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Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman

Titel: Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francisco Gonz lez Ledesma
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schön ist.«
    »Sie sind nicht gerade feinfühlig, Méndez.«
    »Nein.«
    »Ich weiß, dass er mit dieser Frau zusammenlebt, weil er selbst es mir gesagt hat. Aber das ist unwesentlich, denn ich hätte das auch selbst herausgefunden. Wir Frauen wissen alles. Aber diese Frau, Eva Expósito, hat er aufgenommen, als sie ganz tief unten war. Vielleicht war ich schon tief gesunken, aber Eva Expósito war noch weiter unten. Miralles traf sie, als sie von ein paar Mistkerlen ausgebeutet wurde. Das Mädchen sang, noch dazu gut, und tat so, als ob sie gelähmt im Rollstuhl säße.«
    »Ja.«
    »Ich glaube, ein alter Polizist hat sie ihm ans Herz gelegt. Einer, der sich schon seit jeher um die Probleme von Minderjährigen kümmerte.«
    »Andrade?«
    Sie sah ihn überrascht an.
    »Sie kennen ihn?«
    »Sagen wir ja.«
    »Nun, also anscheinend hat dieser Andrade ihm von ihr erzählt. David Miralles hatte Mitleid mit allen Jugendlichen, also entschied er, Eva zu beschützen. Gut, er wusste natürlich nicht wie und auch nicht, ob sie bereit wäre, Hilfe anzunehmen. Möglicherweise nicht. Aber dann traf er auf Eva, als einer aus ihrer Clique sie vergewaltigen wollte. Ihre alten Kumpels wollten Eva loswerden, denn sie war offensichtlich sehr aufmüpfig und stellte ein großes Risiko dar.«
    »Ich weiß«, murmelte Méndez. »Sie hat so viele Strafsachen an der Backe, dass man eine Girlande von Gericht zu Gericht durch ganz Barcelona daraus machen könnte. Wenn Sie sich schon so aufgeführt hat, als sie unter Jugendstrafrecht stand, kann man davon ausgehen, dass sie es bei diesem Abschaum nicht anders gemacht hat.«
    »Nun, Miralles hat die Burschen ausfindig gemacht, und dann ging alles Hals über Kopf, die alten Revolutionäre in meinem Viertel nennen das ›direkte Aktion‹.«
    Méndez setzte eine Unschuldsmiene auf.
    »Keine Ahnung, was das ist«, sagte er.
    »Sie mögen denken, dass alles Zufall war, aber das war es nicht. Es gibt tausend Möglichkeiten auf dem Montjuich-Friedhof, er geht um den ganzen Berg herum, es war kein Zufall, dass sie sich am Grab von Miralles’ Sohn trafen.«
    Méndez sagte mit derselben Unschuldsmiene:
    »Und dann erfolgte die direkte Aktion …«
    »Genau. Aber ihm wurde klar, dass er Eva Expósito einen festen Wohnsitz geben musste. Deshalb hat er sie mitgenommen.«
    »Ich sehe, Miralles hat Ihnen alles erzählt.»
    »Alles. Warum auch nicht?«
    »Weil Eva Ihre Rivalin sein könnte.«
    »Taktgefühl zählt wohl nicht zu Ihren herausragenden Tugenden, Méndez.«
    »Ich fürchte, das habe ich auf der Straße nie gelernt. Ich meine nur, Sie haben doch selbst eingestanden, Miralles zu lieben, auch wenn Sie nicht mit ihm im Bett waren.«
    »Liebe muss nicht immer im Bett stattfinden, Méndez.«
    »Stimmt, oft liegt sie nur in der Luft.«
    »Außerdem habe ich genug von Betten.«
    »Das verstehe ich.«
    »Ich bin nicht eifersüchtig auf diese Frau, Méndez, auch wenn sie mit David Miralles zusammenlebt. Erstens weil ich den Eindruck habe, dass sie ihn zwar respektiert, aber nicht liebt, und wenn sie ihn nicht liebt, wird sie nie mit ihm ins Bett gehen. Eva Expósito ist eine Rebellin. Und er würde die Situation nie ausnutzen. David Miralles ist ein Gentleman.«
    »Die Gentlemen machen Frauen nicht glücklich. Sie langweilen sie«, sagte Méndez und zeigte damit, dass er den Glauben an die meisten Dinge verloren hatte.
    Mabel schaute zweifelnd, und das verlieh ihr etwas Kindliches. Sie sah sofort jünger aus.
    »Ich glaube nicht, dass Eva sich langweilt«, sagte sie. »Sie hat einen ziemlich riskanten Beruf, da muss sie immer auf der Hut sein. Und ich glaube auch nicht, dass sie glücklich ist.«
    »Warum?«
    »Was ich so von Miralles gehört habe, ist er ein sehr harter Typ, der niemandem verzeiht. Die Ermordung seines Sohnes hat ihn geprägt. Er würde sich nie einen Fehler erlauben und auch Eva keinen verzeihen; mit ihm zu arbeiten muss manchmal ausgesprochen heftig sein. Sie haben doch bestimmt auch tollwütige Polizisten kennengelernt, die nicht an das Gesetz denken, sondern nur an ihre Pistole.«
    »Ich muss gestehen, ja. Niemand ist frei von dieser Krankheit. Außerdem haben die tollwütigen Polizisten im Film immer Erfolg.«
    Die Frau, die ihr Leben in diversen Betten verbracht – und vielleicht tollwütige Männer gesehen hatte – zog eine Augenbraue hoch.
    Sie sah immer noch jünger aus.
    Und dann sagte sie leise:
    »Was ich sagen wollte, ist, dass David Miralles sehr schlecht dafür geeignet

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