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Der Tod Verhandelt Nicht

Der Tod Verhandelt Nicht

Titel: Der Tod Verhandelt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruno Morchio
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Briefe zu schreiben, die sie aber nie abgeschickt hat.«
    »Woher weißt du das?«
    »Aglaja hat es mir erzählt.«
    Ihre Worte trafen mich wie ein Faustschlag in den Magen. Clara, die sich Sorgen um mich machte. Nach so vielen Jahren des Krieges. Aglaja, die für mein Wohl betete. Und ich hatte immer geglaubt, dass meine Exfrau ihr nur Hass und Verachtung für ihren Vater eingeimpft hätte!
    In diesem Moment trat Virgilio aus der Haustür und strahlte über das ganze Gesicht. Wie es aussah, war seine Rechnung aufgegangen. Ohne uns seine gute Laune zu erklären, warf er den Motor an und fuhr los. Zurück auf der Staatsstraße, bog er nach Norden ab, in Richtung Tertenia.
    »In dem Haus wohnt eine Cousine von mir. Rate mal, wem das Bauernhaus und das Grundstück gehören?«
    »Otello Ganci.«
    »Richtig! Darin lebt eine Bauernfamilie, die aus Orosei zugezogen ist. Vater, Mutter und drei Söhne. Zwei von ihnen sind um die dreißig, der Jüngste elf.«
    »Pietrangelo.«
    »Dir hat er einen falschen Namen genannt. In Wirklichkeit heißt er Aurelio.«
    »Er hätte ja wenigstens einen etwas gewöhnlicheren wählen können. Antonio, Giuseppe oder so …«
    »Die Söhne sind leidenschaftliche Angler«, fuhr mein Freund sichtlich zufrieden fort. »Sie haben in Porto Corallo ein Boot liegen …«
    »Ein weißes Motorboot.«
    »Ein Kajütboot, von wo aus sie ihre
palamiti
auswerfen, die Netze für den Schwertfischfang.«
    »Bingo.«
    »Jetzt müssen wir nur noch zu Ganci fahren und ihn zur Rede stellen«, schloss er.
    Diese Vorstellung gefiel mir ganz und gar nicht. Gabriele Sanna hatte
mich
bezahlt, damit ich Valentino ausfindig machte, und auf mich war geschossen worden. Wenn alles vorbei war, würde ich die nächstbeste Fähre nach Genua nehmen. Nur in den Ferien wollte ich wieder herkommen, vielleicht im nächsten Jahr. Oder im übernächsten, wer wusste das schon? Eventuell mit Aglaja, der dieser gottverlassene Fleck zu gefallen schien. Aber Virgilio – dem zahlte keiner eine Risikoversicherung, er lebte hier mit seiner Frau und seiner Tochter. Er hatte mir schon genug geholfen und dabei sein Leben und das seiner Familie aufs Spiel gesetzt. Nun hatte er sogar Ganci entlarvt und damit gezeigt, dass er ihn richtig eingeschätzt hatte. Deshalb war es höchste Zeit, dass jeder von uns wieder zu seinem Tagewerk zurückkehrte: Virgilio zu seinen Weinbergen und ich zu meinem Auftrag als privater Ermittler.
    »Ich werde allein mit Ganci sprechen«, sagte ich entschlossen.
    »Du machst wohl Witze!«, gab er zurück. »Meinst du, ich lasse dich dabei allein?«
    »Das hier ist meine Arbeit. Ich werde dafür bezahlt, dass ich meinn Kopf riskiere.«
    »Du ja, aber deine Tochter …«
    »Genau, meine Tochter. Über sie würde ich gern mitdir sprechen. Ich brauche nämlich jemanden, der sich um sie kümmert, bis ich den Fall abgeschlossen habe. Wenn Laura und Aglaja sich nicht mehr sehen dürfen, bin ich gezwungen, sie unverzüglich nach Hause zu schicken.«
    Laura hatte sofort verstanden, ihr Gesicht leuchtete vor Freude auf.
    »Und was soll ich deiner Meinung nach tun?«, fragte Virgilio mit wachsender Ungeduld.
    »Ich kann nicht riskieren, dass Aglaja etwas passiert. Bring sie weg von hier.«
    »Sie wegbringen? Wohin denn?«
    »Wohin du willst. Macht einen Ausflug mit ihr. Drei Tage müssten reichen.«
    »Dann werde ich Angelica sagen, sie soll mit den Mädchen ihre Schwester in Cagliari besuchen.«
    »Cagliari geht in Ordnung. Aber du musst mitfahren. Hier könnte die Hölle losbrechen, und da will ich nicht, dass du meine Ermittlungen behinderst.«
    »Du bist ganz schön undankbar, du elender Bastard! Und das nach allem, was ich für dich getan habe.«
    »Du hast sowieso schon viel zu viel getan. Jetzt lass mich auch mal was für dich machen.«
    »Du willst mich also allen Ernstes wegschicken und mich zwingen, zu meiner hypochondrischen Schwägerin zu fahren?«
    Jetzt schaltete sich Laura ein, und ihr Tonfall verriet gleichzeitig Sorge und Belustigung. »Hypochondrisch?«
    »Ja«, brummte Virgilio, »Tante Amelia ist fest davon überzeugt, dass sie alle Krankheiten dieser Welt mitsich herumschleppt, dabei ist sie kerngesund und wird wahrscheinlich hundert Jahre alt.«
    »Im Ernst, Virgilio, wenn du es nicht für mich tun willst, dann mach es für meine Tochter. Besser gesagt, für unsere Töchter. Fahr mit den beiden weg. Und vergiss die Geschichte mit dem Joint. Ich bin mir sicher, dass es für Laura bloß der Reiz des Neuen

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