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Der Todesbote

Der Todesbote

Titel: Der Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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sicher nicht, sonst hätte ich sofort noch einmal geschossen. Nur damit sie ruhig ist.«
    »Wie verhielt sich die Frau dann?«, will eine Staatsanwältin von Onoprienko wissen. Bewusst vermeidet sie das Wort Opfer.
    »Sie lief noch in das Haus. Nein besser, sie schleppte sich hinein. Wollte sich wohl vor mir verstecken. Da bin ich auf die Terrasse gegangen. Dort lehnte ein Spaten an der Hauswand.
    Ich nahm mir den Spaten und rannte ebenfalls in das Haus.«
    Da schaltet sich die Staatsanwältin noch einmal ein und fragt ihn: »Was wollten Sie denn mit dieser Schaufel? Sie hatten doch ein Gewehr bei sich?«
    Onoprienko überlegt nur kurz und sagt: »Ich wollte auf keinen Fall, dass man noch mehr Schüsse hören könnte. Das sagte ich ja schon. Ein Spaten tötet leise, und viel brauchte die Frau ja nicht mehr, um still zu bleiben. Daher war es gar nicht mehr nötig, weitere teuere Munition zu verpulvern.«
    »Was haben Sie dann getan?«
    »Ich lief in das Haus und suchte nach ihr. Doch ich musste sie nicht lange suchen. Sie lag am Fußboden im Wohnzimmer.
    Sie wimmerte so furchtbar, und das ging mir auf die Nerven.
    Ich wollte, dass sie ruhig ist.«
    Onoprienko betritt das Haus und geht auf ein kleines Zimmer im Erdgeschoss zu. Die Beamten folgen ihm. Nur die Staatsanwälte und die leitenden Ermittlungsbeamten haben Platz in dem kleinen Raum.
    Onoprienko wartet nicht auf weitere Fragen und fährt fort:
    »Dann habe ich den Spaten genommen …«
    Die Staatsanwältin unterbricht ihn: »Warten Sie, wir holen die Strohpuppe und einen Spaten her.«
    Man holt die Strohpuppe von der Terrasse und gibt Onoprienko einen »Spaten«, dessen Klinge aus Pappe gestaltet ist. Er zeigt sich überrascht, wie gut alles vorbereitet ist.
    Onoprienko legt die Gewehrattrappe auf das Sofa und umfasst den Spaten mit beiden Händen.
    Ein Beamter nimmt die Strohpuppe und fragt Onoprienko:
    »Wo haben Sie die junge Frau dann gefunden? Zeigen sie es mir.«
    Onoprienko muss nicht lange überlegen. Seine Antwort kommt spontan.
    »Hier vor dem Sofa hat sie gelegen. Sie hat sich so zusammengekrümmt und gejammert, als sie mich sah. Ich weiß auch nicht warum«, sagt er mit einer unglaublichen Ironie in der Stimme.
    »Was haben Sie dann mit diesem Opfer gemacht?«, will die Staatsanwältin wissen, während sie das Polizeifoto, das man beim Auffinden des Opfers gemacht hat, mit zittriger Hand betrachtet. Es ist dieselbe Stelle, dasselbe Zimmer in diesem Haus, in dem der Täter den Tathergang beschreibt.
    »Ich sah, dass die Frau Angst vor mir hatte, als sie mich mit dem Spaten vor sich sah, sehr große Angst sogar. Das gefiel mir. Aber sie schrie nicht, sie hat nur immer gejammert. Ich dachte, dass sie große Schmerzen hat, da sie sich ständig an die Einschussstelle fasste. Der Schuss alleine reichte wohl nicht aus, um diese Frau zu töten. Ich überlegte, wie ich sie töten sollte. Dass Sie sterben musste, war für mich klar. Aber wie?
    Schießen wollte ich nicht mehr, und ein Messer fand ich in der Eile nicht. Was sollte ich also tun? Ich hatte ja den Spaten.
    Noch immer lag sie auf der Seite. Plötzlich ganz ruhig. Sie wollte sich wohl tot stellen, doch ich merkte, dass sie noch lebte. Immer wieder sah sie mich von der Seite an. Glaubte wohl, ich würde sie in Ruhe lassen. Aber das konnte ich doch nicht.«
    Dabei nimmt er den »Spaten« und hebt ihn in die Höhe.
    Onoprienko spürt das Entsetzen seiner Begleiter. Er will demonstrieren, wie die Tat aus seiner Sicht ablief und fährt fort: »Als die Frau so da lag, beschloss ich, sie mit dem Spaten in der Mitte ihres Körpers auseinander zu teilen. Ja, genau in der Mitte, so beim Bauchnabel ungefähr. Doch als sie den Spaten in der Höhe und über sich sah, begann sie plötzlich zu schreien. Sie versuchte den Hieben mit dem Spaten auszuweichen. Aber nur bei den ersten Schlägen versuchte sie sich noch zu wehren. Je mehr sich ihr Körper teilte, umso ruhiger wurde sie.«
    Es ist still in diesem Raum, als Onoprienko immer wieder auf die Strohpuppe einschlägt.
    »Fast hätte ich vergessen«, fällt Onoprienko dabei ein, »sie habe ich nicht angerührt, obwohl sie noch jung war. Aber ich glaube, ich habe mit dem Spaten nicht immer richtig getroffen.
    Die Därme quollen aus ihrem Leib und das Blut floss in Strömen. Ich muss sie wohl einmal am Kopf getroffen haben, denn das ganze Gesicht war blutverschmiert. Der Körper der Frau war unansehnlich und nicht gerade einladend. Fast eklig.
    Das wollte ich dann

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