Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman
der du bestenfalls die Preise von losem Tabak und von Kaffee aus Guinea kennst.
Doch Méndez bewegte sich unauffällig.
Und er sah es.
Es war so gekommen.
Der einsame Gang, das Mädchen beladen mit Bergen von Diätprodukten. »Werden Sie schlanker mit unseren Monatsangeboten.« Das Mädchen hob den linken Arm, um nach einer Packung zu greifen, und so ist die Achsel entblößt für den tödlichen Stich. Direkt ins Herz, dann ist sie sofort tot. Óscar hat auch nach einer Packung gegriffen, damit er in aller Ruhe zum Ausgang gehen, bezahlen und verschwinden kann. Oder er lässt sie einfach liegen und verschwindet noch schneller durch den Ausgang mit dem Hinweis »Ohne Einkauf«. Méndez sah die eisige Klinge in der Luft glänzen. Das letzte Aufblitzen des Todes. Und er meinte Ceballos denken zu hören:
JETZT !
23
Méndez hatte denselben Gedanken:
JETZT !
Schlangen haben, je älter sie sind, einen umso besseren Instinkt, und ihre Zunge ist spitzer und weiser. Der Méndez aus den Vierteln hatte viele Menschen dort sterben sehen, und der Méndez der einfachen Speiselokale hatte viele Leute beim Verlassen derselben ihr Testament schreiben sehen. Der Méndez der Gefängnisse hatte einst einen Kerl kennengelernt – den sogenannten Gran Reserva –, der aus einer Flasche Wein eine tödliche Waffe machte.
Deshalb hatte Méndez gleich am Eingang eine Flasche Wein genommen.
Diese Flasche, es handelte sich um einen teuren Chablis, bewirkte eine Reihe von Wundern. Zunächst einmal flog sie in Bruchteilen von Sekunden wie ein Satellit durch den Raum. Dann prallte sie gegen Óscars rechten Ellbogen, der das Messer bereits in Position gebracht hatte, um sodann gegen ein Regal zu schlagen und in zwei Teile zu zerbersten. Schließlich wurde sie zu einer Art spitzem Schlagwerkzeug, doch immerhin in Markenalkohol getränkt. Schade, dachte Méndez, ausgerechnet der beste Jahrgang.
Die Wunder der Flasche waren damit noch nicht beendet. Der Gran Reserva war so etwas wie Méndez’ Meister gewesen. Die zerborstene Flasche landete direkt in Óscars Unterleib, und der verstand immer noch nicht, was da passierte.
Rechts-links-links, rechts, links.
Die Flasche war wie eine Bohrmaschine, die in Óscars intimsten Zonen nach Öl suchte. Rechts-links … Da! Das Blut sprang über ein paar Tüten mit Naschwerk für Kinder. Der ganze Supermarkt erzitterte unter Óscars furchtbarem Schrei.
Méndez hatte sein Handwerk auf der Straße gelernt und nicht auf der Polizeiakademie. An den Ecken der alten Zeiten hast du entweder schnell gelernt oder du warst tot.
Er war nicht mehr als ein Sohn der armen Viertel.
Und von da an hielt Méndez sich strikt an das Gesetz.
Als Erstes, das war das Dringlichste, machte er Eva ein beruhigendes Zeichen, die weiß wie die Wand war. Dann rief er: »Niemand rührt mir das Messer an.«
Zu dem Sicherheitsmann sagte er, nachdem er ihm seine Polizeimarke gezeigt hatte, er solle einen Krankenwagen rufen. Die blutverschmierte Flasche legte er neben Óscars Messer, auf dem es mehr Spuren als auf den Münzen in der Kasse gab.
Óscar strampelte verzweifelt, als die Ambulanz kam, und hielt ängstlich sein Geschlechtsteil fest. Schade, dachte Méndez, dass es in deinem Metier kein Arbeitslosengeld gibt, denn das könntest du jetzt beantragen. Schade, dass du jetzt nicht mehr bei den Junggesellenabschieden als Chippendale auftreten kannst.
»Keine Bewegung, Méndez.«
Man hielt eine Star auf ihn gerichtet, die vorschriftsmäßige Waffe. Der eingetroffene Beamte kannte ihn nicht vom Dienst, aber er wusste, wer er war. Misstrauisch betrachtete er den Ausweis, den Méndez aus der oberen Tasche seines Jacketts zog.
»Du musst mich begleiten. Du hast einen Mann getötet.«
»Immer mit der Ruhe. Er wird nicht sterben.«
»Er hat mir das Leben gerettet«, stöhnte Eva, »schon zum zweiten Mal.«
»Ich denke, beim ersten Mal habe ich dir nicht unbedingt das Leben gerettet«, erwiderte Méndez. »Der Kerl wollte dich nicht tot.«
Der Polizist mit der Star packte Eva am Hals.
»Und wer verdammt bist du, Kleine?«
Die goldene Regel der Polizei: Jeder, den du nicht kennst, ist erst mal verdächtig, also verhaften.
Méndez schob die Hand sanft weg, jetzt wieder geschmeidig wie eine Katze.
»Diese junge Dame sollte das Opfer sein«, murmelte er. »Und ich habe ihr das Leben gerettet. Sie ist ab sofort eine geschützte Zeugin, wenn es dir nichts ausmacht.«
»Ach ja? Und wer soll sie schützen?«
»Francos
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