einziges Problem war Kolja. Wäre er weg, würde sie zu Daniel fahren , um Verzeihung flehen und ihm unter tausend Küssen und Tränen das Amulett um den Hals hängen. Sie betrachtete es im Feuerschein. Sie würde es niemals wieder ablegen.
Daniel. Der Killer, den sie liebte. Mit einem Satz sprang sie auf. Sie hatte Geld. Warum engagierte sie ihn nicht? Bei Callahan hatte er keine Sekunde gezögert. Sie hatte das Blackberry schon in der Hand, als ihr einfiel, dass sie seine Nummer nicht besaß . Dann Ethan? Er musste Daniel ausfindig machen, musste seine Nummer herausfinden und ihr mitteilen. Für einen Profi wie Daniel wäre es ein Klacks, sie von Kolja zu befreien.
Was war das für ein Brummen? Ein Auto? Lucy hielt den Atem an. Das Motorengeräusch kam näher. Ein Wagen parkte vor dem Haus. Die Scheinwerfer waren aus. Lucy rannte zur Tür und kontrollierte, ob der Riegel vorgeschoben war. Wagentüren schlugen zu, knirschende Schritte näherten sich.
„Wo ist dieser verdammte Rabe?“ Die tiefe Stimme klang wütend, vermischte sich mit Rabenkrächzen. „Bleib da, Vogel. Du hast etwas, was dir nicht gehört.“
Lucys Herz schlug hart in ihrer Brust. Kolja war es nicht. Immerhin. Sie tastete nach dem Schürhaken am Kamin und schlich hinter die Tür. Wer auch immer dieses Haus betreten würde, sollte es bitter bereuen. Vor dem Fenster flatterte etwas. Es krächzte lauter, dann ein heiserer Schrei. Das war nicht auszuhalten. Lucy riss die Tür auf, den Haken zum Angriff erhoben. Ein Mann kniete über einer reglosen Gestalt , s chlug ihr ins Gesicht, seine Miene angstverzerrt. Dahinter stand das Punk-Mädchen, das bei Daniel wohnte. Sie versuchte , den Riesen davon abzuhalten, noch einmal zuzuschlagen. Auf dem Boden lag Daniel. Bleich und hohlwangig.
„Sein Geist steckt in diesem Vogel. Seit Stunden. Er wacht nicht mehr auf.“ Er winkte sie näher, nahm ihre Hand und legte sie Daniel aufs Herz.
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