Der Tod wartet im Netz (Die besten Einsendungen zum Agatha-Christie-Krimipreis 2011)

mich durch die Sozialgeschichte der gemeinen Hauskatze gequält, Gartenbücher gekauft, die do's und don'ts des Verhaltens in sozialen Netzwerken gewälzt und ihr sogar einen künstlichen Freund erschaffen, mit dem sie schon nach zwei Tagen so vertraut ist, als wär's ein Spielgefährte aus Kindertagen.
    by the way: ich mag frauen mit blonden locken
, schreibt Aurelio. Dieser Internetprolo biedert sich Melitta auch noch mit seiner Kleinschreibung an.
    »und ich mag deine wimpern«, kommt umgehend zurück. Sitzt sie vor dem Computer und wartet sie schon auf Aurelios Post?
    Noch einmal, vor mittlerweile drei Tagen, versucht Aurelio Melitta eine Chance zu geben, ihre wackelnde Beziehung mit mir ins Lot zu bringen.
    Ich dachte, du gehörst zu kai,
lässt er vorsichtig einfließen.
    »kai? meinst du das ernst?«, kommt mit einem vollmundig lachenden Smiley zurück. »ich mag männer, keine buchhalter.«
    Das ist die ultimative Kränkung, der ultimative Vertrauensbruch. Diese Cybernutte kennt die Hyäne in mir nicht. Nicht die Art und Weise, wie sie sich in ihr Opfer verbeißen kann.
    Als erster wird Aurelio dran glauben müssen. Er verdient es nicht, noch länger in dieser virtuellen Welt zu leben.
    Vor zwei Tagen habe ich sein Profil gelöscht. Ich hoffe, Melitta zermartert sich das Herz auf der Suche nach ihm.
    Mein Magen ist eine Grube. Ich weiß nicht, ob es die Enttäuschung ist, die unbändig in meinen Körper gefahren ist. Oder ob es die letzten Atemzüge einer lang genährten, verendenden Hoffnung sind. Dass ich endlich dort ankomme, wo ich hingehöre.
    Melitta weiß nicht, wie sehr ihre kleingedruckten Demütigungen mein Leben verändert haben. Und sie weiß nicht, wie sehr ein Gurkenglas ihr Leben verändern wird.

Die Autorinnen und Autoren
    Inga Brodersen , geboren 1970, ist in Neuhausen/F. in Baden-Württemberg aufgewachsen. Nach der Ausbildung zur Fotografin arbeitete sie auf der Nordseeinsel Juist, bevor sie 1993 nach Bremen zog. Die ersten Jahre in der Hansestadt war sie freiberuflich als Fotografin tätig und qualifizierte sich zudem weiter für die Tourismusbranche. Nach längeren Aufenthalten im Ausland arbeitet sie seit 2002 als Angestellte in der Touristikbranche. Seit ca. 2006 besucht sie regelmäßig Prosa-Schreibkurse.

    Birgit Ebbert wurde am 23. Oktober 1962 im westfälischen Borken nahe der holländischen Grenze geboren. Sie ist Diplom-Pädagogin und eröffnete 2006 ein Lerncenter. Die ersten Schreibversuche machte sie schon als Grundschülerin. Erst mit der Selbstständigkeit konnte sie sich wieder dem Schreiben belletristischer Texte widmen. Im Sommer wird eine Kinderbuchreihe von ihr erscheinen.

    Marlene Bach wurde 1961 in Rheydt geboren und wuchs nahe der holländischen Grenze auf. Ihre Studienzeit verbrachte sie in Bonn, verfasste dort auch erste Kurzgeschichten. Diese schriftstellerischen Ambitionen verflüchtigten sich jedoch recht bald wieder. Stattdessen promovierte sie im Fachbereich Psychologie und arbeitete als Psychologin in verschiedenen Institutionen. Seit 1997 lebt sie in Heidelberg. Hier begann die begeisterte Krimileserin, selbst Kriminalromane zu schreiben.

    Thomas Erle , geboren in Schwetzingen bei Heidelberg, wohnt seit 17 Jahren in Emmendingen bei Freiburg, ist verheiratet, hat zwei Kinder und arbeitet als Lehrer. Er war Preisträger beim Freiburger Kurzkrimi-Preis ›Mörderischer Breisgau‹.

    Anja Feldmann , 1968 in Rhede/Westfalen geboren, studierte in Münster Germanistik, Niederländisch und Kunst. Lange Jahre arbeitete sie als Sängerin und Songschreiberin im Bereich Folk, Jazz und Blues, nach einem Zusatzstudium »Literarisches Übersetzen aus dem Niederländischen« auch als Übersetzerin. Sie lebt seit 2008 als freie Künstlerin in Steinfurt, malt, schreibt Kurzgeschichten, Gedichte und Songs und liebt nach wie vor das Singen.

    Martina Haase , geboren 1971 in Berlin, ist von Beruf Lehrerin an einer Grundschule. Sie hat bislang noch nichts veröffentlicht, war jedoch Preisträgerin beim 16. sächsischen Literaturfrühling 2007.

    Elmar Heer ist 52 Jahre alt und von Beruf Polizeibeamter. Er wohnt in Bayern, in Illschwang in der Oberpfalz, ist dienstlich mit seinem Sprengstoffspürhund allerdings ausschließlich in Mittelfranken unterwegs. Schreiben ist sein Hobby. Nach einigen Jahren freier Mitarbeit bei verschiedenen Tageszeitungen hat er sich mittlerweile auf das Verfassen von Kurzgeschichten verlegt.

    Hans-Joachim Heider , geboren 1945 in Böblingen,