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Der Tod wartet im Netz (Die besten Einsendungen zum Agatha-Christie-Krimipreis 2011)

Titel: Der Tod wartet im Netz (Die besten Einsendungen zum Agatha-Christie-Krimipreis 2011) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordelia Borchardt und Andreas Hoh
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sehe ich, dass es ein Baseballschläger war, den Lahmann dank meiner Drehung nicht genau im Ziel platzieren konnte. Im Moment fühle ich nur glühenden Schmerz, der durch meine Schulter schießt. Ich schreie auf, das Notebook entgleitet meinem rechten Arm und knallt auf den Teppichboden.
    »Du?« Lahmann starrt mich an, seine Augen sind weit aufgerissen, die Stirn gerunzelt. »Was …«
    Ich sehe, wie es in seinem Kopf arbeitet. Eine unbekannte Situation, ein Schüler in seinem Haus, erwischt mit dem Laptop unter dem Arm.
    Plötzlich entspannt sich Lahmanns Gesicht, er schlägt sich mit der flachen Hand an die Stirn. »Die Nachprüfung. Du willst deinem dämlichen Bruder die Versetzung retten.« Er grinst breit. »Wie blöd seid ihr eigentlich? Glaubst du etwa, ich hätte solche Prüfungsunterlagen auf meinem privaten Rechner?«
    Wieder dieses Grinsen. In meinem Kopf wirbeln die Gedanken durcheinander. Die Bilder aus dem Video, die Duschszene, die kleinen Mädchen, Lahmann, der die Kamera justiert. »Du verdammtes Schwein«, brülle ich und stürze mit gesenktem Kopf auf ihn zu.
    Als ich wieder klar denken kann, halte ich noch immer den Baseballschläger in meiner linken Hand. Blut quillt dunkel und zäh aus Lahmanns Kopf. Überraschung und Schmerz haben das Grinsen aus seinem Gesicht vertrieben. Ich bin erschöpft, lasse das schwere Holz achtlos fallen, atme tief durch. Dann horche in mich hinein, suche nach Entsetzen, nach Reue – doch ich finde nichts. Es erscheint mir logisch, vielleicht sogar gut und richtig, was ich getan habe. Aber etwas fehlt noch. Ich schalte das Notebook ein, stelle erleichtert fest, dass es den Sturz unbeschadet überstanden hat. Das Gerät platziere ich vor Lahmanns leblosen Körper und lasse das Video mit den Mädchen als Endlosschleife laufen.
    Auf dem Heimweg schiebe ich mein Fahrrad und fühle mich seltsam leicht und zufrieden. Zurück in meinem Zimmer, falle ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
    Als Tim mich weckt, ist es fast Mittag. Peter hat eine Mail geschickt, die ich unbedingt lesen muss, sagt er und verschwindet, bevor ich Worte für eine Antwort finde.
    Ich schlurfe rüber in sein Zimmer, setze mich vor den Rechner. Auf dem Monitor prangt noch der Text:
    Hi Jungs, total geniale Computerfreaks hier im Camp. Ein Typ namens Zorro hat mir geholfen, Lahmanns Rechner zu knacken. Da war aber nichts drauf, nur langweilige Lehrerscheiße. Zorro hatte eine coole Idee. Wir haben einen alten Tatort-Krimi aus dem Netz geladen, in dem es um Pädophile ging. So Duschszenen mit kleinen Mädchen. Dazwischen habe ich ein paar Aufnahmen von Lahmann geschnitten, die ich mal mit dem Handy beim Sportunterricht gefilmt habe. Das ist ein 1a-Kinderficker-Video geworden. Wir haben es gestern Abend noch auf Lahmanns Rechner hochgeladen und gerade einen anonymen Hinweis an die Polizei geschickt. Würde gerne sein Gesicht sehen, wenn es klingelt, und die Bullen zur Hausdurchsuchung bei ihm vor der Tür stehen. Das ist die gerechte Strafe für das blöde Schwein.
    Gruß Peter
    Tim taucht neben mir auf, sagt: »Cool, oder?«
    Mein Herz hat ausgesetzt. Zwei Schläge, drei Schläge. Ich will schreien, laut schreien, die ganze Welt zusammenschreien, doch vorher reagiert mein Magen. Ich stütze mich auf dem Tisch auf, versuche mich hochzudrücken, schaffe es nicht und kotze direkt in die Tastatur.

Inga Brodersen megaperle_sensitive
    Der lediglich dezent aufgetragene Lippenstift sollte nicht verwischen, deshalb nippte sie nur vorsichtig am Glas ihrer Weißweinschorle. Eine frische Brise wehte salzige Luft vom Fluss herüber und ließ Annelore trotz der frühsommerlichen Temperaturen leicht erschauern. Das war das Schöne an Norddeutschland, dachte sie, auch so weit weg von der Küste konnte man das Meer noch riechen. Sie war froh, dass sie sich für die beigefarbene Leinenhose und die leichte Bluse entschieden hatte, denn das ärmellose Kleid wäre für den Besuch im Biergarten zu dünn gewesen. Obwohl es ihr wirklich gut stand und sie mit ihren 49 Jahren darin eine attraktive Figur machte, das wusste sie. Annelore stellte das Glas ab, strich sich die blonden Haare zurück und sah nervös auf die Uhr. Noch eine halbe Stunde. Sie zog den Reißverschluss ihrer Umhängetasche auf, nahm das grüne Tuch heraus und band es sich locker um den Hals. Das Erkennungszeichen. Bis vor einem Jahr wäre es ihr nicht im Traum eingefallen, sich auf ein Treffen mit einem völlig Unbekannten einzulassen. Sich im Internet zu

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