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Der Tod wartet

Der Tod wartet

Titel: Der Tod wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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die nicht jung und attraktiv ist, existiert für euch einfach nicht!»
    Gérard zuckte mit den Schultern.
    «Wir sind in dieser Hinsicht nur ehrlicher, das ist alles. Stehen etwa Engländer in der U-Bahn oder im Zug wegen einer hässlichen Frau auf? O nein!»
    «Das Leben ist schon deprimierend», sagte Sarah und seufzte.
    «Sie haben keinen Grund zu seufzen, Mademoiselle.»
    «Ach, ich bin heute einfach schlecht gelaunt.»
    «Verständlich.»
    «Was heißt hier ‹verständlich›?», fauchte Sarah.
    «Sie könnten die Ursache leicht herausfinden, wenn Sie Ihre innere Verfassung ehrlich analysieren würden.»
    «Ich glaube, dass mir unsere Mitreisenden aufs Gemüt schlagen», sagte Sarah. «Es klingt bestimmt schrecklich, aber ich hasse Frauen! Wenn sie albern und unbedarft sind wie Miss Pierce, machen sie mich rasend – und wenn sie so effizient sind wie Lady Westholme, regen sie mich noch viel mehr auf.»
    «Meiner Meinung nach ist es unvermeidlich, dass Ihnen die beiden Damen auf die Nerven gehen. Lady Westholme ist wie geschaffen für das Leben, das sie führt; sie ist rundum glücklich und zufrieden, und sie hat Erfolg. Miss Pierce war viele Jahre als Gouvernante tätig und hat plötzlich ein bisschen Geld geerbt, das ihr erlaubt, sich den größten Wunsch ihres Lebens zu erfüllen und zu reisen. Bis jetzt hat das Reisen alle ihre Erwartungen erfüllt. Aber da Ihnen gerade ein Strich durch die Rechnung gemacht wurde und Sie nicht bekommen haben, was Sie wollten, ärgern Sie sich natürlich über Leute, die im Leben mehr erreicht haben als Sie.»
    «Wahrscheinlich haben Sie Recht», sagte Sarah trübsinnig. «Im Gedankenlesen scheinen Sie geradezu unverschämt gut zu sein. Ich versuche mir immer wieder etwas vorzumachen, und Sie hindern mich daran.»
    In dem Moment kamen die anderen zurück. Der Erschöpfteste von den dreien schien der Führer zu sein. Er war ziemlich kleinlaut und gab auf der Fahrt nach Amman kaum Erklärungen von sich. Er erwähnte nicht einmal die Juden. Wofür alle zutiefst dankbar waren. Seine wortreichen und fanatischen Schilderungen ihrer Schandtaten hatten seit der Abfahrt in Jerusalem viel dazu beigetragen, jedermanns Nerven über Gebühr zu strapazieren.
    Die kurvenreiche Straße schlängelte sich nun vom Jordantal bergauf, wo vereinzelte Oleanderbüsche ihre rosafarbenen Blüten entfalteten.
    Sie erreichten Amman am späten Nachmittag und gingen, nach einer kurzen Besichtigung des griechisch-römischen Theaters, früh zu Bett. Sie wollten am nächsten Morgen beizeiten aufbrechen, da man für die Fahrt durch die Wüste nach Ma’an einen ganzen Tag brauchte.
    Kurz nach acht Uhr fuhren sie los. Alle schienen ziemlich wortkarg zu sein. Der Tag war drückend heiß, und als sie gegen Mittag anhielten, um Picknick zu machen, herrschte eine wahrhaft brütende Hitze. Der Zwang, den ganzen heißen Tag lang mit drei anderen auf engstem Raum eingepfercht zu sein, stellte alle auf eine harte Probe.
    Lady Westholme und Dr. Gérard hatten eine leicht gereizte Auseinandersetzung über den Völkerbund. Lady Westholme war eine glühende Verfechterin des Völkerbundes, wohingegen es dem Franzosen gefiel, gehörig über besagte Institution zu lästern. Nachdem die Haltung des Völkerbundes gegenüber Abessinien und Spanien ausgiebig erörtert worden war, kamen sie auf den litauischen Grenzkonflikt zu sprechen, von dem Sarah noch nie etwas gehört hatte, und danach auf die Maßnahmen besagten Völkerbundes, Drogenbanden das Handwerk zu legen.
    «Sie müssen doch zugeben, dass da hervorragende Arbeit geleistet wird. Ungeheuer wichtige Arbeit!», fauchte Lady Westholme.
    Dr. Gérard zuckte mit den Schultern. «Mag sein. Aber auch mit einem ungeheuren finanziellen Aufwand!»
    «Die Sache ist äußerst ernst. Das Betäubungsmittelgesetz besagt, dass…» Der Disput ging weiter.
    Miss Pierce zwitscherte, an Sarah gewandt: «Es ist wirklich höchst interessant, mit Lady Westholme zu reisen.»
    «Ach ja?», sagte Sarah bissig, doch Miss Pierce schien den scharfen Ton nicht zu bemerken und plapperte munter weiter.
    «Ich habe ihren Namen schon so oft in der Zeitung gesehen. Es ist einfach fabelhaft, dass Frauen in die Politik gehen und dort ihren Mann stehen. Ich bin immer so froh, wenn eine Frau etwas erreicht.»
    «Warum?», fragte Sarah hitzig.
    Miss Pierce blieb der Mund offen stehen, und sie stammelte:
    «Oh, weil – ich meine – weil es – nun ja – weil es eben so schön ist, wenn Frauen etwas

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