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Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman

Titel: Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francisco Gonz lez Ledesma
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oder eine Frau. Heute gibt es Mörderinnen, die sehen wie leidende Hausfrauen aus und werden womöglich sogar von ihrem Mann vermöbelt, ohne dass er weiß, mit wem er sich da anlegt.
    Aber dieser Óscar war nicht zu übersehen, zumindest für Méndez, der seine ganze Strafakte kannte. Óscar Ceballos hatte als »Handlanger« angefangen, als Mann fürs Grobe sollte er die entführten Mädchen bestrafen, die sich weigerten, als Prostituierte zu arbeiten. So ein widerlicher Kerl, der sadistisch genug ist, Mädchen zu vergewaltigen, wenn sie sich nicht an die Regeln halten, damit sie keine Zicken mehr machen und kapieren, wo es langgeht. Die Mädchen bringen das nie zur Anzeige, aber Méndez hatte einmal einen von ihnen geschnappt. Er hatte ihm die Handschellen angelegt und durch eine kleine Unachtsamkeit – Méndez war wie so oft mit den Gedanken woanders – waren schließlich auch zwei der Mädchen in der Zelle gelandet.
    Óscar Ceballos schien gut in Form zu sein, doch er gehörte nicht mehr zu den Typen, mit dem eine Frau eine wilde Nacht erlebte. Er war dick geworden und schob eine Wampe vor sich her, der mittlere Knopf an seinem Jackett war kurz davor abzuspringen. So ähnlich sah auch der Kerl aus, den Méndez in Handschellen den Mädchen überlassen hatte, und als sie gingen, trug er kein Jackett mehr, und der Knopf guckte ihm aus dem Arsch.
    Den trägt er bestimmt immer noch dort, dachte Méndez, der ein Anhänger der Justiz des Volkes war.
    Da sah er das Mädchen aus dem Haus kommen. Eva Expósito, das böse Mädchen von der Straße, hatte stramme Beine, einen geschmeidigen Körper und einen Hintern, der vor Jugend strotzte, denn der Hintern der Frauen – dachte Méndez – ist das letzte Bollwerk der fröhlichen Jugend. Er hing erst herunter, wenn das Gesicht schon voller Falten war und alle Illusionen gestorben waren. Méndez wusste nicht, was für Träume Eva Expósito hatte, von ihrer Mutter verlassen, verfolgt von Andrade, dem zuständigen Polizisten für Jugendkriminalität, abgeleckt von den Aufseherinnen und als einzigen Schutz einen Mann wie Miralles, der nichts weiter besaß als eine Pistole und ein Grab.
    Ceballos verfolgte das Mädchen.
    Méndez verfolgte Ceballos.
    Der Fettwanst fraß sie förmlich mit Blicken auf. Er träumte bestimmt davon, sich wieder als Zureiter zu betätigen. Méndez seinerseits träumte davon, ihn in Handschellen in einer Zelle zu sehen, in Begleitung von zwei Frauen, eine davon Loles. Bestimmt würde der Jackettknopf nicht wieder herauskommen.
    Nun, man kann nicht gerade behaupten, dass Méndez ein Mann war, der verzieh, je nachdem um was für ein Verbrechen es sich handelte.
    Aber er hielt sich zurück. Weiter unten in der Avinguda del Parallel, hinter dem Paar, musste Méndez plötzlich daran denken, was aus Eva Expósito würde, wenn Miralles stürbe. Denn er hatte nicht den geringsten Zweifel, dass es so kommen würde.
    Und Eva, mit ihrem Strafregister bis hin zum Kommunionszettel, was sollte sie tun? Wo würde man sie einstellen, jetzt, da es keine Arbeit gab? Wo würde sie anklopfen, vielleicht gerade aufgrund ihrer Jugend?
    Méndez glaubte noch an die Straßen und ihre Frauen. Er hatte zu viele Frauen gesehen, die einen Tag lang fröhlich schauten und dann vierzig Jahre einen toten Blick hatten.
    Im Grunde schützen Miralles und dieses Mädchen sich gegenseitig, dachte er. Einer überwacht das Gelände, das der andere betritt, und so ist es schwer, sie zu erledigen, trotzdem machen sie zu viele Fehler. Zum Beispiel an dem Abend, an dem der Auftragskiller in die Wohnung kam und sie allein zu Hause war und zudem noch schlief. Zum Beispiel jetzt. Bestimmt geht Eva einkaufen, als wenn nichts wäre, und merkt nicht, dass der Kerl sie verfolgt …
    Der Kerl, also Óscar Ceballos, ist ihr gefährlich nahe gekommen. Er sieht, dass das Mädchen einen Supermarkt betritt, und Méndez weiß, dass dieser zwei Ausgänge hat. Der Fettwanst direkt hinter ihr.
    Und da war Méndez plötzlich alles klar.
    Ein Gang, zwischen Bergen von Kleidung, wo man nicht gesehen wird. Ein meisterlich ausgeführter Messerstich. Und das Mädchen fällt, ohne zu schreien, im schlimmsten Fall auf die Ausverkaufsartikel.
    Miralles wäre am Boden zerstört. Und er bliebe allein zurück. RIP .
    Méndez ging hinein und nahm einen Korb. Mensch, kaum zu glauben. Einkaufen, du, der sich noch nie selbst ein Ei gemacht hat, denn in den Spelunken, wo du isst, werden dir die vom Chef gebraten. Einkaufen, du,

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