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Der Todesbote

Der Todesbote

Titel: Der Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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erschlägt er mit einem Hammer. Sie werden bis zur Unkenntlichkeit entstellt.
    Auch die Familie Bodnarchuk in Malina Lvivskaya entgeht dem Killer nicht. Onoprienko erschießt zunächst die Eltern, anschließend schlägt er die Kinder mit einer Axt in Stücke.
    Noch am selben Tag, nur wenige hundert Meter entfernt, überfällt er erneut eine Familie. Gnadenlos metzelt er sie nieder und verstümmelt die Leichen.
    Onoprienko fällt in einen Blutrausch ohnegleichen. Seine Taten werden immer brutaler und der Zeitraum zwischen den Taten immer kürzer. Er tötet, vergewaltigt und schändet die auf grauenhafte Art entstellten Leichen. Er schreckt vor nichts mehr zurück. Gnade kennt er nicht. Um seiner Verlobten Schmuck mitbringen zu können, schneidet er seinen Opfern die Finger ab. Ohrringe reißt er einfach ab. Meist werden die Opfer
    – selbst bei eisiger Kälte – barfuss aufgefunden. Was er an Beute findet, nimmt er an sich. Spielsachen, Videorekorder und elektrische Geräte, mit Blut erkauft, werden zu Geschenken auf dem Gabentisch seiner »Lieben«.
    Sein »Jagdgebiet« weitet sich immer mehr aus. Nach seiner wehrlosen »Beute« sucht er inzwischen ziellos im ganzen Land wie ein reißendes Tier. Es gelingt ihm, ein ganzes Land zu terrorisieren und in Angst und Schrecken zu versetzen. Seine Mordserie schockiert die Bevölkerung in einem Maße, dass ein Aufschrei des Entsetzens bis in die Hauptstadt des Landes hallt.

Ein Dorflehrer erinnert sich
    Welche Rolle Anatolij Onoprienko gerade spielt, in welchem Film er sich gerade fühlt, niemand weiß es genau. Was der Wahrheit entspricht, sind seine Taten.
    In dem kleinen Dorf Bratkovichi nahe der polnischen Grenze schlägt der Mörder Onoprienko besonders brutal zu. Kurz vor der Jahreswende 1995/1996 ermordet er hier in nur zwei Monaten insgesamt zwölf Menschen, darunter drei Kinder.
    Anschließend setzt er die Häuser in Brand.
    Der Dorflehrer Wladimir Stepanowitsch wurde Zeuge und hörte die tödlichen Schüsse vom 12. Dezember 1995. Heute noch erinnert er sich: »Ich stand an dem kleinen Bahnhof und habe mich mit einem Bekannten unterhalten. Plötzlich hörten wir, Baff, Baff, mit einem riesigen Echo. Doch keiner von uns beiden wusste, was das war. Erst später sagte man uns, dies waren die ersten Schüsse des Mörders, der zwölf Menschen in unserem Ort getötet hat. Immer wieder muss ich daran denken, dass dieser Killer im selben Zug wie wir mitfuhr. Ich habe ihn nicht bewusst wahrgenommen, doch ich kann einfach nicht vergessen, dass er mir im Zug gegenüber gesessen haben könnte.«
    »Was haben Sie damals gedacht?«, fragt man ihn.
    Er zieht die Schultern in die Höhe: »Was denkt man schon, wenn man einen Schuss hört. Wer denkt denn da an ein Verbrechen. Ich dachte, die Jagdsaison sei eröffnet worden und jemand schießt auf die Wildhasen. Das ist doch bei uns in der Gegend ganz normal.«
    An keinem anderen Ort der Ukraine brachte Onoprienko so viele Menschen um wie in Bratkovichi. Die Morde haben seither das Leben in dem 3.000 Seelen zählenden Dorf verändert.
    Fast jeder hier kennt die Toten, war mit ihnen befreundet oder verwandt. Auch drei Jahre nach dem blutigen Winter können viele Bewohner noch nicht vergessen. In dem einzigen Friedhof des Ortes wurden die Toten bestattet. Die Gräber der Opfer werden fast täglich besucht – nicht nur von Verwandten.
    Die Menschen denken häufig zurück an den Tag, an dem ihre Lieben zu Grabe getragen wurden. Sie sehen ihre Bilder verewigt in den Grabsteinen. Noch immer hoffen sie darauf, dass sie auch in Zukunft die Kraft haben werden, den Schmerz der Trauer zu ertragen und den Sinn dieses unnötigen Leidens verstehen zu lernen. Das wahnwitzige, für sie nicht nachvollziehbare Töten hat sich als festes Bild in ihre Herzen eingeprägt. Sie suchen Trost in der Trauer, die sie doch niemals finden können. Sie pilgern fast täglich an die Gedenkstätten, die ihren Schmerz unvergessen werden lässt.
    So sieht man eine alte Frau täglich am Grab ihrer Verwandten, und sie kann nach all den Jahren noch immer nicht verstehen, warum gerade ihr so viel Elend zugestoßen ist.
    Vorwurfsvoll gegen den, der ihr dieses Leid angetan hat, fragt sie sich immer wieder: »Wofür hat er meine Verwandte umgebracht? Sie hatte nur 18 Kopeken in der Tasche. Zu diesem Zeitpunkt hat sie gerade auf dem Markt eingekauft. Sie ging mit einer vollen Haushaltstasche durch das Dorf. Man konnte sehen, sie kam vom Einkaufen. Wer hat nach dem Einkaufen

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