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Der Tod Verhandelt Nicht

Der Tod Verhandelt Nicht

Titel: Der Tod Verhandelt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruno Morchio
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kümmern.
    »Sag ihm, dass sie ihr Handy anschalten soll«, mischteich mich ein, denn ich wollte persönlich mit meiner Tochter sprechen.
    Laura gab meine Anweisung weiter und legte auf. Erst jetzt schien sie zu bemerken, dass sie nur mit ihrem Badeanzug bekleidet war, daher durchwühlte sie erneut ihre Tasche und zog sich ein weißes T-Shirt über. Keine leichte Übung, da sie eingeklemmt zwischen mir und ihrem Vater saß.
    Inzwischen waren wir in Sichtweite der ersten Häuser des Dorfes, in der Nähe der Brücke, die über den Quirra führt. Der Cherokee verließ die Landstraße und nahm die Ausfahrt zur Staatsstraße in Richtung Cagliari.
    Sie verlief durch das Inselinnere am Fluss entlang, hinter dem eine nicht enden wollende Hügelkette die Sicht aufs Meer versperrte. In der Ebene gaben Weiden und Weinberge der Landschaft etwas Sanftes. Wir passierten die Kreuzung nach Pedrasdefogu und fuhren weiter in Richtung Quirra. Das Stück der Küstenstraße, das jenseits der Hügel parallel zur Staatsstraße verlief, wurde von der Schotterstraße gekreuzt, die nach Porto Santoru führte. Zwischen Tertenia und Villaputzu lagen circa fünfzehn Kilometer unberührte Küste voller Klippen und Felsvorsprüngen. Kein einziges Haus, höchstens ab und zu eine einsame Schäferhütte.
    Inzwischen hatten sich noch ein Auto und ein Transporter zwischen uns und den Geländewagen geschoben, aber Virgilio war vorsichtig. Er fürchtete, Vincenzo könnte bemerken, dass er verfolgt wurde, und drosselte daher auf den geraden Streckenabschnitten das Tempo.
    Die Scheiben des Mitsubishis waren ganz geöffnet, die warme Luft ließ Lauras lange Haare flattern. Ich ließ mir ihr Telefon geben und wählte die Nummer meines Handys. Es war noch immer ausgeschaltet. Laura hatte in ihrem Adressbuch Aglajas Nummer gespeichert, also versuchte ich, sie direkt zu erreichen. Nichts, auch ihr Handy war aus. Ich begann, mir Sorgen zu machen. Also bat ich Virgilios Tochter, es noch einmal bei ihrem Freund in der Pizzeria zu versuchen. Es hieß, er sei noch nicht zurückgekommen.
    Inzwischen waren wir an dem Wegweiser nach Villaputzu angelangt, und der Geländewagen bremste leicht, ehe er blinkte und nach rechts auf eine unbefestigte Straße abbog. Das Gelände war eben, und von der Staatsstraße aus konnte man den Verlauf der Strecke gut einsehen, daher mussten wir nicht ebenfalls abbiegen.
    Nach einer Weile fuhr Virgilio rechts ran und parkte den Pick-up im Schutz des Schilfs. Wir stiegen aus der alten Blechkiste und folgten der Staubspur, die der Cherokee hinterlassen hatte. Das Ziel war jetzt klar: Am Ende der Straße stand ein großes weißes Bauernhaus. Das umliegende Gelände mit Weinbergen, Obstplantagen und bestellten Feldern machte einen äußerst gepflegten Eindruck.
    Virgilio ging zu seinem Mitsubishi zurück, öffnete die Tür und kramte im Handschuhfach herum. Als er wiederkam, hatte er ein Fernglas in der Hand.
    »Das brauche ich, wenn ich auf Wildschweinjagd gehe«, erklärte er.
    Es sah ganz so aus, als wäre sein Jagdinstinkt erwacht. Bloß dass sein Wildschwein ein durchtrainierterKraftprotz war, der einen fabrikneuen Geländewagen fuhr und für den reichsten Mann in Tertenia arbeitete. Virgilios schlechte Laune wegen des Joints schien im Rausch des Abenteuers verflogen zu sein. Die Verfolgungsjagd hatte uns so elektrisiert, dass wir unsere Auseinandersetzung von vorhin vollkommen vergessen hatten. Virgilio setzte das Fernglas an und stellte es scharf.
    »Er ist es, Vincenzo Puddu«, brummte er zufrieden. »Und da ist auch der Junge mit dem Hund. Sie bereiten ihnen einen Wahnsinnsempfang.«
    »Wer?«
    »Eine alte Frau … zwei Männer … jetzt kommt ein dritter Mann heraus … sieht aus, als ob er humpelt …«
    »Zeig mal«, sagte ich und riss ihm das Fernglas aus der Hand.
    »Das könnte mein Mann sein«, flüsterte ich aufgeregt, kaum dass ich die Schärfe eingestellt hatte.
    »Welcher Mann?«, fragt Laura.
    Bisher hatte sie noch nicht gewagt, zu fragen, ob sie einmal durch das Fernglas schauen könne, aber ich merkte ihr an, wie sehr es sie reizte. Also gab ich es ihr und beantwortete ihre Frage, allerdings eher vage: »Einer der Männer, denen ich in Porto Santoru begegnet bin.«
    Virgilio erfasste die Lage sofort und hielt sich zurück.
    Seine Tochter schien jedoch etwas zu wittern.
    »Wieso humpelt der denn?«, fragte sie, als wäre es völlig klar, dass ich eine Antwort darauf wusste.
    »Er wird gestürzt sein«, meinte

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