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Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Titel: Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swantje Berndt
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verheimlichen können? Daniel würde nicht vollkommen versagen. Er würde das Ziel eliminieren, zu spät. Was war los? Hatte er sich in dem Weib festgeliebt?
    Kepheqiah eilte durch die Flure. Maurice ’ Büro war leer. Aus dem Zimmer des Jungen drang noch Licht. „Wo ist Maurice?“
    Erstaunt schaute Ives von seinem Observationsbericht auf.
    „In seine n Privaträumen. Er sagte, er wolle nicht gestört werden.“
    „Komm mit.“
    Ives sprang auf und folgte ihm.
    Maurice saß zusammengesunken an der Wand, umgeben von seinen Krummsäbeln und Schleifsteinen. Schwerer Alkoholdunst hing im Raum und seine Augen waren geschlossen. Kepheqiah trat ihm ans Bein.
    „Daniel eliminiert das Ziel und du schmust mit deinen Waffen?“
    „Ich schleife sie.“ Der Blick zu ihm hoch war verschattet wie eine Nacht bei Mondfinsternis.
    „Grigorjew verlangt den Abzug des Meisters.“
    Maurice fluchte auf Französisch und Aramäisch gleichzeitig, während er wie angestochen auf die Beine sprang. „Das geht nicht. Das ist ein Vertragsbruch. Ist er von Sinnen?“
    „Genau das wirft er uns vor. Es ist kurz nach Mitternacht und wir haben noch keine Nachricht von Daniel.“
    Maurice wurde kreideweiß. „Kontaktier ihn. Er muss sich beeilen.“
    „Denkst du im Ernst, er hätte auch nur einmal den Sender im Ohr gehabt? Weder lässt er sich belauschen noch beobachten. Sein Handy ist auch aus. Das habe ich längst versucht.“
    „Levant spielt mit seiner unsterblichen Seele.“ Maurice klang wie frisch aus dem Grab. „Und ich rede nicht von Mahawajs Sanktionierung.“
    Ives drängelte sich an Kepheqiah vorbei. „Von was redest du dann?“
    Maurice Augen wurden schmal. „Von der Schuld, seinen Willen der Dunkelheit zu überlassen.“
    „Von welcher Dunkelheit sprichst du?“ Nie hatte Kepheqiah einen trostloseren Blick gesehen.
    Maurice kam ganz nah, legte seine Hände auf die Schultern des Jungen, der dabei zusammenzuckte. „Du siehst dir bei Dingen zu, die dich schreien lassen. Doch kein Laut kommt über deine Lippen, denn sie gehören dir nicht mehr. Du kämpfst dagegen an , aber eine fremde Stimme in deinem Innern lacht vor Hohn. Du beschmierst dich mit schuldigem Blut und bist es selbst, der Schuld auf sich lädt, bis du darunter erstickst.“
    Maurice würgte und wandte sich ab. Ives schluchzte auf. Kepheqiah zog ihn von dem Franzosen weg.
    „Raus mit dir und mach uns einen Tee. Ich muss mit Maurice allein reden.“
    Auf unsicheren Beinen tappte der Junge zur Tür.
    „Und hüte dich, zu lauschen. In deinem eigenen Interesse.“
    Kaum war Ives raus, packte er Maurice. „Sag mir, was du weißt.“
    Maurice schüttelte den Kopf. „Wann kommt Grigorjew?“
    „Noch diese Nacht.“
    „Dann wirst du es erfahren.“ Er ging zum Safe, öffnete ihn und entnahm ein vergilbtes Notizbuch. „Nimm es mir ab, wenn es an der Zeit ist.“ Er steckte es sich in die Brusttasche seines Sakkos. „Lie s es und entscheide selbst, zu welchen Taten dich dieses Wissen treiben wird. Und jetzt geh. Ich muss mich auf den Klienten vorbereiten.“ Seine verschlossene Miene duldete keinen Widerspruch.
    Vor der Tür kauerte Ives. Er hörte auf, Nägel zu kauen, als er Kepheqiah erblickte. „Oute ich mich als Schlappschwanz, wenn ich dir sage, dass ich Angst habe?“
    „Die Situation ist bedrohlich. Doch Angst hilft selten weiter.“
    Ives nickte unüberzeugt. „Sie fängt wieder an.“
    „Was meinst du?“
    „Die Katastrophe, die mich von Leben zu L eben begleitet. Sie endet damit, dass ich aufgespießt oder gevierteilt im Matsch lande und mir mit meinem letzten Atemzug vornehme, es nächstes Mal besser zu machen. Nur habe ich es bisher nie geschafft.“
    Kepheqiah hockte sich zu ihm und nahm dessen Hände in seine. Die Trostlosigkeit in so jungen Augen zu sehen, war unerträglich. „Fürchte dich nicht.“ Die Worte wirkten, während er sie formulierte. Ives atmete tief ein und sah ihn erwartungsvoll an. Dann straffte er die Schultern. Es war ewig her, dass Kepheqiah diesen Satz einem Menschen gesagt hatte. „Diesmal wir d alles gut. Du wirst als alter Mann sterben, umgeben von den Menschen, die du liebst und der Erinnerung an Abenteuer in deinem Herzen, in denen du der Held gewesen bist.“ Was spielte es für eine Rolle, dass er log? Lügen trösteten oft und Ives brauchte Trost.
    Das Jungengesicht verzog sich zu einem resignierten Grinsen. „Du bist der einzige Meister, den ich kenne, der nie die Nerven verliert.“
    Kepheqiah musste lachen.

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