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Der Todesbote

Der Todesbote

Titel: Der Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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Norden der Ukraine. Hier soll Anatolij Onoprienko fünf wehrlose Menschen in einem Auto getötet haben. Wie er dies tat, das will er an diesem sonnigen Tag demonstrieren. Als man ihn danach fragt, ob er denn den Beamten dokumentieren würde, wie die Tat abgelaufen sei, stimmt er sofort zu.
    In blauer Anstaltskleidung und einer Mütze auf dem Kopf sitzt er gelassen zwischen zwei Polizisten auf der Rückbank des Wagens des Staatsanwaltes und betrachtet genüsslich die Landschaft. Keiner im Fahrzeug redet ein Wort, bis der im Fond des Wagen sitzende Staatsanwalt seinen Fahrer fragt:
    »Sie kennen die Strecke und das Ziel unserer Reise?«
    »Selbstverständlich, Herr Staatsanwalt«, antwortet er auf die für ihn unverständliche Frage, da er Order hat, sich lediglich an die vor ihm fahrenden Fahrzeuge anzuschließen.
    Über zwei Stunden dauert die Fahrt. Auf der Landstraße nach Berdyansk-Dnierovskaya wird Onoprienko plötzlich hellwach. »Genau hier war es«, sagt er, und der Konvoi hält an.
    »Nun mal langsam, Onoprienko«, wendet sich der Staatsanwalt an ihn, der offensichtlich den Wagen verlassen möchte.
    »Schon gut«, wendet er ein und wartet ab.
    »Lassen Sie die Straße jetzt sperren, und sichern Sie sie im Umkreis von 200 Metern hermetisch ab. Alle Männer gehen auf ihre Posten. Wenn es so weit ist, verständigen Sie mich.«
    »Jawohl, Herr Staatsanwalt«, lautet die kurze Antwort.
    Der Fahrer verlässt den Wagen und macht sich an seine Arbeit. Zunächst wird der Verkehr in beiden Richtungen gesperrt. Vor allem bei den Fahrern des Fernverkehrs stößt dies auf erheblichen Widerstand.
    »Schon wieder Verkehrs- und Papierkontrolle?«, wollen sie wissen.
    »Nein, keine Kontrolle«, beruhigen die Beamten die aufgebrachten Fahrer. »Sie können jetzt eine Pause machen, die Straße wird für zwei Stunden gesperrt.«
    Die Lastwagen- und Personenkraftfahrer staunen nicht schlecht, als sie sehen, was sich nun auf der Straße abspielt.
    Die Männer der Miliz springen aus ihren Fahrzeugen und riegeln das Gelände weiträumig ab. Jeder von ihnen hält ein Schnellfeuergewehr oder eine Maschinenpistole im Anschlag.
    Eine Polizeistaffel mit Schäferhunden postiert sich an den neuralgischen Punkten. Dazwischen befindet sich die völlig leere Landstraße, die nur von blattlosen Alleebäumen eingegrenzt ist.
    Die Autofahrer sind außer sich. Sie denken an ihre Termine, die sie einhalten müssen. Als der Staatsanwalt dies bemerkt, gibt er Order: »Lassen sie den Verkehr wechselseitig einspurig vorbeifahren. Sorgen Sie dafür, dass dies einigermaßen in Ordnung geht.«
    Weiter befiehlt er seinem Fahrer, das Fahrzeug an die genaue Stelle des Tatortes zu fahren.
    »War es hier?«, fragt der Staatsanwalt Onoprienko.
    »Ja«, gibt er knapp zur Antwort.
    »Stellen Sie den Wagen hier ab«, ordnet er an, und Onoprienko und die zwei ihn begleitenden Beamten verlassen das Fahrzeug.
    Es ist 11.47 Uhr, als der Staatsanwalt mit der Tatortrekonstruktion beginnt.
    »Sind Sie bereit uns zu zeigen, wie die Tat damals abgelaufen ist?«, fragt man Onoprienko.
    »Ja, das habe ich doch schon mit ihnen besprochen«, erwidert er unwirsch.
    Schnell wird Onoprienko von den Fernfahrern erkannt.
    Niemand von denen, die es gerade noch so eilig hatten, will seine Fahrt nun fortsetzen. Alle stoppen, und der Verkehr kommt endgültig zum Erliegen. Gespannt verfolgen sie die Szenen, die sich nun abspielen.
    Nach einiger Zeit beginnt der Staatsanwalt mit der Befragung des Tatverdächtigen Onoprienko. Er zeigt auf das Fahrzeug, mit dem Onoprienko an den Tatort gebracht wurde, und sagt: »Stellen Sie sich vor, das wäre das Fahrzeug, das Sie überfallen haben. Der Wagen ist, wenn ich richtig informiert bin, dieselbe Marke. Erzählen Sie uns, wie das damals abgelaufen ist mit den fünf Insassen, die Sie getötet haben. War es genau an dieser Stelle?«
    »Ich kann mich an diesen Tag noch sehr genau erinnern, es war genau an diesem Ort«, bestätigt er und berichtet munter weiter: »Hier endete die Reise für die fünf Menschen. Ihr Ziel hatten sie erreicht. So wurden sie ungewollt zum Objekt meiner wissenschaftlichen Studien. Das war ihr Pech oder ihr Glück, ganz wie Sie wollen«, schildert er ungerührt.
    »Hatten die Insassen des Fahrzeuges eine Pause gemacht, oder warum hat der Fahrer den Wagen an dieser Stelle angehalten?«
    »Ich habe eine Panne vorgetäuscht und ihnen mit den Händen gewunken.«,
    »Wie gewunken?«, fragt der Staatsanwalt verblüfft.
    »Na,

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