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Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman

Titel: Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francisco Gonz lez Ledesma
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Essen selbst zubereiten.«
    »Prima, Amores, aber trink da nicht mal ein Wasser. Ich bin bereits immunisiert, aber du nicht.«
    Minuten später traf er auf Amores, der die Ellbogen auf die Theke der Kneipe gestützt hatte und der Werbung des Wirtes für sein Tagesmenü lauschte sowie dessen pessimistischen Anmerkungen zur gastronomischen Zukunft des Landes. »Verdammt, das kapiere ich nicht. Es gab noch nie so viele Kochsendungen mit kulinarischen Rezepten im Fernsehen, und trotzdem essen alle auswärts, verschlingen, was man ihnen vorsetzt, und keiner kocht.«
    Doch Amores war in Sicherheit. Er hatte noch nicht einmal ein Wasser bestellt.
    »Es stimmt, was dieser Herr sagt. In den Küchen unseres neuen, für immer vor der marxistischen Gefahr geretteten Spaniens, findet nur noch die Mikrowelle Verwendung, um die im Supermarkt gekauften Dosen aufzuwärmen, aber jeder schreibt sich die Rezepte vom Salat mit Minzbonbons auf. Ach, Señor Méndez, was ist aus den Frauen geworden, die keine Zeit hatten, ihrem Mann Hörner aufzusetzen, weil sie den ganzen Tag in der Küche standen.«
    Wenn Amores von Klassikern sprach, war sein Sprachfehler kaum wahrzunehmen.
    »Recht haben Sie«, sagte der Wirt. »Die Leute haben heutzutage keine Zeit zum Kochen, weil sogar die Katze arbeitet, und die Zeit, die ihnen zum Kochen bliebe, verwenden sie darauf, sich im Fernsehen Kochsendungen anzuschauen. Das ist alles Propaganda, Señor Méndez, betrieben von der Regierung, damit die Leute an nichts anderes denken und glauben, sie äßen gut. Das ist alles Propaganda der Multikonzerne der Ernährungsbranche, die dann eines Tages abwandern und den Couscous in Marrakesch produzieren, weil es dort billiger ist. Und die, die hierbleiben gucken in die Röhre. Die Gewerkschaft Nahrung – Genuss – Gaststätten war früher der französischen Küche hörig und heute läuft sie der baskischen hinterher. Niemand schenkt unseren eigenen Kreationen Aufmerksamkeit. Ich selbst habe Muscheln in der eigenen Tinte kreiert, die sind der Wahnsinn. Und niemand spricht von …«
    »Verdammt«, warf Méndez ein, »und ich dachte, laut Beschluss der EU hätten Muscheln keine Tinte.«
    »Ich mische sie mit Calamares«, erklärte der Verfechter der alten Zeiten. »Es ist ein internationales Gericht, das ich ›La Méditerranée en plein air‹ nenne. Probiert mal, ich serviere es als Tapa.«
    Méndez hätte es vielleicht probiert, aber Amores ergriff die Flucht.
    Gemeinsam gingen sie zu dem ersten der beiden Etablissements, das für die Eintracht der Geschlechter geworben hatte. Wahrscheinlich waren es Einmannbetriebe. Eine der Frauen annoncierte unter ›Stewardess‹ und die andere machte es nicht unter ›Allahs Garten‹.
    Sie fingen mit Allahs Garten an, da so viele Selbstmordattentäter heutzutage starben, um endlich dorthin zu gelangen.
    Es öffnete ihnen eine junge Araberin.
    »Sind Sie zu zweit? Tut mir leid, aber ich bin allein. Meine Kollegin ist schon gegangen. Wenn Sie wollen, machen wir die Spezialität des Hauses, ›Köstlichkeiten des Paradieses‹.«
    Im Blick der kleinen Araberin lag Angst.
    Ein erbärmliches Paradies hast du hier gefunden, dachte Méndez. Eine erbärmliche gerechtere Welt hast du im Traum Europa gefunden. Vorher wurdest du in den Kolonien ausgeraubt, jetzt bist du ganz allein und musst sogar noch für die Kosten aufkommen.
    »Wir sind wegen der Annonce da«, erklärte Amores.
    »Welche Annonce?«
    »Die, in der es heißt, Allahs Garten sei voll Jungfrauen.«
    »Seit ich allein bin, inseriere ich nicht mehr«, sagte die kleine Araberin ängstlich, »das ist sehr teuer.«
    »Entschuldigen Sie die Umstände. Wir verschwinden wieder«, sagte Méndez. »Bei einer halben Frau traue ich mich nicht.«
    Und er steckte der kleinen Araberin zehn Euro zu. Für zehn Euro bekam er schließlich auch nicht viel mehr als ein halbes Buch.
    Sofort machten sie sich auf den Weg zu der Stewardess, die bestimmt Uniform trug und gerade die Schwimmweste anprobierte.
    Die Sache fing gut an. Ein Haus in guter Lage.
    Ein Portier.
    Ein Eingangsbereich mit Pflanzen und weiter hinten ein Aquarium mit einem einzigen Tier, einem einsamen Fisch.
    Luxus.
    Die Stewardess trug weder Uniform noch Schwimmweste, war aber vom Feinsten. Nichts für die Economy Class. Es stellte sich heraus, dass sie Amores aus der Zeit kannte, als sie noch in einem bedeutenden Etablissement arbeitete.
    »Ich habe mich selbstständig gemacht«, sagte sie. »Dort hat sich die Besitzerin

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