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Der Tod wartet im Netz (Die besten Einsendungen zum Agatha-Christie-Krimipreis 2011)

Titel: Der Tod wartet im Netz (Die besten Einsendungen zum Agatha-Christie-Krimipreis 2011) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordelia Borchardt und Andreas Hoh
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änderte sich in: weloveyou.com/de.
    Sonst tat sich nichts … Die Seite blieb weiß, der Punkt unverändert.
    Lediglich unten links in der Statuszeile meines Browsers zeigten mir schnell wechselnde Buchstabenkombinationen, was alles im Hintergrund geladen wurde. Aber seitdem ich mich bei Facebook, bei Xing und bei allen möglichen Blogs angemeldet hatte, war dort eh immer der Teufel los. So machte ich mir keine Gedanken. Ach, hätte ich diese Meldungen bloß alle gelesen. Es ging einfach zu schnell. Und mit der Zeit wird man ja auch unachtsam.

    Nun schütteln Sie mal nicht so überheblich den Kopf, Herr Kommissar. Ich sehe doch im Spiegeln Ihres Bürofensters, dass auch Sie sich mit dem PC die Zeit vertreiben. Oder ist das nicht auch so ein Social Network, was Sie da geöffnet haben?
    Ja, ja. Ich weiß. Geht mich nichts an. Ich erzähle schon weiter.
    An diesem Abend geschah nichts. Ich surfte noch ein wenig im Netz herum, gab meine Kommentare ab, und als ich begann, mich zu langweilen, schaute ich noch ein wenig Fernsehen. Elke ging es da noch gut. Sie lag inzwischen im Bett und schlief. Wie immer hatte sie die Tür einen Spaltbreit offen gelassen. Sie fürchtete sich ja immer ein wenig und fühlte sich einsam.
    Als ich am nächsten Morgen so um neun Uhr aufwachte, schien mir noch alles in Ordnung zu sein. Elke war schon zur Arbeit. Ich machte mir Frühstück, räumte ein wenig die Wohnung auf und setzte mich dann in mein Arbeitszimmer, um ein paar liegengebliebene Papiere zu sortieren. Es waren ja noch Sommerferien.
    Früher fuhren Elke und ich immer an den Gardasee während der Ferien. Aber als sie begann, Karriere zu machen, hatte sie halt keine Zeit mehr. Und wir wollten uns auch ein eigenes Haus kaufen, wozu mein Gehalt als Hausmeister nie gereicht hätte.
    So um elf Uhr ging ich dann einkaufen. Als ich zurückkam, sah ich diesen Umschlag im Briefkasten stecken.
    Ja, genau den, den sie jetzt hochhalten, Herr Kommissar.
    Oben in der Wohnung öffnete ich diesen Umschlag und fand nichts weiter darin als dieses weitere weiße Blatt mit einem grünen Punkt in der Mitte. Und darunter stand: »Wir haben Dich gefunden.«
    Auf dem Umschlag war keine Briefmarke. Nicht einmal meine Adresse stand darauf, geschweige denn der Absender.
    Das fand ich dann doch ein wenig unheimlich. Ich weiß ja, dass die Adressen der Internetuser gefunden werden können. Aber so schnell? Und da kam ich auf die Idee, es könnte jemand aus der Nachbarschaft dahinterstecken. Ich stellte mich auf den Balkon – ich wohne ja im vierten Stock, da kann man einiges sehen – und ließ meine Blicke über die Häuserblocks der anderen Straßenseite schweifen. Natürlich sah ich nichts Verdächtiges. Am Tag kann man ja so schlecht in fremde Fenster schauen. Also wollte ich auf die Nacht warten. Elke würde schon nichts auffallen. Sie ging ja immer früher als ich zu Bett. Und erzählen wollte ich ihr auch nichts. Dann hätte sie sich nur aufgeregt und noch mehr Pizza gegessen.
    Dann, in der Nacht – Elke lag schon im Bett – kramte ich mein altes Fernglas hervor und stellte mich auf den Balkon. Weit zurück, an die hintere Wand des Balkons gelehnt, spähte ich durch die Fenster der noch beleuchteten Räume meiner Nachbarn. Ich dachte noch, dass bei den meisten scheinbar genau so wenig los sei wie bei uns, da fiel mir ein junger Mann auf, der an seinem Schreibtisch saß und braune Briefumschläge zuklebte und in einen Stapel sortierte. Ich kannte den Kerl! Es war der Bote, der Elke immer ihre Pizza brachte! Kurz darauf sah ich, wie er den Raum verließ. Das Licht erlosch. Als es nach ungefähr einer Viertelstunde nicht wieder anging, zog ich mich wieder von meinem Beobachtungsposten zurück und legte mich schlafen. Nicht ohne mir vorzunehmen, mir diesen Kerl genauer unter die Lupe zu nehmen.
    Und am nächsten Tag war Elke verschwunden.
    Erst fiel es mir gar nicht auf. Ich dachte, sie hätte nur verschlafen und auf ihr Frühstück verzichtet. Aber später, bei meiner Hausarbeit, entdeckte ich dann ihre Handtasche mit allen Papieren und ihre Notebooktasche. Ohne diese hätte sie nie das Haus verlassen. Auch ihre Jacke hing noch an der Garderobe. Ich rief dann bei ihr im Büro an und ihre Kollegen bestätigten mir, dass Elke nicht bei der Arbeit erschienen war.
    So etwas hatte Elke noch nie gemacht. Sie war schon als Kind zuverlässig und sehr pflichtbewusst.
    Ich wusste nicht, was ich tun sollte. So zog ich mir erst einmal meinen Mantel an und wollte

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