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Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman

Titel: Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francisco Gonz lez Ledesma
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Escolano muss so viele, sagen wir berufliche Kontakte mit Leónidas gehabt haben, dass es für ihn ratsam ist, den Mund zu halten, aus Angst, er könne da mit hineingezogen werden. Also werde ich Ihnen sagen, was passieren wird.«
    »Was?«
    »Miralles lebt und wird sich von der Wunde an der Schulter erholen, der Plan von Leónidas und Denise ist also fehlgeschlagen. Denise wird nichts passieren, weil alles bestens geplant war, und der Fall wird zu den Akten gelegt. Miralles kann auch nicht angeklagt werden, es war eindeutig Notwehr.«
    »So oder so, der Fall ist abgeschlossen.«
    »Fall abgeschlossen. So sind die Gesetze nun mal.«
    Méndez schluckte einen Fluch runter und verließ den Raum mit dem Gefühl, dass nur die Dummen ins Gefängnis kommen. So war es jedenfalls Leónidas gegangen, als er noch dumm und naiv war, aber diese Zeiten waren vorbei. Um sich zu trösten und seine Wut zu bekämpfen, wollte er in einer Kneipe in der Calle Hospital, in der seit Längerem schon niemand mehr gestorben war, Meeresfrüchte essen. Vorher sprach er in der Ronda de San Antonio noch eine alte Hure an und fragte sie nach dem Befinden ihrer Tochter.
    Zwei Beamte der Mossos d’Esquadra verwarnten ihn:
    »Sie dürfen auf der Straße nicht über sexuelle Dienste verhandeln. Gehen Sie weiter oder wir müssen ein Bußgeld gegen Sie verhängen.«
    Méndez ging weiter.
    Nachdem Méndez die Meeresfrüchte und ein paar Gläser galizischen »trüben Wein« überlebt hatte, was schon Grund genug war, an Gott zu glauben, versuchte er sich an einer Zigarre Número Uno. Ein ehrenwerter Tabak, gemacht für das souveräne Volk und die resignierten Massen. In den letzten Jahrhunderten hatte das Volk zwar nichts erreicht, aber es konnte wenigstens in Frieden rauchen. Der Besitzer sagte, das Lokal sei sehr klein, und er müsse eine Strafe zahlen, wenn er das Rauchen erlaube, und die könne er nicht zahlen, nicht einmal wenn er seine Frau verkaufen würde. Méndez protestierte und am Ende warf der Wirt ihn hinaus.
    Wie schön, dass es in diesem Land keine Gesetze gibt, dachte er, während er auf der Straße rauchte. Er sah aus wie ein entlassener Beamter, die Taschen vollgestopft mit Büchern.

31
    Der bedeutende Journalist Amores, der nicht mal mehr Geld hatte, um Bücher zu kaufen, oder ein Taxi zu nehmen, und erst recht keins, um ein paar polnische Huren zum Essen einzuladen, die schworen, dass sie noch jungfräulich waren, grüßte Méndez respektvoll.
    »Gott zum Gruße, Zeñor Méndez. Möge allen in diesem Land Glück beschieden zein, in dem die Virtus glänzt und das am Ende ganz Europa vor Neid erblassen lassen wird.«
    »Mensch, Amores. Wie läuft die Arbeit?«
    »Ich mache Feldforschungen für die Nachrichten auf der Straße, Zeñor Méndez, damit ich nicht wegrationalisiert werde. Aber ich beklage mich nicht, denn es ist schlimmer, vor dem Haus der Bettberühmtheiten stehen zu müssen, um sie zu fragen, ob sie sich trennen, ob der Mann von Zoundso sich umgebracht oder ob die Tochter der beiden Pipi gemacht hat. Alles verkommt, Zeñor Méndez, der Beruf erstickt zwischen Präservativen, die eines Tages ins Museum kommen, und Zendungen über Béchamelsauce. Sogar der Brötchenjunge behauptet von sich, er sei Journalist, während die wahren Journalisten nachts leise weinen. Ich muss es ja wissen.«
    Und der Reporter Amores, an die großen Exklusivstorys vergangener Zeiten gewöhnt (Bürgermeister, die ein Sumpfgebiet zum Bauland erklären, und Minister, die ihren Dienstwagen verkaufen), ließ verbittert den Kopf auf Méndez’ Schulter sinken.
    Méndez tröstete ihn.
    »Kopf hoch, Amores. Wenn alle Huren des Landes die Geburt ihres Kindes ans Fernsehen verkauft und alle Stierkämpferfrauen ihren Mann mit einem Stier betrogen haben, wird das Land sich langweilen und zum Wesentlichen zurückkehren, also zum Bürgerkrieg, den Autonomiestatuten und der Einheit Spaniens. Dann wird es wieder Raum geben für Journalisten wie dich, auch wenn das einen Nachteil hat. Während das Land dumpf Bettgeschichten verfolgt, anstatt sich für unser historisches Schicksal zu interessieren, bringt keiner den anderen um, es sei denn mit einem Hornstoß, und der Tag geht rum. Wie es andersherum wäre, bleibt abzuwarten. Aber du bist gekommen, um mich etwas zu fragen, Amores. Also raus damit.«
    »Das stimmt, Zeñor Mendes. Ich habe überall nach Ihnen gesucht, bis ich Zie hier herumstehen sah.«
    »Das große Geheimnis der Kriminalbeamten ist das Herumstehen,

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