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Der Todesbote

Der Todesbote

Titel: Der Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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noch viel Geld in der Tasche? Der Täter hätte erst nachschauen sollen und sehen sollen, was sich darin befand, und ob ihm das etwas bringen würde. Milch und Brot, war das der Grund, einen jungen Menschen umzubringen? Warum hat er das getan? Ich kann es noch immer nicht begreifen. Ich weine jedes Mal, wenn ich hierher komme. Ich küsse diese Erde und weine, sobald die Erinnerungen kommen.«

    Eltern trauern um ihre Kinder und um
    ihre älteste Enkeltochter

    Den Friedhof in Bratkovichi besucht auch Jaroslav Galuscka fast täglich. Der Mörder nahm ihm den Schwiegersohn, die Tochter und das älteste Enkelkind. Für ukrainische Verhältnisse hat es der Mann weit gebracht. Ein modernes Zweifamilienhaus, wie er es besitzt, zählt schon zum Luxus.
    Doch dieses Gefühl der menschlichen Zufriedenheit, seinen Kindern etwas geschaffen zu haben, gehört der Vergangenheit an. Trauer ist eingekehrt, seit ein Mann dieses Haus betrat: Anatolij Onoprienko.
    Weinend stapft der alte Mann durch den tiefen Schnee zu einem schmucken, noch nicht verputzten Zweifamilienhaus. Er öffnet die Haustüre und zeigt die Parterrewohnung, in der das Verbrechen geschah. Es scheint, dass er die Wohnung im Erdgeschoss schon längere Zeit nicht mehr betreten hat. Sie ist nur noch zum Teil eingerichtet. Er betritt die Küche. An der mit Glas gefüllten Türe und am Rahmen sieht man, dass hier Brandschäden ausgebessert wurden. Weinkrämpfe überfallen den alten Mann.
    Er stammelt: »Meine Kinder, meine armen Kinder.«
    Dabei zeigt er auf den Holzfußboden, der noch immer die großen Brandflecken aufweist.
    »Hier lag mein Schwiegersohn, neben ihm meine Tochter und an ihrer Seite das älteste Kind. Hier mussten sie ihr junges Leben lassen. Sie hatten noch so viel vor. Meine Tochter war sehr glücklich. Sie wollte noch viele Kinder. Auch mein Schwiegersohn, mit dem ich mich sehr gut verstand. Er war ein sehr fleißiger Mann. Da konnte ich mir sicher sein, dass es meiner Tochter und meinem Enkelkind nie schlecht ergehen würde. Immer wieder sehe ich mir ihre Bilder an. Erst heute weiß ich so richtig, dass meine Tochter sehr glücklich mit ihrem Mann und mit ihrer Familie war.«

    Plötzlich kommt Wut in ihm auf. Sein Tonfall verändert sich schlagartig von einer Sekunde zur anderen. Er zeigt auf eine Kommode in der Ecke des Raumes, in der noch immer mehrere Einschusslöcher von einem Gewehr zu sehen sind. »Dieses Biest hat nicht direkt getroffen und viel im Zimmer herumgeschossen. Hier sind noch Spuren von dieser Bestie«, stellt er verbittert fest.
    Von der Küche aus kann man in das Wohnzimmer sehen, oder in das, was davon noch übrigblieb. Der Fußboden wurde herausgebrochen. Auch die Türe samt der Zarge. Wiederum hat Onoprienko Feuer gelegt, nachdem er fast eine ganze Familie ausgerottet hat.
    Wer das Polizeivideo, das nach der Tat aufgenommen wurde, sieht, versteht, dass dieser Vater sein ganzes ihm verbleibendes Leben mit diesem Ereignis nicht fertig werden kann.
    In der halb verkohlten Wohnung liegen die getöteten Menschen am Boden. Der Boden ist mit Blut getränkt. Der Ehemann trägt ein rotes Unterhemd, das Gesicht und die Arme sind durch die Einschüsse blutverkrustet. Neben ihm hat sich eine riesige Blutlache gebildet. Seine junge dunkelhaarige Frau trägt eine blaue Jacke und Stiefel, der Rock ist über ihren Bauch hochgezogen, die Beine angewinkelt in einer eindeutigen Stellung. Daneben sieht man auf einer Liege das Mädchen. Das 10-jährige Kind trägt nur noch ein gelbes T-Shirt, das auch bis zur Brust hochgeschoben wurde. Diese Bilder wurden aufgenommen am 23.3.1996, an dem Tage, an dem das Verbrechen geschah.
    Geschossen hat Onoprienko mit Schrot. Spätabends hat er geklingelt. Als die Türe aufging, hat er sofort geschossen. Auf jeden, den er zu sehen bekam. Seine Opfer überraschte er zum Teil im Schlaf. Wenn sie nicht gleich tot waren, erwürgte er sie oder stach sie mit einem Messer nieder. Dann steckte er das Haus in Brand, um die Spuren seines Tötens zu vernichten. Die Fotos der Miliz, die nach der Tat aufgenommen wurden, zeigen ein Bild des Grauens.
    Auf dem Herd stehen noch Töpfe, alle mit mehreren Einschusslöchern. Im Wohnzimmer ist die ganze Einrichtung verbrannt, die Wände sind noch immer rußgeschwärzt. Die Fensterscheiben sind herausgebrochen. Der Fußboden glimmt noch immer. Alle Schränke und Schubladen wurden durchwühlt. Was der Täter nicht brauchen konnte, liegt auf dem Boden verstreut.
    Dann führt der Mann

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