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Der Tod wartet im Netz (Die besten Einsendungen zum Agatha-Christie-Krimipreis 2011)

Titel: Der Tod wartet im Netz (Die besten Einsendungen zum Agatha-Christie-Krimipreis 2011) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordelia Borchardt und Andreas Hoh
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alle sehen, was denen blüht, die meiner Frau Qualen zufügen und mich zu demütigen versuchen.
    Ja, Herr Kommissar, ich gebe zu, ich habe diesen Kerl getötet. Ich erzähle Ihnen ja ganz offen, was vorgefallen ist. Aber wo ist Elke? Ist es nicht viel wichtiger, meine Frau zu finden, als mit mir hier unnötig Zeit zu verschwenden, wo ich doch alles zugebe?

    Der Kommissar blickte lange auf seine Hände. Dann wühlte er in seinen Papieren, als suchte er dort etwas, was er ohnehin wusste, blickte dann auf und atmete tief ein.
    »Das hört sich ja alles spannend an, Herr Riedemaker. Aber jetzt erzähle ich Ihnen mal, was meine Kollegen herausgefunden haben.
    Als sie nämlich die Wohnung ihres Opfers – übrigens ein Student der Wirtschaftswissenschaften – durchsuchten und auch die E-Mails des Getöteten öffneten, stießen sie unter anderem auf viele Nachrichten des Absenders [email protected]. Wir wissen, dass dies die E-Mail Adresse ihrer Frau ist. Der Inhalt dieser Mails lässt nicht nur vermuten, dass ihre Frau und das Opfer ein sehr intensives Liebes-, oder sagen wir lieber Sexverhältnis hatten. Sie haben sich in der Wohnung des Opfers getroffen, sowie auch des öfteren sogenannten Cybersex gehabt. Auch Filme haben wir auf dem Rechner des Opfers gefunden, die den Getöteten und ihre Frau bei eindeutigen Handlungen zeigen.
    Nun schauen Sie überrascht. Aber warten Sie, es kommt noch härter. Und Sie verzeihen mir bitte, dass ich kein Mitleid für einen Mörder aufbringen kann.
    Was wir zudem noch gefunden haben, sind Briefe, Papierfetzen und Zeitungen mit ausgeschnittenen Buchstaben, die eindeutig beweisen, dass das Opfer ihre Frau erpresst hat. Er drohte damit, diese Filme im Internet unter den bekannten Adressen wie porno.de oder hausfrauensex.de zu veröffentlichen und in social networks zu verlinken, wenn ihre Frau ihm nicht 500 Euro monatlich zahlte.
    Sie können sich sicher vorstellen, dass wir uns hier bei der Polizei nicht zum ersten Mal mit so einem Fall von Erpressung konfrontiert sehen. Doch das jetzt ist auch für uns neu. Wir haben selbstverständlich auch bei United Domains nachgeschaut, wem diese Internetadresse weloveyou.com gehört. Und hier, Sie können es selbst nachlesen: Eigentümer dieser Adresse ist eine Frau Elke Riedemaker. Ihre Frau, Herr Riedemaker. Und hier auf diesem Film auf meinem Rechner, von dem Sie eben noch ein wenig im Fenster zu erkennen gemeint haben, sind Sie zu sehen, wie Sie ihrem Opfer das Messer in den Hals rammen und wie Sie den Sterbenden vor die Kamera zerren. Dieser Film wurde uns über die Adresse [email protected] zugesandt.
    Auch den anderen Film, den Sie gesehen haben, konnten wir sichten. Er befand sich auf dem Rechner des Opfers.
    Wie ich schon sagte, Herr Riedemaker. Ich kann kein Mitleid mehr für Mörder aufbringen. Dazu bin ich schon viel zu lange bei der Mordkommission.
    Aber ich muss doch zugeben, dass sie hereingelegt wurden. Hereingelegt von Ihrer eigenen Frau, die somit nicht nur ihren erpressenden Sexgespielen loswurde, sondern auch ihren ungeliebten Mann.
    Es scheint ihr gelungen zu sein. Der Film, den Sie gesehen haben, war eine Fälschung, ein Fake. Gut gemacht, zugegeben. Aber hätten Sie ein wenig genauer hingeschaut, hätten Sie erkennen können, dass zumindest dieser Messerstich in den Unterleib ihrer Frau hineingeschnitten wurde. Die Ränder an der freigestellten Hand sind deutlich zu sehen. Außerdem war in diesem Moment kein Schatten sichtbar, wie er von der anderen blutschmierenden Hand auf der Haut ihrer Frau zu erkennen war. Und warum reagierte der Körper ihrer Frau nicht? Wir trauen schon lange diesen Filmen nicht mehr, die im Netz verbreitet werden.
    Wie dem auch sei: Sogar wenn wir wüssten, wo Ihre Frau steckt, wüssten wir noch lange nicht, wessen wir sie beschuldigen könnten. Ein guter Verteidiger würde jede Anklage im Keim ersticken. Sicherlich hatte sie einen Komplizen. Aber ob wir den Namen dieses Komplizen je herausbekommen werden, ist mehr als fraglich. Und wenn, könnten wir ihn wohl nur wegen Selbstverstümmelung verhaften. Was soll das bezwecken? Wir leben ja nicht in Kriegszeiten.
    Sie aber, Herr Riedemaker, werden wohl einige Zeit haben, Ihre Wutausbrüche unter Kontrolle zu bringen. Und Sex werden Sie in den nächsten Jahren wohl noch weniger haben als diese fünf Mal in einem halben Jahr.«

Susanne Limbach Tödliche Flaschenpost
    Die Luft der Nordsee weht mir frisch und salzig um die Nase.
    Ich kann nicht

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