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Der Todesengel von Florenz

Der Todesengel von Florenz

Titel: Der Todesengel von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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das.
    Seit Jahren versuchte nun Pater Angelico, dieses schändliche Unrecht mit bescheidenen Mitteln, aber beharrlicher Entschlossenheit zu bekämpfen, indem er immer wieder Sklaven freikaufte. Dabei trat er jedoch nicht selbst in Erscheinung, und das aus guten Gründen. Niemand durfte wissen, schon gar nicht Prior Bandelli, dass er von dem Geld für Materialien, das er sich für die Anfertigung eines Tafelbildes oder eines Freskos aushändigen ließ, immer einiges für seine heimliche Mission abzweigte und aufsparte. Manchmal waren es nur ein paar Kupfermünzen, dann wieder ein, zwei Silberstücke und selten einmal ein Goldflorin. So konnte es manchmal ein, zwei Jahre oder länger dauern, bis genug Geld für einen Freikauf zusammenkam.
    Wer als Nächstes aus der Sklaverei befreit werden sollte, diese Entscheidung hatte er von Anfang an Gershom Jezek überlassen. Zu schwer war ihm die Bürde, die mit einer solchen Entscheidung einherging. Zudem steuerte sein Freund stets einiges zu den vierzig, fünfzig oder gar mehr Goldflorin bei, die ein Freikauf je nach Alter, Arbeitskraft und Ausbildung der betreffenden Person kostete.
    Mit dem Besitzer Kontakt aufzunehmen und den Preis auszuhandeln, das lag dann in der Hand des Sensale Fantino Durante. Der Mann war als gewiefter Notar und Makler im Sklavenhandel bestens bekannt. Ihn interessierte nicht, warum jemand einen Sklaven oder eine Sklavin freikaufen wollte, solange er nur seine Provision einstreichen konnte. Sklaven waren für ihn Waren wie Mehlsäcke, Stoffballen oder Fässer voll Wein, mit denen Geld zu verdienen war.
    Gershom Jezek lächelte. »Der Handel ist unter Dach und Fach. Brunaccio hat gemerkt, dass Durante nicht geblufft hat und nicht mehr aus ihm herauszuholen ist. Cione kommt frei.«
    »Bei Gott, das ist eine gute Nachricht!«, rief Pater Angelico.
    »Jetzt müssen wir bloß noch eine Arbeitsstelle für ihn finden. Der Getreidehändler denkt natürlich nicht daran, ihn in seinen Diensten zu behalten, denn dann müsste er ihm ja Lohn zahlen. Lieber kauft er sich für dreißig Florin wieder einen jungen Sklaven und lernt den als Hilfsschreiber in seinem Kontor an.«
    »Cione eine Anstellung als Hilfsschreiber zu verschaffen dürfte bei seinen Fähigkeiten nicht allzu schwer sein«, sagte der Dominikaner zuversichtlich.
    Gershom Jezek pflichtete ihm bei. »Aber jetzt erzählt, was es mit den Rovantini und dem Boten aus dem Bargello auf sich hat!«
    Augenblicklich erlosch der freudige Ausdruck auf Pater Angelicos Gesicht, und ein dunkler Schatten fiel über seine Züge, so als habe sich eine Wolkendecke vor die Sonne geschoben. »Pater Nicodemo, ein wahrhaft frommer und aufrechter Mann aus meinem Kloster, ist vergangene Nacht ermordet worden. Man hat seine geschändete Leiche heute Morgen in der Via Sant’Anna gefunden«, antwortete er, und er hatte keinen Grund, Gershom Jezek auch nur ein Detail der grässlichen Tat zu verschweigen. Ganz davon abgesehen, dass der Freund früher oder später doch davon erfahren würde.
    »Heilige Menora!«, stieß der Pfandleiher bestürzt hervor. Mit wachsendem Entsetzen hörte er zu, als Pater Angelico berichtete, auf welche Art der Mörder den Leichnam verstümmelt hatte und von welch ruchlos verleumderischer Art die Botschaft war, die er mit der Tarotkarte und dem Hinweis auf die Stelle im Buch Levitikus hinterlassen hatte. Dann fragte er fassungslos: »Was kann der Täter bloß für einen Grund für sein Verbrechen und diese ebenso bösartige wie haltlose Bezichtigung gehabt haben, wo Ihr doch absolut sicher seid, dass Euer Klosterbruder gänzlich unschuldig war?«
    Ratlos zuckte Pater Angelico die Achseln. »Das Böse braucht keinen Grund, nur günstige Gelegenheiten, Gershom«, sagte er bitter, griff zu seinem Becher und kippte den Wein hinunter. Es half nicht viel gegen die ohnmächtige Wut.
    Sie redeten noch eine Weile, dann musste Gershom Jezek zurück in seinen Laden in der Via Mensano. Er erwartete einen wichtigen Kunden.
    Kurz nachdem der Hebräer das Giardino verlassen hatte, kehrte auch schon Bruder Bartolo zurück.
    »Ganz wie Ihr vermutet habt, Meister!«, rief er mit grimmiger Genugtuung, kaum dass er die Tür vom Schankraum zum Garten aufgestoßen hatte. »Mit Ser Aurelio steht alles zum Besten. Niemand im Haus der Rovantini hat einen Boten nach San Marco geschickt und um Pater Nicodemos geistlichen Beistand gebeten! Man war höchst schockiert, davon zu hören, dass der Mörder den Namen Rovantini

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