Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)
den Champagnerkühler nachzufüllen. Morgens um fünf in ein mittelmäßiges Bett zu kriechen, kurz bevor Peter aufs Zimmer kam und sofort in schnarchenden Tiefschlaf verfiel, war ohrfeigengleich.
„Der Flieger geht um zehn Uhr vierundzwanzig.“
Es war kurz vor sieben.
„Hast du gepackt?“ Die elektrische Zahnbürste verschwand in seinem Mund und produzierte summend Schaum, der ihm sanft aus den Mundwinkeln kroch.
„Es gibt nichts zu packen.“ Der Ring baumelte um ihren Hals, alles andere würde sie in die kleine Reisetasche stopfen. „Wie sieht es aus mit Frühstück?“ Ihr Magen knurrte so laut, dass selbst Peter erstaunt die Brauen hochzog. Sie erstarrte, als sie die Decke zurückschlug. Peter ebenso. Das rote Seidenkleid, von dessen Existenz Peter aus gutem Grund keinen Schimmer hatte, floss immer noch über ihren übermüdeten Körper.
„Wasch isch dasch denn?“ Der schaumige Bürstenkopf schnellte aus Peters Mund und schleuderte weiße Flocken auf die Bettdecke, während er anklagend auf den Traum in Rot wies.
„Mein Nachthemd. Ich wollte dich damit überraschen, doch dann bin ich leider zu früh eingeschlafen.“ Es war nicht leicht, nach nur zwei Stunden Schlaf und verquollenen Augen verführerisch zu lächeln. Peter spuckte geräuschintensiv ins kleine Waschbecken. Danach befreite er seinen Hals von allem, was sich im Laufe der Nacht dort angesammelt hatte. Lucy schüttelte es.
„Was ist an dem Flanellhemd falsch, das ich dir extra für die Reise nach Moskau gekauft habe?“
Es hatte zartlila Rosen auf beigefarbenem Grund, der Stoff war fingerdick und wog Tonnen.
„In dem Fähnchen da holst du dir den Tod. Moskau im Winter ist eine Gefahr für die kräftigste Natur.“
Lucy kletterte aus dem Bett und streifte Kleid und Seidenstrümpfe ab. Peter rasierte sich, ohne dass sein kritischer Blick von seinem Spiegelbild abwich und zu ihr schlich. „Wenn wir uns ranhalten, können wir im Duty-free- Shop noch etwas für Mutter kaufen. Sie liebt Souvenirs.“
Auf komplett nacktem Körper wirkte der Smaragd noch grüner und leuchtender. Allerdings hatte sich auf ihrer Brust ein unschöner roter Fleck gebildet. Wahrscheinlich hatte sie auf dem Schmuckstück gelegen. Sie trat leise hinter Peter und schlang die Arme um ihn. „Gestern habe ich einen Antiquitätenladen besucht und was Hübsches gefunden. Willst du es sehen?“
Ein gehetztes Lächeln traf sie durch Glas. „Später. Jetzt müssen wir los.“
Er drehte sich um und schob sie auf dem Weg zu seiner Cordhose zur Seite. Irritiert sah er hoch, als er die Manschetten zuknöpfte.
„Du bist immer noch nicht angezogen.“ Er verengte die Augen und starrte zwischen ihre Brüste. „Was ist das?“
„Ein Ring. Vom Trödler. Ich dachte, Ethan würde sich freuen.“
Er schaffte es, dicht vor sie zu treten und seine Nasenspitze fast über ihre Haut streifen zu lassen, beim Betrachten des Ringes, ohne auch nur einen Blick nach links oder rechts zu werfen. „Da sind Zeichen drauf. O hne Brille kann ich die nicht richtig erkennen. Aber du hast einen Ausschlag.“ Seine Nase rümpfte sich bis zur Stirnmitte. „Ob in den Matratzen Bettwanzen sind?“ Mit spitzen Fingern schlug er die Bettdecken zurück und musterte das Laken.
Lucy nahm das Band ab. „Trägst du ihn für mich? Sicher steht er dir gut.“
„ Hm ?“
„Der Ring. Komm endlich vom Bett weg. Da sind keine Wanzen drin.“
„Das weiß man nie , Haselkätzchen.“
Während er den Inhalt seiner Ja c kett -I nnentasche sortierte und sich versicherte, dass das Asthmaspray am richtigen Platz war, streichelte sie sanft über seine eiligen Hände. Der Ring war ihm zu weit. Hoffentlich verlor er ihn nicht.
Sie stieg in die schmale Wanne und zog den vergilbten Plastikvorhang zu.
„Was machst du da?“ Peters Ausruf glich einem Schrei.
„ D uschen.“
„Jetzt noch?“
Lucy drehte das Wasser heiß, es dauerte lange, bis aus dem lauwarmen Rinnsal etwas wurde, unter dem man sich reinigen konnte.
„Zeit ist Geld und der frühe Vogel hat schon immer den Wurm gefangen.“
Peters nervöse Stimme drang durch das Wasserrauschen. Ihr war nicht mehr danach, seinen Wurm zu fangen.
*
Hinter der Lattentür zum alten Kohlenkeller des Apartmenthauses verharrte Kolja einen Moment, um zu lauschen.
Dunkelheit und Klebeband genügten oft, um einfachen Menschen die schwärzeste Furcht ins Herz zu locken. Zwischen zwei und fünf Uhr früh waren nur achtzehn Wagen an der verborgenen
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