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Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman

Titel: Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francisco Gonz lez Ledesma
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Schlüssel zur Wohnung?«
    »Auch davon habe ich mir eine Kopie machen lassen, aber bis jetzt habe ich mich nie getraut hineinzugehen. Bestimmt hat der Besitzer das Schloss auswechseln lassen.«
    Nein, hatte er nicht. Wozu auch, wenn es keinen neuen Mieter gab? Der Schlüssel ließ sich erst nicht drehen, aber dann bewegte er sich in diesem Grund aus Eisen und Stille, dem stummen Schlund des Hauses. Die Tür ging auf, und es zeichnete sich eine Wand ab, die vom Abendlicht kaum erreicht wird, und auf der die Tropfen alter Rohrleitungen – die es vielleicht schon nicht mehr gab, einen schwarzen Fleck hinterlassen haben.
    Und die Möbel. Es stehen noch ein paar der alten Möbel da, David, der Besitzer muss wohl gedacht haben, sie mit zu verkaufen, sei besser, als sie aus der Höhle zu holen. Der Tisch im Esszimmer steht noch da, lächerlich klein, und ein Stuhl, nur einer, und der Vorhang – in dem Tausende von Insekten ihre Hochzeitsnacht gefeiert haben, hängt in Fetzen herunter, und da hängt das Eckregal für die Gläser, von denen dein Sohn eines, dein Lieblingsglas, David, zerbrach.
    Und du hast die Scherben aufgehoben. Und sie liegen immer noch in dem Eckregal, fein säuberlich aufgestapelt, denn darin steckt das Leben deines Sohnes. Der Staub hat dazu geführt, dass die Scherben in einer Puppe ruhen, aus der eines Tages – so hoffst du – ein Schmetterling mit Flügeln aus Zeit schlüpfen wird.
    Und der Flur. Und die kaputten Jalousien der Galerie, durch die ein Licht hereindringt, das die Jahre aufgefressen hat. Und das Schlafzimmer des Kindes, das jetzt leer steht, weil du alles mitgenommen hast, David, alles, alles, alles, als würdest du die Seele deines Sohnes mitnehmen. An der Wand Spuren vom Kopfende des Bettchens, die Haken, an denen der Vorhang hing, den der Junge eines Tages, als sein Leben alle Zimmer durchdrang, abriss, gesegnete Hände, die ausrissen, was sie zu fassen bekamen. Und auf einmal siehst du etwas, das dir vorher gar nicht aufgefallen war, die Spuren von Fingern, die Spur seiner Hand, die letzte Spur, die dort all diese Jahre, in den Nächten ohne Gespenster und den erinnerungslosen Abenden auf dich gewartet hat.
    Es ist die letzte Spur deines Sohnes.
    »Was ist mit dir?«
    David Miralles hatte plötzlich angefangen zu weinen.
    Der Flur von gerade mal sechs Schritten (durch den der Junge kreischend rannte), die auf wundersame Weise heil gebliebenen Scheiben der Galerie und ein Stück Innenhof und ein Stück Licht durch die kaputte Jalousie, ein Stück Geländer und daran zwei Blumentöpfe, die du, David, vor Jahren gegossen hast, Töpfe, in denen nichts mehr war, nichts, nicht einmal Würmer, denn die Verlassenheit hatte sie nach und nach aufgefressen.
    »Bitte, David, gib mir die Hand.«
    Aber David Miralles traute sich nicht, denn wenn er es täte, würde sie merken, dass seine Finger vor Trauer zitterten. Er hätte nie zurückkommen dürfen, nie. Er hätte sich von Mabel nicht überreden lassen sollen, die gesagt hatte, die einzige Möglichkeit, mit den Erinnerungen fertig zu werden, sei, sich ihnen zu stellen. Mabel würde nie verstehen, dass die Schatten bleiben und dass ein Mensch zweimal sterben kann.
    »Ich hätte das nicht tun dürfen. Verzeih mir.«
    »Mach dir keine Gedanken, Mabel.«
    Das größte Zimmer, mit dem Ehebett, war noch wie früher. David hatte nichts mitgenommen, natürlich nicht, denn dort befand sich das Einzige, das er nicht mitnehmen wollte, die Bruchstücke seiner Nächte. Auf dem mit Sicherheit auf Raten gekauften Bett lag noch eine Matratze, die ihre Farbe verändert hatte, aber noch vollkommen in Ordnung war, denn früher – dachte David – wurden sie noch von Hand gemacht, mit guter Schafswolle, man lieferte sie lächelnd für die Hochzeitsnacht an, und als Beweis für die Qualität legte der ein oder andere Matratzenhersteller auf ihr die Brautmutter flach.
    »War das euer Zimmer?«
    Mabels Stimme war kaum hörbar.
    »Ja.«
    »Aber du hast keine gute Erinnerung daran.«
    »Natürlich nicht.«
    Was soll ich dir sagen, Mabel? Du hast bestimmt auch keine gute Erinnerung an geschlossene Räume, an die Matratzen, auf die du dich legtest – vielleicht genau so eine wie diese –, und an die Betten, in denen schon hundert Frauen vor dir gelegen und ihnen einen Namen gegeben hatten. Jetzt ist es deine Hand, die zittert, Mabel, denn wenn ich gerade meinen Sohn sterben gesehen habe, hast du gerade das Kind mit den weißen Kniestrümpfen sterben sehen.
    »Du

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