Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)
musste sich zurückhalten, wusste nicht mehr, wie er es schaffen sollte. Die Sehnsucht nach dem erlösenden Moment war unendlich. Daniel spürte sich in ihr immer intensiver, ertrank in Geborgenheit, ertrank in Lust. Der Ort, an dem er ganz sein durfte, ohne Erinnerung und dunkle Träume, war in Lucy. Er wollte ihn nicht verlassen, nicht zerstören. Er brauchte ihn. Er würde ihn wieder brauchen, und immer wieder, bis sich seine Seele heilgeliebt hatte.
Ihr Blick wurde weit, die Lider zuckten und sie streckte sich unter ihm in der lustvollen Qual der nahen Ekstase. Im Moment des verzweifelten Luftholens erstickte er ihren Schrei. Er fühlte ihr Beben unter sich, hielt ihre Lippen weiter umschlossen. Er musste sie hinhalten . Im letzten Moment vor dem erlösenden Stoß kämpfte sie um jeden Atemzug. Nur ein wenig warten. Nur noch einen Moment durchhalten.
Vergebens. Lucy hatte sich befreit. Ihre Hände suchten Halt an seinem Körper, fanden ihn, und pressten Daniel noch tiefer in sich hinein. Ihr dabei zuzusehen, wie sie sich ihren Gefühlen ergab, war zu viel für ihn. Er gab sich auf, ließ sich von seinem Verlangen treiben und genoss Lucy in einer Intensität, wie er noch nie eine Frau genossen hatte. Seine Lust explodierte in ihm, überschwemmte ihn, zog Lucy mit sich. Sie presste sich an ihn, hielt ih n mit aller Kraft fest und ließ nicht zu, dass er in den tosenden Wirbeln verloren ging, die in ihm tobten.
Sie brauchten lange, um sich zu beruhigen. Zitternd lagen sie ineinander verschlungen und ließen die Nachbeben über sich ergehen. Irgendwann stützte sich Lucy auf den Ellbogen und streichelte über seine Brust. Daniel spürte, wie sein Herz an ihrer Hand schlug. Es war ein schönes Gefühl.
„Vor was hast du Angst?“ Ihre Stimme zitterte immer noch. „Ich habe es in deinen Augen gesehen, als du gekommen bist. So viel Erfüllung neben so viel Angst ist wie Tag und Nacht im selben Moment.“
Der Biss in sein Ohr war gerade noch sanft genug, um nicht zu schmerzen.
„Ich habe Angst, weil ich dich töten muss.“
Den kalten Stein in seinem Bauch küsste sie weg.
„Lass mich zu Atem kommen, dann darfst du es gern probieren.“
*
„Sie paaren sich wie Besessene.“
Die knisternde Stimme des Dämons ließ Kolja einen Schau d er über den schmerzenden Körper fließen.
„Wo bist du?“
„Auf der Feuerleiter vor dem Fenster. Der Meister ist verletzt. Ich kann sein Blut riechen.“
„Und die Frau?“
„Sie lebt.“
Der Meister hatte versagt. Mitternacht war seit fünfunddreißig Sekunden verstrichen. Ein Vertragsbruch. Kolja konnte Bedingungen stellen und was noch wichtiger war, er konnte die Dinge selbst regeln.
„Ich will den Meisterkörper und dann die Frau, so wie es mir gefällt. Jetzt.“ Die Gier nach Blut verzerrte die Dämonenstimme noch mehr. „Du hast mir ihr Blut versprochen. Ich will es über meinen Menschenkörper fließen sehen. Ich will es ablecken, während ihre Augen bei meinem Anblick brechen.“
Ähnliche Sehnsüchte wuchsen in Koljas kurzatmiger Brust. Er musste den Dämon von seiner Tat abhalten. „Der Plan hat sich geändert. Sollte er sie am Leben lassen, bleib in ihrer Nähe. Ich werde dich für deinen Gehorsam entlohnen. Üppiger, als du es dir vorstellen kannst.“
Am anderen Ende knurrte es. Kolja bezwang seine Angst. Jetzt war Sorokin sein. Weder Baraq ’ el noch der Dämon konnten das verhindern. Häppchenweise würde er ihr seine Rache angedeihen lassen.
„Du weißt, dass du gehorchen musst?“ Der Dämon durfte ihm nicht dazwischenkommen.
„Ich weiß, dass ich dich vernichten werde, solltest du dein Versprechen brechen.“
Kolja verweste. Er konnte es sehen, riechen und fühlen. Keine Dämonenrache konnte grausamer sein. Er brauchte den Ring. Dann würde er es mit allem aufnehmen. „Dein Lohn wird deine sehnsüchtigsten Wünsche erfüllen, doch bis dahin halte dich zurück.“ Kolja beendete das Gespräch . Um den Dämon würde er sich später kümmern.
„Wir fahren zu Scarborough. Er weiß, wo der Ring ist.“ Und er würde sein Wissen preisgeben.
Aus den vollgestellten Schaufenstern drang mildes Licht. In der klammen Winternacht wirkte das halbrunde Haus wie ein Hort der Geborgenheit. Kolja war hier, um diesem Anschein zu spotten.
„Parke eine Straße weiter.“
Hinter einem angrenzenden Café bog Ilja ab und hielt an. Wortlos reichte er Kolja eine Jarygin. Sie war mit Schalldämpfer ausgestattet. Kolja wog die Waffe in der Hand,
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