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Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Titel: Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swantje Berndt
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Das war nicht das erste Mal, dass sie für einige Zeit Gast in Ethans Cottage war. Ein paar Wochen, dann wäre die Luft wieder rein und Daniel hätte sie vergessen. Er wirkte nicht wie ein Typ, der ihr die Polizei auf den Hals hetzen würde.
    Als der verschlafene Fahrer neben ihr hielt, hing Daniels Amulett bereits um ihren Hals. An jeder Straßenecke war sie kurz davor, dem Taxifahrer zu sagen, dass er umkehren sollte. Sie tat es nicht.
     
    „Warten Sie , bitte? Ich bin gleich wieder da.“
    Der Taxifahrer nickte müde. Im Laden brannte Licht. War Ethan wieder einmal über den Seekarten von Kapitän Bligh eingeschlafen? Er saß auf einem Stuhl, mitten im Raum, einen Golfschläger in der einen, eine Tasse in der anderen Hand. Er sah aus wie der lebende Tod. Schwarze Schatten umrandeten seine Augen und stachen grell von seinem kalkweißen Gesicht ab. Um den Hals trug er einen seiner bunten Seidenschals.
    „Bist du erkältet? Du siehst schrecklich aus.“
    Ethan lachte schaurig, dass ihr eine Gänsehaut über den Rücken lief. Als er die Tasse zum Mund führte, zitterte seine Hand. Es roch stark nach bitterem Kaffee.
    „Was willst du mit dem Neuner Eisen? Wolltest du dir nicht einen rückenfreundlicheren Sport suchen?“
    Wieder lachte er. Lucy hatte nie etwas Schaurigeres gehört.
    „Was ist los? Du machst mir Angst. Seit dem Überfall dieser Springerstiefel-Ärsche hast du weder einen Golfschläger angefasst noch vorgehabt, damit zuzuschlagen.“
    Er nickte mit aufeinandergepressten Lippen. „Was sagt dir das?“
    „Wer war hier?“ Kolja. Sie wusste es. Grigorjew war ihr nicht umsonst unheimlich gewesen.
    „Drei charmante Herren, die nachdrücklich nach dem Ring und dir gefragt haben. Russischer Akzent, gut gekleidet, einen Hang zu m Sadismus konnte ich bei dem einen feststellen, einen Hang zu primitiverer Grausamkeit bei den anderen.“
    Lucy wurde schlecht. „Was haben sie dir angetan?“
    „Falsche Frage.“
    „Dann eine andere. Was hast du ihnen gesagt?“
    Er atmete schwer durch. „Dass ich den Ring einem Kaito Yoshida verkauft hätte.“
    „Wer ist das denn?“
    „Ein erfundener Manga-Künstler aus Tokio, der den Ring seiner Tante als Hochzeitsgeschenk überreichen will.“ Sein Lächeln war gequält. „Ich habe den Kerlen eine exakte Personenbeschreibung geliefert plus den halben Lebenslauf dieses gesprächigen Touristen. Die Geschichte war dermaßen kompliziert, der Russe hat sie mir irgendwann abgekauft.“
    Seine Miene war zu gleichgültig, sein Gesicht zu blass, sein Mund zu schmal. Igor hatten sie in der Moskwa gefunden. Ethan stand lebendig vor ihr. Sie fiel ihm um den Hals und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. Sein Hemd war durchgeschwitzt und stank nach Angst. Ethan machte sich steif und schob sie von sich.
    „Du musst fliehen. Sofort.“
    Lucy drückte ihm den Kissenbezug in den Arm. Das Schmerzen s geld konnte nicht hoch genug sein. Ethan fühlte die Konturen nach.
    „Was ist das?“
    „Ikonen. Die Besten, die du je gesehen hast. Sie stammen von Daniel. Wenn er nach mir fragt, sag, ich sei gestorben.“
    Ethan nickte. „Hieß er nicht Ebenezer?“
    „Nur für Peter.“
    Unendlich sanft strich er über ihre Wange. Eine Träne glitzerte auf seinem Finger. „Du ziehst es immer durch, Lucy Sorokin. Ist kein Platz für Liebe in deinem kleptomanischem Herz?“
    Welches Herz? Sie musste es auf dem Weg hierher verloren haben. Ethans kritischer Blick glitt über ihren Hals.
    „Was ist das?“
    „Ein Erinnerungsstück.“ Das Amulett war unverkäuflich.
    „Das meine ich nicht.“ Vorsichtig tastete er an ihrem Kehlkopf. „Da sind rote Flecken.“
    Was immer es war, es tat nicht weh. Sie nahm seine Hände in ihre und legte sie an ihre Wange. „Du weißt, wo ich bin, aber suche mich nicht auf.“
    Ethan nickte. „Wie lange?“
    Sie wusste es nicht. Vielleicht würde sie nie wiederkommen.
    Nicht umdrehen. Nicht in sein versteinertes Gesicht sehen. Er lebte. Das musste reichen.
    Auf dem Weg zum Taxi rannte sie beinahe in einen Jeep. Sie stützte sich auf der Motorhaube ab. Der Wagen stand sofort. Ein kalter Blick hinter Glas starrte sie an. Heute Nacht konnte sie nichts mehr schrecken.
    Der Taxifahrer kam ihr aufgeregt entgegen und drohte dem Jeepfahrer mit der Faust. Dann half er ih r zum Wagen. Warum fragte er ständig, ob alle s in Ordnung wäre? Sie wollte nicht antworten. Es gab nichts zu sagen.
     
    *
     
    Bleierne Schwere und das Vibrieren seiner überreizten Nerven war alles,

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