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Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Titel: Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swantje Berndt
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war. Wie müde sie aussah.
    „Hast du dich verflogen?“
    „Lucy!“ Was hätte er jetzt für eine menschliche Stimme gegeben.
    Sie lächelte über sein motiviertes Krächzen. „Mutiger Rabe. Hast du keine Angst vor mir?“
    Langsam öffnete sie auch den anderen Fensterflügel. Daniel blieb sitzen, obwohl der Rabeninstinkt ihn warnte. Er musste sich stärker konzentrieren, um den Tiergeist noch weiter zurückzudrängen.
    „Lust auf einen Plausch? Ich bin furchtbar einsam.“
    Der Rabe sperrte sich bei der menschlichen Nähe. Er wollte fliehen. Daniel zwang ihn zur Ruhe, während Lucy die Hand nach ihm ausstreckte. Daniel musste fort. Blödes, hirnloses Rabenvieh! Konnte es sich nicht zusammenreißen? An der Mauer schaffte er es, den Tierinstinkt zu bezwingen. Lucy sah zu ihm, dann schloss sie das Fenster.
    Immerhin war sie noch in Sicherheit. Weit und breit nichts Auffälliges, was sie hätte bedrohen können. Er umflog das Gelände, segelte ein paar Meilen über die keltische See und den Weg zurück nach Tintagel. Alles war ruhig. Der Vogel wurde müde und versuchte, seinen Schnabel unter sein Gefieder zu stecken. Daniel musste ihn in Ruhe lassen und sich einen anderen Wirt suchen.
    Was war das für ein Geräusch? Ein Motor? Daniel flog auf, der Rabe wehrte sich, drehte immer wieder in Richtung der Baumgruppe ab, wo er schlafen wollte. Ein dunkler Offroad rollte über den holprigen Weg. Ohne Licht. Einer von Grigorjews Männern? Dann hatte er keine Zeit mehr. Lucy war in Gefahr. Mindestens die Augen konnte er dem Kerl aushacken. Das würde ihn aufhalten. Der Rabe weigerte sich, auf den Wagen zuzufliegen. Mistvieh! Komm schon! Es war nichts zu machen, der Vogel drehte ab, krächzte wie verrückt, taumelte.
    Sein Geist starb, dann sein Vogelkörper. Er fiel vom Himmel wie ein Stein. Daniel musste aus dem toten Tier he raus. Ein lebendiger Geist durfte sich nicht im Tod aufhalten. Bevor der Rabe aufschlug, schwebte Daniel schon über ihm. Hinter seinem Brustbein begann das Ziehen, das ihm sagte, dass er zurückmusste. Nicht jetzt!
    Es war zu spät. Es riss ihn nach London mit einer unfassbaren Intensität. Dunkelheit, ein Stern zwischen den Wolken, Großstadtlärm, und eine Limousine, die nach Westen raste. Susanna saß am Steuer. Auf der Rückbank war Roope, Daniels zuckenden Körper im Arm. Er massierte seine Brust und brüllte auf ihn ein. War er zu lange in dem toten Vogel geblieben? Es war nur ein Augenblick gewesen. Sein Körper, er musste noch hineinkönnen.
    Der Aufprall war hart, erschütterte seinen Geist , aber er lebte.
    „Daniel?“
    Seine Zunge klebte am Gaumen. Er brachte keinen Ton heraus . Er wollte die Hand heben, aber sie gehorchte ihm nicht, flatterte nur sinnlos vor seinen Augen herum wie ein Flügel. Roope stemmte ihn auf und hielt ihn an den Schultern. Sein Gesicht war aschgrau vor Anstrengung.
    „Sag was. Was ist geschehen?“
    Er krächzte fast so heiser wie der Rabe. Bei Daniel war es noch schlimmer. Warum kam kein vernünftiger Satz von seinen Lippen ? Nur Geräusche, sinnloses Gebrabbel. Daniel konzentrierte sich, versuchte es noch einmal. Wieder nichts. Roope holte aus und klatschte ihm die Hand ins Gesicht. Noch etwas fester und Daniels Kopf wäre weggeflogen.
    „ Lass das !“
    Roope atmete auf.
    „Sie wird beobachtet. Ein Jeep …“ Sein Magen krampfte sich zusammen. Er hatte kaum noch Luft. Er war zu schnell zurückgekommen.
    „Noch drei Stunden. Mindestens.“ Susanne trat das Gaspedal durch.
    Daniels Geist war noch nicht richtig verankert. Sein Körper fühlte sich an wie ein zu großer Anzug. Es war krank, sich noch einmal von ihm zu lösen. Aber er musste es tun.
    „Hol mich zurück, wenn wir bei Lucy sind.“
    Roope starrte ihn an. „Denk nicht einmal dran.“
    Daniel riss sich aus sich selbst hinaus. Es ging zu leicht. Das war nicht gut.
     
    *
     
    „Der Dämon wartet auf Anweisungen.“ Ilja sah Kolja aus den Augenwinkeln an. „Sie ist in einem Steinhaus, nahe der Küste. Coole Kulisse für einen Racheakt.“
    Grinsend hielt er Kolja das Handy hin , aber er winkte ab. Die Stimme des Dämons konnte er jetzt nicht ertragen. „Er soll warten.“ Sorokin sollte sich in Sicherheit wähnen. Die Nacht war lang. Kolja musste sich ausruhen. Seine knotigen Finger umkrampften ein Taschentuch. Es war voll roter Sprenkel. Seine Lunge verrottete ebenso wie der Rest von ihm.
    „Wie willst du den Dämon aus Saschas Körper he rausbekommen, wenn es so weit ist? Freiwillig wird er

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