Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Tod wartet im Netz (Die besten Einsendungen zum Agatha-Christie-Krimipreis 2011)

Titel: Der Tod wartet im Netz (Die besten Einsendungen zum Agatha-Christie-Krimipreis 2011) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordelia Borchardt und Andreas Hoh
Vom Netzwerk:
wieder laufen kann. Und ich habe mir Sorgen um Dich gemacht. Du hast Dich immer weiter zurückgezogen. Also habe ich Deine Mails gelesen, geschaut, wo Du Dich im Internet rumtreibst. Dann habe ich gesehen, dass Du Dich in einem Todesforum angemeldet hast. Ich hab gedacht, Du willst Dich umbringen! Doch Du …«
    Seine Stimme brach ab. Weinte er? Es war in der Dunkelheit nicht zu erkennen.
    »Micha«, sagte sie weich. Doch es war das einzige Wort, das sie über die Lippen brachte.
    »Du wolltest mich töten«, sagte er und seine Stimme quietschte schrill.
    »Lass mich erklären«, sagte sie bittend, doch er schien es gar nicht zu hören.
    »Mich, den Du zum Krüppel im Rollstuhl gemacht hast.« Seine Stimme zitterte wütend. »Das kann ich Dir nicht verzeihen.«
    Er betonte jede einzelne Silbe, presste sie hervor, als wögen die Buchstaben Tonnen auf seiner Zunge.
    Da sah sie den Holzgriff in seiner rechten Hand. Das Eisen des Hammers blitzte im Licht des Flurs. Es war der Fäustel, den sie im obersten Fach ihres Schrankes versteckt hatte. Des Faches, an das man nur über den kleinen Tritt gelangte.
    Michas linke Hand griff hinzu, er trat in das Zimmer ein, auf sie zu und holte zu einem Schlag aus.
    Das letzte, was sie wahrnahm, war das Sausen der vom Hammer durchschnittenen Luft an ihrem linken Ohr.

Uwe Koch www.weloveyou.com
    Elke belegte die Pizza mit Oliven. Es gab immer Pizza, wenn Elke sich beruhigen wollte. Und so ging dies nun schon seit Wochen. Entweder war Elke wütend oder es gab Pizza. Kein Wunder also, dass ich mir angewöhnte, abends noch einmal um die Häuser zu schleichen und mir beim nächsten Imbiss eine Currywurst oder auch einmal ein halbes Hähnchen zu besorgen. Außerdem verspürte ich in der letzten Zeit eine immer wiederkehrende Wut gegen alles und jeden, gegen mein Leben überhaupt, dass es mir nur guttat, mich abends noch ein wenig zu bewegen. Es war zwar nun schon zwei Monate her, dass ich Elke ins Gesicht geschlagen hatte, aber ich fühlte genau, dass ich bei einem Streit wieder dazu fähig wäre. Die Wurst aß ich dann während meines Spazierganges, das Hähnchen auf den untersten Stufen des Treppenhauses gleich neben den Briefkästen.
    An jenem Tag, als ich es mir wieder auf der Treppe bequem machte und mit einem fetttriefenden Hähnchenschenkel die frisch gereinigten Stufen bekleckerte, entdeckte ich diesen Zettel, der aus dem Briefkasten eines Nachbarn lugte. Wessen Briefkasten das war, wusste ich genau so wenig, wie ich den Grund für Elkes Wut kannte. Doch der Zettel weckte meine Neugier.
    Ich legte die Hähnchenschenkel beiseite und erhob mich. Ich blickte mich um, spähte zu den oberen Etagen und zog dann, als ich sicher war, nicht beobachtet zu werden, den Zettel heraus. Es war ein einfaches weißes Blatt Papier. Weder kariert noch liniert. Und nur zwei Sätze standen auf ihm, wie hastig mit versagender Kugelschreibermine geschrieben: »Finde Dich. Klick auf www.weloveyou.com.«
    Nur kurz überlegte ich, ob ich diesen Zettel wieder in den Briefkasten zurückwerfen sollte, da hörte ich über mir eine Tür schlagen. So steckte ich ihn in meine Gesäßtasche, kramte schnell mein Essen zusammen, eilte dann die Treppe hinunter in den Keller und warf die Hähnchenreste in den Müll.
    Oben in der Wohnung fragte mich Elke, wo ich gewesen sei. Aber sie fragte es so beiläufig, dass ich meinte, ihr keine Antwort schuldig zu sein. Ihre Pizza hatte sie inzwischen verspeist, wie auch das tosend in die Badewanne laufende Wasser bewies. So nahm ich mir einen Kaffee, betrat mein Arbeitszimmer und schaltete meinen Computer ein.
    Heute weiß ich nicht mehr, ob ich da schon plante, die Seite weloveyou zu öffnen, oder ob ich mich erst beim Lesen meiner E-Mails und während des Herumtreibens auf irgendwelchen Social Networks an den Zettel erinnerte. Doch bald hatte ich diese Internetadresse in meinem Browser eingegeben und schaute nun auf einen kleinen grünen Punkt. Auf nichts weiter als diesen kleinen grünen Punkt auf einer sonst leeren weißen Seite.
    Hätten dort irgendwelche Werbesprüche gestanden, ich hätte die Seite bestimmt wieder geschlossen. Aber was konnte an einem grünen Punkt, zudem auf einer Seite mit dem Namen weloveyou, schon gefährlich sein? Höchstens, dass dahinter eine Licht- und Liebe-Organisation steckt. So dachte ich da noch und klickte diesen Punkt an. Aus Neugier und weil ich ohnehin nichts Besseres zu tun hatte. Ich öffnete die Seite weloveyou.com und die Adresszeile

Weitere Kostenlose Bücher