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Der Tod wartet

Der Tod wartet

Titel: Der Tod wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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bewirken können!»
    «Da bin ich anderer Meinung», sagte Sarah. «Es ist schön, wenn ein Mensch ein lohnenswertes Ziel erreicht! Ganz gleich, ob das ein Mann oder eine Frau ist. Warum sollte das Geschlecht eine Rolle spielen?»
    «Nun ja, gewiss…», sagte Miss Pierce. «Ich muss zugeben – wenn man es natürlich so betrachtet…»
    Aber ihr schien dabei nicht ganz wohl zu sein. Sarah sagte in freundlicherem Ton:
    «Es tut mir Leid, aber ich hasse nun einmal dieses Unterscheiden zwischen Mann und Frau. ‹ Die moderne Frau hat eine durch und durch praktische Lebenseinstellung. › So in der Art. Aber das stimmt überhaupt nicht! Es gibt Frauen, die praktisch veranlagt sind, und andere, die es nicht sind. Es gibt Männer, die gefühlsbetont und verworren sind, und andere, die klar und logisch denken. Es ist alles nur eine Frage des Verstandes. Das Geschlecht spielt nur dort eine Rolle, wo es direkt um Sex geht.»
    Bei dem Wort «Sex» errötete Miss Pierce ein wenig und wechselte geschickt das Thema.
    «Man kann nicht umhin, sich nach ein klein wenig Schatten zu sehnen», murmelte sie. «Dennoch finde ich, dass diese Leere etwas Wundervolles hat, meinen Sie nicht auch?»
    Sarah nickte.
    Ja, dachte sie, die Leere war tatsächlich wunderbar… Heilend und friedvoll… Keine Menschen, die einen mit ihren langweiligen zwischenmenschlichen Beziehungen nervten… Keine brennenden persönlichen Probleme! Erst jetzt hatte sie endlich das Gefühl, von den Boyntons frei zu sein. Befreit von dem seltsamen, unwiderstehlichen Drang, sich in das Leben von Leuten einzumischen, deren Welt die ihre nicht im Entferntesten berührte. Sie fühlte sich getröstet und mit sich selbst im Reinen. Hier war Einsamkeit, Leere, Weite… Und Frieden…
    Nur, dass man eben nicht allein war, um es auch genießen zu können! Lady Westholme und Dr. Gérard hatten das Thema Rauschgift abgeschlossen und disputierten nun über arglose junge Frauen, die mittels übler Machenschaften in argentinische Nachtlokale verschleppt wurden. Dr. Gérard hatte während des ganzen Gesprächs eine Leichtfertigkeit an den Tag gelegt, die Lady Westholme, die wie alle waschechten Politiker keinerlei Sinn für Humor besaß, nur bedauerlich finden konnte.
    «Wir jetzt fahren, ja?», verkündete der Dragoman, dessen Kopf ein Fes zierte, und begann wieder über die Schandtaten der Juden zu lamentieren.
    Etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang erreichten sie schließlich Ma’an. Merkwürdige Männer mit wilden Gesichtern umringten den Wagen. Nach kurzem Aufenthalt ging die Fahrt weiter.
    Bei der Betrachtung der ebenen Wüstenlandschaft fragte sich Sarah, wo hier eigentlich die Felsenstadt Petra liegen sollte. Rundum konnte man meilenweit sehen, doch da war nichts! Nirgendwo Berge, nicht einmal Hügel. Waren sie denn immer noch so weit vom Ziel ihrer Reise entfernt?
    Sie erreichten das Dorf Wadi Musa, wo die Straße endete und man den Wagen zurücklassen musste. Dort warteten Pferde auf sie – klapprige, abgemagerte Tiere. Miss Pierce machte die Unzulänglichkeit ihres gestreiften Waschkleides sehr zu schaffen. Lady Westholme hatte sich vernünftigerweise für Breecheshosen entschieden, die ihre Figur zwar alles andere als vorteilhaft unterstrichen, aber zumindest praktisch waren.
    Die Pferde wurden auf einem abschüssigen, mit Geröll bedeckten Pfad aus dem Dorf geführt. Das Gelände senkte sich, und die Pferde trotteten im Zickzack bergab. Es war kurz vor Sonnenuntergang.
    Sarah war von der langen, heißen Autofahrt erschöpft. Sie fühlte sich wie betäubt. Der Ritt hatte etwas Unwirkliches. Als sie später daran zurückdachte, kam es ihr vor, als hätte sich der Schlund der Hölle vor ihren Füßen aufgetan. Der Weg wand sich hinab – hinab in die Tiefe. Um sie herum ragten Felsformationen auf – und es ging noch immer hinab, hinab ins Innere der Erde, durch ein Labyrinth roter Felswände, die sich nun zu beiden Seiten auftürmten. Sarah glaubte, ersticken zu müssen – erdrückt zu werden von der immer enger werdenden Schlucht.
    Sie dachte benommen: Hinab in das Tal des Todes – hinab in das Tal des Todes…
    Weiter und weiter. Es wurde dunkel – das kräftige Rot der Felswände verblasste – und immer weiter auf dem gewundenen Pfad, eingesperrt, verschwunden im Inneren der Erde.
    Sie dachte: «Phantastisch und unglaublich… eine tote Stadt.»
    Und wieder gingen ihr die Worte «das Tal des Todes» im Kopf herum.
    Dann wurden Laternen angezündet. Die Pferde

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