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Der Todesflieger

Der Todesflieger

Titel: Der Todesflieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Wand, um nicht umzukippen.
    Die Wand gab nach. Er wirbelte herum, und ein Hoffnungsschimmer glomm in seinen Augen auf.
    Eine der Holzlatten hatte sich gelockert und hing seltsam schief herab. Wie wild riß er an ihr, bog sie nach vorn und nach hinten, bis endlich die rostigen, altersschwachen Nägel nachgaben. Hastig zerrte er das einen Meter lange und vielleicht drei Zentimeter starke Brett aus der Wand. Hoffentlich war es noch nicht zu spät. Pitt schwang das Brett über den Kopf, und mit einer letzten verzweifelten Kraftanstrengung ließ er es auf Darius’ Nacken niedersausen.
    Die morsche Latte zersplitterte in tausend Stücke. Darius zeigte sich von dem Hieb ähnlich beeindruckt wie von einem freundschaftlichen Klaps auf die Schultern. Er wendete nicht einmal den Kopf, ließ nur kurz Giordino los und wischte Pitt mit einem gewaltigen Rückhandschlag einfach beiseite. Der Schlag traf Pitt genau in die Magengrube. Pitt torkelte zurück gegen die Tür und sank langsam zu Boden.
    Irgendwie gelang es Pitt, sich noch einmal am Türgriff hochzuziehen. Schwankend stand er da. Er fühlte und dachte nichts mehr; weder spürte er den Schmerz in seinem Rücken noch bemerkte er das Blut, das ihm von neuem durch den Verband sickerte. Sein Blick war starr auf Giordinos Gesicht gerichtet, das allmählich blau anlief. Einen Versuch konnte er noch wagen; es würde der letzte sein. Plötzlich fielen ihm die Worte eines Marineoffiziers wieder ein, den er einst in einer Bar in Honolulu getroffen hatte: »Den größten, zähesten und stärksten Burschen der Welt kannst du mit einem gezielten Tritt in die Eier niederstrecken.«
    Auf wackligen Beinen stolperte Pitt zu dem dahockenden Darius hinüber, der viel zu sehr damit beschäftigt war, Giordino den Garaus zu machen, als daß er auf ihn geachtet hätte. Pitt zielte und trat dann mit aller Kraft dem Griechen zwischen die Beine. Sein Fuß bohrte sich in etwas Weiches, bis ein Knochen den Schwung bremste. Darius ließ Giordinos Kopf fahren und streckte die im Schmerz verkrampften Hände in die Luft. Dann wälzte er sich auf die Seite und wand sich in stummer Qual auf dem Boden.
    »Herzlich willkommen unter den Lebenden«, sagte Pitt und half Giordino auf.
    »Haben wir es geschafft?« fragte Giordino heiser.
    »Nur knapp. Wie geht’s deinem Kopf?«
    »Darüber muß ich erst einmal nachdenken.«
    »Keine Sorge«, meinte Pitt. »Er sitzt immer noch auf deinem Hals.«
    Giordino fuhr mit den Fingerspitzen vorsichtig seinen Haaransatz entlang. »Meine Güte! Mein Schädel fühlt sich an, als hätte er mehr Sprünge als eine gesplitterte Windschutzscheibe.«
    Pitt sah sich argwöhnisch nach Darius um. Der Riese, aschfahl im Gesicht, lag zusammengekrümmt auf dem staubigen Boden und preßte die Hände auf seine Weichteile.
    »Das war’s also«, stellte Pitt trocken fest. Er half Giordino auf die Beine. »Verduften wir, ehe Frankenstein sich erholt hat.«
    In diesem Moment wurde die Türklinke niedergedrückt, und mit einem dumpfen Schlag flog die Tür auf. Pitt und Giordino erstarrten. Nun hatten sie endgültig verloren. Jeder Fluchtweg war ihnen abgeschnitten, und zu einem neuerlichen Kampf waren sie nicht mehr fähig.
    Ein großer, schlanker Mann kam hereingeschlendert. Er hatte eine Hand lässig in die Hosentasche seines eleganten, teuren Anzugs geschoben; zwischen seinen Zähnen klemmte eine langstielige Pfeife. Er machte den Eindruck eines höflichen und kultivierten Menschen.
    Eine Weile sah er Pitt nachdenklich an, dann griff er nach der Pfeife und nahm sie aus dem Mund.
    »Verzeihen Sie, daß ich hier so einfach eindringe. Ich bin Inspektor Zacynthus.«

12. Kapitel
    Pitt sah Zacynthus verblüfft an. Es war kein Zweifel möglich.
    Die nuschelnde Sprechweise, die korrekte, kurz geschnittene Frisur, das lässige Auftreten, all das wies den Inspektor eindeutig als Amerikaner aus.
    Zacynthus unterzog Pitt und Giordino einer kurzen, eingehenden Prüfung. Dann wandte er langsam den Kopf und sah hinab auf den stöhnenden Darius. Er verzog keine Miene, doch der Klang seiner Stimme verriet seine Verwunderung.
    »Bemerkenswert, wirklich bemerkenswert. Ich hätte so etwas nicht für möglich gehalten.«
    Sein Blick richtete sich wieder auf Pitt und Giordino. Eine Mischung aus Zweifel und Bewunderung lag in seinen Augen.
    »Jeder Profi-Catcher kann stolz darauf sein, wenn es ihm überhaupt gelingt, an Darius heranzukommen. Aber daß zwei so traurige Figuren wie Sie ihn zu Boden schicken, das

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