Der Todesbote
auch nicht.«
Ein Beamter der Miliz nimmt Onoprienko wütend den
»Spaten« weg, den er noch immer wie eine Trophäe hält. Er legt ihm ein zweites Paar Handschellen an, vielleicht ein wenig eng, denn Onoprienko protestiert lautstark. Doch keiner der Beamten nimmt dies zur Kenntnis, und Onoprienko ist wütend.
Wenn man das Polizeifoto vom Tatort mit den Ausführungen Onoprienkos vergleicht, kann man erahnen, wie oft er mit dem Spaten auf diese Frau eingeschlagen hat. Der Körper der jungen Frau wurde bis auf wenige Zentimeter in zwei Teile getrennt. Wenn man ihn bei der Demonstration beobachtet, hat man das Gefühl, er würde es gerne ein zweites Mal tun.
Unaufgefordert fährt er mit seiner Schilderung des Tatablaufes fort.
»So wie die Frau dalag, in zwei Hälften geteilt, das gefiel mir. Man konnte alle Innereien sehen. Ich habe dabei eine große Erkenntnis über den menschlichen Körper gewonnen. Es ist leicht, einen menschlichen Körper zu durchtrennen. Doch sich dann die Zeit zu nehmen, alles zu analysieren und zu verstehen, ist viel schwieriger. Schade, dass keine der Frauen, die ich tötete, schwanger war. Das hätte mich fasziniert … Ich hätte es für sie geboren. Ich hätte dem Ungeborenen das Leben eingehaucht und es, wenn auch nur für kurze Zeit, zum Leben erweckt. Ich denke, ich hätte das Leben dieses Ungeborenen mir selbst geschenkt. Als eine Ausgeburt des Bösen. So wie ich dem Bösen gehöre.«
Dies ist die schreckliche Tatbeschreibung Onoprienkos, die er auch unumwunden vor Gericht wiedergibt. Viele der Zuhörer im Gerichtssaal brechen in Tränen aus, als sie diese Aussage hören.
Ob er seine Opfer erschoss, erwürgte, erstach oder mit der Schaufel erschlug – Onoprienko demonstrierte alles bereitwillig. Und ohne Gefühlsregung. Seine Demonstrationen der Tatabläufe wurden zu Dokumenten des Grauens.
Der Drang zu morden verzehrte ihn und steigerte sich, angetrieben von der gierigen Besessenheit, alles zu vernichten, was ihm in die Quere kam. Seine Massaker folgen immer demselben Muster. Onoprienko stürmt abgeschiedene Häuser noch vor dem Morgengrauen, treibt die Familienmitglieder zusammen und tötet sie auf grauenhafte Weise. Er schwelgt zunehmend in den Fantasien, aus unbändigem inneren Hass heraus gegen alles, was er nie erleben durfte. Familiäre Geborgenheit, elterliche Liebe – das hatte er selbst nie erfahren.
Seine grauenhafte Blutspur zieht sich wie ein roter Faden über das ganze Land. In Zhitormirskaya tötet er zum ersten Mal. Seine ersten Opfer sind ein Forstwirtschaftslehrer namens Zaichenko, dessen Ehefrau und die gemeinsamen zwei kleinen Söhne. Nur wenige Tage später sucht er die Familie Kryuchkov heim. Auch hier löscht er eine ganze Familie aus. Vier Menschen müssen an diesem Tag auf bestialische Weise ihr Leben lassen. Um die Spuren seiner Tat zu verwischen, zündet er das Heim der Familie an. Onoprienko muss fliehen. Ein Passant namens Malinsky beobachtet ihn bei der Tat. Um sich seiner Identifizierung zu entziehen, streckt Onoprienko den Zeugen auf offener Straße nieder.
Die beiden Geschäftsleute Dolinin und Odintsov sitzen in ihrem Wagen außerhalb von Energodar Zaporozhskaya fest.
Sie hatten eine Panne und warten auf Hilfe. Als der Killer die beiden sieht, erschießt er sie, um sie dann auszurauben. Nun hat er ihr Geld, ihren Schmuck und das Auto. Die Leichen wirft er in den Straßengraben.
Noch in derselben Nacht gibt es weitere Opfer im nahe gelegenen Vasilyevka-Dnieprorudny, einen Fußgänger namens Garmasha und den Polizisten Pybalko. Auch hier streckt der Täter die beiden mit mehreren Schüssen aus seinem Schrotgewehr ohne Vorwarnung und ohne ersichtlichen Grund nieder.
Auch drei andere Männer erleben den darauf folgenden Tag nicht. Sie parken nur kurz an der Landstraße nach Berdyansk-Dnieprovskaya. Sie wollen sich ausruhen und fallen dem gnadenlosen Killer in die Arme. Wieder schießt er ohne Vorwarnung, tötet und beraubt sie.
In Fastova/Kievskaya tötet Onoprienko eine 28-jährige Krankenschwester, ihre beiden Söhne und einen Bekannten.
Die junge Frau wird vor den Leichen des Freundes und ihrer beiden Söhne auf abartige Weise vergewaltigt. Erst dann darf die Schwerverletzte sterben. Onoprienko »erledigt« das mit einem gezielten Stich in das Herz der jungen Frau.
Als Nächstes muss die Familie Dubchak in ihrem Haus in Olevsk ihr Leben lassen. Bei diesem Überfall erschießt der Täter Vater und Sohn. Die Mutter und die Tochter
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