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Der Todesengel von Florenz

Der Todesengel von Florenz

Titel: Der Todesengel von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Meisters auszuhändigen.«
    »Das dürfte den Sensale ja gehörig gewurmt haben!«
    »Ja, und zwar so sehr, dass er Cutolo nach dem Krawall mit Bartolomea auf der Stelle entlassen und aus dem Haus geworfen hat«, berichtete der Commissario und fügte mit beißendem Spott hinzu: »Was allerdings ein noch viel gröberer Fehler war. Denn der Bursche hat sich für den Rausschmiss, den er als bittere Ungerechtigkeit empfunden hat, umgehend gerächt. Und zwar hat er ausgeplaudert, dass sein einstiger Arbeitgeber gleich drei reiche Florentiner an der Hand hat, die ihn umschmeicheln, damit er ihnen das Eckhaus verkauft und auch noch die drei angrenzenden Häuser zu einem günstigen Preis beschafft.«
    Pater Angelico zog die Brauen hoch. »Der Mann tanzt auf drei Hochzeiten gleichzeitig? Da dürfte ihm einiger Ärger ins Haus stehen.«
    »Solange der eine nichts vom anderen wusste, ging Landozzis Spiel ja auf. Aber nun, da die Karten auf dem Tisch liegen, hat er in der Tat kräftig zu rudern, um bei den Wellen der Empörung den Kopf über Wasser zu halten«, bestätigte Scalvetti. »Was ihn vor allzu übler Beschimpfung bewahrt, ist wohl die Tatsache, dass er mit dem Eckgrundstück immer noch einen veritablen Trumpf in der Hand hält. Bei allem Groll – wirklich verderben wollen es sich die Herrschaften mit ihm vorerst nicht, wenn ich recht informiert bin.«
    Was wohl bei Euch außer Frage steht, dachte Pater Angelico und fragte: »Wisst Ihr auch, um wen es sich bei den drei Signori handelt?«
    Tiberio Scalvetti nickte. »Genau genommen sind es nur zwei, der Bankherr Matteo Brancoletti und Jacopo Forlani, dem einige prächtig laufende Ziegeleien und ein Steinbruch gehören. Den Dritten, Umberto Rovato, können wir außer Acht lassen. Der befindet sich seit einigen Monaten außer Landes, nämlich in Amsterdam, wo er eine neue Niederlassung aufbaut und Verbindungen knüpft.«
    Die Namen Matteo Brancoletti und Umberto Rovato sagten Pater Angelico etwas. Ersterem gehörte eines der namhaftesten und kapitalstärksten Bankhäuser der Stadt, während der andere einer vornehmen und alteingesessenen florentinischen Familie entstammte. Die Rovatos hatten einst von umfangreichem Grundbesitz außerhalb der Stadt gelebt, aber früh genug erkannt, dass der Kaufmannschaft und dem Handel die Zukunft der klingenden Münze gehörte. Mit dem Namen Jacopo Forlani hingegen wusste er weniger anzufangen, wenngleich er ihm schon zu Ohren gekommen war.
    »Wer ist dieser Jacopo Forlani, Commissario?«
    »Ein Neureicher, der zwar ehrgeizig danach strebt, bald auch Signore genannt und zu höheren Staatsämtern zugelassen zu werden. Zugleich hat er aber noch gegen den strengen Stallgeruch eines Emporkömmlings von zweifelhafter Herkunft zu kämpfen«, sagte Scalvetti. »Der Mann ist in den letzten Jahren überraschend schnell zu erstaunlich viel Geld gekommen, indem er Söldnerheere mit Proviant, Pferden und anderer Ausrüstung versorgt hat. Wobei seine Geschäftspraktiken, wie man sich erzählt, so anrüchig und undurchsichtig waren wie seine Herkunft.«
    »Genau besehen hätten wir mit diesen beiden Männern, die sich demnächst mit einem Palazzo selbst ein Denkmal setzen wollen, doch zwei Verdächtige«, sagte der Dominikaner vorsichtig, wusste er doch, dass seine These kühn war. »Ein Motiv wäre ihnen jedenfalls nicht abzusprechen.«
    Scalvetti, der gerade hatte trinken wollen, musterte ihn über den Rand seines Bechers hinweg mit einem Ausdruck zwischen Zustimmung und Ungläubigkeit. »Wisst Ihr, was Ihr da sagt?«
    »Nun, was ich sage, ist erst einmal nichts weiter, als dass bei den beiden nicht nur die Frage nach dem ›Cui bono?‹ beantwortet wäre«, erwiderte Pater Angelico gleichmütig, »sondern dass man wohl auch mit Fug und Recht davon ausgehen kann, dass sie des Lesens und Schreibens mächtig sind, eine Bibel sowie mit Sicherheit einige hübsche Ringe mit Wappen und Siegel besitzen und ebenso fraglos einiges vom Rechnungswesen verstehen. Mehr sage ich nicht.«
    »Aber wenn Ihr es laut sagt, kann es Euch den Kopf kosten, Padre! Selbst ich könnte es nicht ungestraft wagen, diese Männer auch nur entfernt mit den Morden in Verbindung zu bringen!« Scalvetti hatte unwillkürlich die Stimme gesenkt, obwohl sich niemand in ihrer Nähe aufhielt und es in der Schankstube alles andere als leise zuging. »Wir reden hier von Matteo Brancoletti, der nicht nur schon zweimal in den Priorenrat der Signoria gewählt worden ist, sondern auch im Haus

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